BEWAFFNUNG
(Kaliber geordnet)
9 mm Pistole M "Makarow"
Die nach dem sowjetischen Konstrukteurs Nikolai Fjodorowitsch Makarow bezeichnete „PM“ stammt aus einem 1945 ausgeschriebenen Wettbewerb für ein Nachfolgemodell der halbautomatischen Pistole Tokarew TT-33. Der Entwurf der Selbstladepistole (Rückstoßlader ohne starre Laufverriegelung) basiert auf der deutschen Walther PP im Kaliber 9 mm, die von Walther in Zella-Mehlis für die deutsche Luftwaffe entwickelt und deren Konstruktionsunterlagen 1945 von den sowjetischen Truppen erbeutet wurden. Die Handfeuerwaffe mit einem einfachen Feder-Masse-Verschluss verschießt eine speziell geschaffene Patrone (9 mm Makarow) und ist komplett aus Stahl gefräst. Die Produktion begann 1949 mit Einführung in die Rote Armee verblieb diese bis 1991 als Standard-Ordonnanzwaffe und wird sogar noch heute in den Russische Streitkräften geführt. Die Makarow gilt als sehr zuverlässige, aber - wie schon die Tokarew – auch als recht ungenaue Handfeuerwaffe. Die Makarov wurde ab 1957 in die DDR importiert. Anfangs als „9-mm Pistole M“ bezeichnet, wurde die Bezeichnung in den 1980er Jahren in „PM 9“ geändert. Eine Lizenzfertigung erfolgte von 1959 bis 1965 bei den "VEB Ernst Thälmann Werk" in Suhl. Im Gegensatz zu den typischen rotbraunen Plastikgriffschalen mit Sowjetstern aus sowjetischer Fertigung, hatten die DDR-Ausführungen schwarze Plastikgriffschalen mit durchgehendem Rautenmuster.
Linke Gesamtansicht der Pistole M aus sowjetische Produktion mit dem Sowjetstern auf der Griffschale. Die DDR-Lizenzpistolen hatten eine schwarze Griffschale mit Rautenmuster ohne Symbol. ("Handbuch für den Grenzdienst" Militärverlag der DDR, Berlin 1978)
Waffennachweis für eine Makarow-Pistole im Wehrdienstausweis eines Offiziers und rechts die Empfangskarte für die nummerngleiche Waffe mit 12 Stck. 9mm Munition. (Privatarchiv d. Verf.)
Technische Daten und Informationen:
Kaliber | 9,02x18 mm |
max. Fluggeschwindigkeit des Geschosses | 315 m/s |
Kadenz | 30 Schuß/min. |
Effektive Reichweite | 50 m |
Masse (ungeladen) | 0,73 kg |
Kampfsatz (Magazinfassungsvermögen: 8 Patronen) | 24 |
7,62 mm Maschinenpistole AK-47 "Kalaschnikow"
Die zwischen 1944 bis 1947 von Michail Timofejewitsch Kalaschnikow in Anlehnung zum deutschen Sturmgewehr 44 entwickelt sowjetische Maschinenpistole MPi AK-47 (kyrillisch: Автомат Калашникова образца für "Automatisches Gewehr Kalaschnikow") ist eine der am meisten produzierten Handfeuerwaffen weltweit. Trotz Bauartähnlichkeit ist das russische System für die Verschlussverriegelung mit dem rechts hinten gesteuerten Schalthebel (Sichern, Einzelfeuer und Feuerstöße) völlig anders gelöst als beim deutschen Sturmgewehr. Nach umfangreichen Erprobungsreihen wurde 1949 die Waffe offiziell im Dienst der Roten Armee und weiterer sowjetischen bewaffneten Organen eingeführt.
1959 wurde das AK ein weiteres Mal überarbeitet und erhielt die Bezeichnung AKM-47 („M“ für modernisiert). Das Verschlussgehäuse der neuen Waffe wurde nun im kostengünstigeren Blechprägeverfahren (vormals Gussrohling) hergestellt, was die Waffe noch robuster machte und eine erhebliche Gewichtsreduzierung um 1,16 kg zur Folge hatte. Des Weiteren erhielt das neue Model eine Mündungsmutter und eine Vorrichtung zur Verzögerung (um 0,002 Sekunden) der Vorwärtsbewegung des Schlagstücks. Diese bewirkt, dass die Schwingung der Waffe beim Dauerfeuer besser im Einklang mit der Feuergeschwindigkeit ist. Somit führt sie im Dauerfeuer zu einer spürbaren Erhöhung der Trefferdichte. Von beiden Waffen, sowohl vom AK-47 als auch vom AKM, gibt es eine S-Version (AKS, beziehungsweise AKMS) für Fallschirm-, Panzer- und Raketentruppen mit abklappbarer Schulterstütze (S steht für „skladnoj“, „zusammenklappbar“).
1974 wurde die AK-74 eingeführt. Die wichtigste Neuerung war die Umstellung auf das Kaliber 5,45 × 39 mm. Das kleinkalibrige leichte Geschoss entwickelte eine höhere Mündungsgeschwindigkeit als die alte 7,62 × 39 mm. Durch die flachere Geschossflugbahn erhöht sich die Genauigkeit und die Reichweite der Waffe. Durch das niedrigere Gewicht der neuen Patrone konnte der Schütze eine größere Munitionsmenge mitführen. Die Grenztruppen der DDR wurden mit der AK-74 jedoch nie ausgerüstet. Jedoch führten die Ergebnisse der Erprobungsphase in den GAR`ern bei den Verantwortlichhen zur Erkenntnis, dass die Schock-Tod-Wirkung der neuen Hochgeschwindigkeitsgeschosse - auch bei nicht lebensgefährlichen Verletzungen - zu einem erhöhten Tötungsrisiko im Grenzdienst führen könnten, und das die leichteren Geschosse durch Windeinflüsse oder leichte Flugbahnhindernisse (z.B. Grashalme) auf das benachbarte Staatsgebiet abgetrieben werden könnten. In beiden Fällen befürchtete die GT-Führung und der Minister f.NV negative internationale Aufmerksamkeit gegen das DDR-Grenzregime.
Ab Mitte 1956 wurde in der DDR der Lizenzproduktionszweig "Handfeuerwaffen und Munition" aufgebaut. Hauptfertigungsstätte wurde der VEB Geräte- und Werkzeugbau (GWB) im erzgebirgischen Wiesa. Bis zu 1000 Mitarbeiter fertigten jährlich über 100.000 MPi-K. Ende der 1950er stieg der „VEB Ernst Thälmann Werk“ in Suhl in die Herstellung diverser Einzelteile ein. Bis 1990 wurden hier Lauf, Gaskolben, Kompensator und Seitengewehr produziert.
Aus der Erinnerung eines Waffenunteroffiziers (Uffz. i.d. GK in Kaulitz im GR-24):
"… ich war direkt dem Hauptfeldwebel unserer Grenzkompanie unterstellt. „Hauptfeldwebel“ war bei uns kein Dienstgrad, sondern eine Dienststellung. Der Hfw. wurde scherzhaft auch "die Mutter der Kompanie" genannt. Die Waffenkammer war ein fensterloser Raum, mit zusätzlicher Gittertür, die mittels Dienstsiegel (Abdruck in Knetmasse) versiegelt wurde. Zutritt hatten: der Waffenunteroffizier, der Hauptfeldwebel und der Kompaniechef. Ein anderes Siegel als das dieser drei Zutrittsberechtigten war nicht zulässig. Der Schlüssel zur Waffenkammer befand sich in einem versiegelten Kästchen beim UvD. Bei Alarm spielte die Zutrittsberechtigung allerdings keine Rolle; die WK wurde dann i.d.R. vom UvD geöffnet. Die Tür der Waffenkammer war verschlossen und mit einem Alarmkontakt gesichert. Zusätzlich waren die Fenster vergittert und eine Gitterschiebetür vor der normalen Tür angebracht. Jede Öffnung der Waffenkammer mußte im UvD - Dienstbuch eingetragen werden und im Vorfeld vom KC bestätigt werden. Waffenkammeröffnungen während eines Alarms wurden nachgetragen. Die Bewaffnung wurde in den Grenzkompanien nur gewartet und geputzt, Reparaturen wurden im Regiment durchgeführt. Der Waffenwart in einer GK konnte nur Verschleißteile auswechseln (Trageriemen), hatte einen Gewehrkolben und ein bisschen Kleinkram als Instandsetzungsteile. Defekte Bewaffnung wurde in versiegelten Transportkisten verpackt und der Regimentswaffenwerkstatt zugestellt. Beim Transport von Waffen in den Regimentsstab wurden die Waffen auch so in versiegelten Kisten transportiert. Im Regiment gab es dazu noch eine Plombenzange, womit die Transportkisten versiegelt wurden. Im Regimentsstab gab es neben den Waffenuffz. der Stabskompanien noch den Waffenmeister; ein Berufsuffz. Ein Waffentransport wurde immer durch mindestens 2 Bewaffnete begleitet. Eine fachtechnische Instandsetzung und Prüfung erfolgte in drei verschiedenen Varianten: 1.) Instandsetzung nach besonderen Befund; diese wurde ausschließlich in der Regimentswaffenwerkstatt durchgeführt, 2.) die technische Jahresüberprüfung (TJÜ) wurde einmal im Jahr direkt in der GK durch die Regimentswaffenwerkstatt mit einer mobilen Werkstatt (LO 2002, UAZ,P3) durchgeführt und 3.) die Technische Wartung Nr. 2 (TW-2) - alle 2 Jahre; hierzu gab es in jeder GR-Waffenwerkstatt einen Satz Austauschwaffen, welche während der Prüfzeit an die GK geliefert wurde. Bei der TW 2 wurden die Waffen lehrenmäßig überprüft, komplett zerlegt, brüniert und wieder zusammengesetzt. Zu jeder Waffe gab es eine Waffenzustandskarte, hier wurde jede Reparatur nachgewiesen. Der Waffenmeister im Regimentsstab hatte eine Werkstatt, der Waffenuffz. der Kompanie nur die Waffenkammer. Die als Reserve gelagerte Munition musste in regelmäßigen Abständen "gewälzt" werden. Die persönliche Bewaffnung der Grenztruppenangehörigen wurde nummernmäßig erfasst und i.d. Regel im Wehrdienstausweis des Angehörigen eingetragen. Wenn eine Versetzung oder der Eintritt in die Reserve erfolgte, wurde diese Waffe ausgetragen und verblieb somit in der Einheit. Bei einer zeitweisen Abkommandierung in eine andere Einheit wurde die Waffe vom Angehörigen mitgenommen. Jeder bekam für seine persönliche Handfeuerwaffe (Pistole / MPi) eine Waffenkarte auf der er mit persönlicher Unterschrift den Empfang der Waffe bestätigt musste. Also wurde bei Entnahme der Waffe aus der Waffenkammer die Waffenkarte im Waffenständer hinterlegt und nach Dienstende wieder gegen die Waffe ausgetauscht. ( Waffe im Ständer - Karte am Mann / Karte im Ständer - Waffe am Mann). Solche Empfangskarten gab es für alles Mögliche ( Pistole, MPi, LMGK, Panzerbüchse, Munition für diese Waffen, Ferngläser, Handleuchtzeichen). Waffenempfangskarten wurden also je nach Bedarf ausgegeben und erneuert (Keine festen Richtlinien)…“
Vorbildlich ausgeführter MPi-Grundanschlag eines Grenzsoldat liegend freihändig, linke Hand am Handschutz und Körper in sich gerade etwas schräg zum Ziel. (Privatarchiv d. Verf.)
Auf dem Gelände einer Grenzkompanie trainieren Grenzsoldaten das Auseinandernehmen und Zusammensetzen ihrer MPi-K. (Privatarchiv d. Verf.)
Vor- und Rückseiten der Waffen- und Munitionsempfangskarten eines Grenzsoldaten der 9.GK im GR-1 in Großensee für eine MPi und 60 Stck. M43-Munition. (Privatarchiv d. Verf.)
Technische Daten und Informationen:
Kaliber | 7,62 x 39 mm (M43) |
max. Fluggeschwindigkeit des Geschosses | 715 m/s |
Kadenz | 100 Schuß/min. |
Effektive Reichweite | 400 m |
Masse (ungeladen) | 4,3 kg |
Kampfsatz (Magazinfassungsvermögen: 30 Patronen) | 300 Patronen |
7,62 mm Leichtes Maschinengewehr IMG K
Das sowjetische IMG (kyrillisch: ручной пулемёт Калашникова für „tragbares Maschinengewehr Kalaschnikow“) war seit 1961 eine wichtige und wirkungsvolle automatische Waffe für Schützengruppen. Mit ihm konnten aus Stellungen und in der Bewegung ungedeckte Gruppenziele und wichtige Einzelziele in einer Entfernung bis 800m und Luftziele in einer Höhe bis 500m bekämpft werden. Das Maschinengewehr wurde jedoch für den allgemeinen Grenzdienst nicht eingesetzt. Das IMG ermöglicht das Schießen von Einzelfeuer, Feuerstößen und Dauerfeuer. Die Munition wurde in einem Trommel- oder Stangenmagazin zugeführt. Die Patronen der MPi können auch für das IMG verwendet werden.
Für den Einsatz als leichtes MG wurde das IMG mit einem längeren und massiveren Lauf ausgestattet. Das erhöhte die Mündungsgeschwindigkeit der Geschosse und somit erhöhte sich die effektive Reichweite. Für den stabilen Anschlag verfügt die Waffe über ein klappbares Zweibein. Der Kolben ähnelt dem des RPD-44 und ist mit einem Griffansatz versehen. Damit kann der Schütze die Waffe besser in die Schulter einziehen. Die Kimme kann zur Korrektur von Windabweichungen seitlich verstellt werden, wurde aber häufig durch die Visiereinrichtung des MPi AK-47 wegen der Verschmutzung des offenliegenden Feingewindes getauscht.
Gehäuse und Verschluss sind mit der Mpi AK-47 baugleich. Das trifft auch für die in ihrer Kapazität vergrößerten Magazine des IMG K zu. Munitionsgurte sind nicht einsetzbar. Die konsequente Orientierung an der AK hat aber auch einen Nachteil. Wie beim Ausgangsmodell ist der Lauf fest montiert; verschlissene Läufe können deshalb nicht einfach ausgewechselt werden.
IMG-Schützenausbildung in der 2.KG im GR-24 in Kaulitz "Anschlag liegend" (Privatarchiv d. Verf.)
Technische Daten und Informationen:
Kaliber | 7,62 x 39 mm (M43) |
max. Fluggeschwindigkeit des Geschosses | 745 m/s |
Kadenz | 150 Schuß/min. |
Effektive Reichweite | 800 m |
Masse (ungeladen) | 5,0 kg |
Kampfsatz (Magazinfassungsvermögen: 30/40/75/100 Patronen) | 1.000 Patronen |
26,7 mm Postensignalgerät R-67
Das Singnalgerät wird zur Signalissierung des unbefugten betretens eines gesperrten Geländeabschnittes und von Objekten eingesetzt. Das Gerät hat Schußwaffencharakter aus dem Leucht- und Signalpatronen (z.B. mit dem Füllzeichen „3 Sterne rot“ = Grenzdurchbruch), Platzpatronen sowie Übungszündladung verschossen werden kann. Im Lauf werden den Leucht- und Signalsätzen der Leucht- und Signalpattrone die Flugrichtung verliehen. Bei Verwendung einer Platzpatrone oder einer Übungszündladung dient der Lauf zur Aufnahme des entsprechenden Einsatzes. Zum Aufbau des Geräts (Trichter zeigt senkrecht nach oben) im Gelände wird eine 3-beinige Gerätehalterung genutzt. Die Auslösung erfolgt über waagerecht gezogene Spanndrähte (in zwei Richtungen möglich und bis zu 50m lang), die sich i.d.R kurz hinter dem GSZ in der Sperrzone befinden. Zeitweilig nicht genutze Geräte werden in der Waffenkammer der GK im entladenen und entspannten Zustand aufbewahrt.
Links Signalgerät R-67 mit Munition und rechts der 3-Bein-Geräteständer. (Abb.: GT-Anleitung 018/1/110 vom 01.06.1986, Privatarchiv d. Verf.)
Technische Daten und Informationen:
Gerätekaliber | 26,7 mm |
Gesamtlänge | 320 mm |
max. Fluggeschwindigkeit der Granate | - |
Kadenz | - |
Höchstschußweite | - |
Masse in Gefechtsstellung | 1,25 kg |
Bedienung | 1 Mann beim Aufstellen |
30 mm Vollautomatischer Granatwerfer AGS-17
Der AGS-17 „Plamja“ (kyrillisch: автоматический гранатомёт на станке, für „lafettierter automatischer Granatwerfer“) wird als vollautomatischer, luftgekühlter Granatwerfer im Kaliber 30 × 29 mm B seit 1969 in der UdSSR erprobt und geht 1971 im Werk Moljot und Norinco in Serienfertigung. Die Munition wird aus einem offenen Metalldauergurt (29 Granaten) zugeführt. Die Granatwerfermannschaft besteht aus drei Soldaten. Die Lafette des AGS-17 ist zusammenklappbar und wird mit Trageriemen getragen. Der Werferführer trägt die Waffe, der Richtschütze die Lafette und eine Gurttrommel, der Ladeschütze zwei weitere Gurttrommeln. In der DDR wird die AGS-17 ausschließlich bei den GT und MdI eingeführt. Der genaue Zeitpunkt der Einführung in den GT und die Begründung zur ausschließlichen Nutzung in den GT- bzw. MdI-Einheiten ist dem Verfasser bisher nicht bekannt; der Verfasser bittet um Mithilfe! Die Waffe steht in den ABK der GAR und jeweils 1x in den GK des jeweiligen III.GB der GR in den GKN und -S (Mitte ?) zur Verfügung. Die Waffe dient in den GT infanteristische Unterstützungswaffe und kann auch von SPW mitgeführt werden.
Der Verfasser bittet um Mithilfe zur Nutzung eines Foto des AGS-17 in den GT für diese Web-Seite!
40 mm leichte Panzerbüchse RPG-7
Die RPG-7 (kyrillisch: ручной противотанковый гранатомёт für „Panzerbüchse“) ist bis heute eine weitverbreitete nahezu rückstoßfreie reaktive Panzerbüchse , die seit 1961 in der Sowjetunion und später in Rußland produziert wurde. Die RPG-7 entstand als überarbeitetes Nachfolgemodell der RPG-2. Die Panzerbüchse sollte zum Bekämpfen von Panzern, Selbstfahrlafetten und anderen gepanzerten Zielen eingesetzt werden. Sie konnte aber auch zur Vernichtung des Gegners in vertikaler Deckung (Häuser, Bunker u.ä.) eingesetzt werden. Aus diesen Panzerbüchsen wurden aktive reaktive Überkaliber-Hohlladungsgranaten PG7W mit hoher Durchschlagskraft verschossen. Vor dem Abfeuern wird an die Granate die hülsenförmige Treibladung geschraubt und das Projektil von vorn in das Rohr eingeführt. Beim Abzug löst sich der gespannte Schlagbolzen worauf dieser die Starttreibladung zündet. Durch die entstehenden Abbrandgase wird die Granate aus dem Rohr getrieben, danach zündet die Selbstzerlegereinrichtung und die vier Stabilisatoren klappen aus. Hinter dem Schützen muss ein umfangreicher Sicherheitsabstand von Personen und Flächen gehalten werden. Nach zehn Metern Flug zündet der Feststoffraketenmotor, die Granate wird scharf gemacht und das Projektil beschleunigt auf etwa 300 m/s (1080 km/h). Trifft die Granate nicht innerhalb von vier bis sechs Sekunden auf ein hartes Ziel, sodass es zur Detonation der Granate über den piezoelektrischen Aufschlagzünder kommt, zündet der Verzögerungssatz der Selbstzerlegereinrichtung den Gefechtskopf. Der klassische Gefechtskopf der RPG-7-Granate enthält eine Hohlladung. Trifft der Gefechtskopf auf einen harten Gegenstand auf, so entfaltet sich die Sprengwirkung gerichtet nach vorn und durchdringt bis zu 300 Millimeter Panzerstahl.
Gefechtsübung einer Ausbildungskompanie des GAR-5 in Glöwen auf dem TÜP Klietz. Im Vordergrund ein Schützenpaar (Schütze 1 mit Panzerbüchse RPG 7 und optischen Visier PGO7 Rückentragetasce mit 2 Granaten PG 7, einer 9 mm Pistole Makarow und Doppelfernglas DF 7 x 40 / später EDF 7x 40. Schütze 2 mit einer 7,62 mm MPi- KmS, Rückentragetasche mit 3 Granaten PG 7 und ggf. mit Funkgerät R 109). (dem Verf. mit freundlicher Genehmigung überlassen)
Technische Daten und Informationen:
Kaliber der Panzerbüchse | 40 mm |
Kaliber der Granate | 85 mm |
max. Fluggeschwindigkeit der Granate | 300 m/s |
Kadenz | 4-6 Schuß/min. |
Effektive Reichweite | 330 m |
Masse der Panzerbüchse mit optischen Visier | 6,3 kg |
Kampfsatz | 20 Granaten |
73 mm schwere Panzerbüchse SPG-9
Die SPG-9 Kopje (kyrillisch: станковый противотанковый гранатомёт für "Granatwerfer zur Panzerabwehr auf Lafette) ist ein 1963 in die Bewaffnung der Sowjetarmee aufgenommenes rückstoßfreies Geschütz. Die Waffe vereint die Eigenschaften eines Granatwerfers und einer Panzerabwehrwaffe und wurde in motorisierten Schützen- und Luftlandeeinheiten zur Bekämpfung von gepanzerten Fahrzeugen, Feldbefestigungsanlagen und ständigen Kampfanlagen, zum Niederhalten und Vernichten von Truppen innerhalb und außerhalb von Deckungen und zum Schaffen von Gassen in Drahthindernissen eingesetzt. Die NVA führt die Waffe ab 1969 in den Panzerabwehrzügen der motorisierten Schützenbataillone ein. Den Trägeraufbau auf IFA P3 bzw. UAZ-469B gibt es ausschließlich in der DDR und wird usschließlich bei den Fallschirmjägern, bei den GT (hier i.d.R. in den Waffenzügen der III.GB der jeweiligen GR) und in VP-Bereitschaftseinheiten verwendet. Um das SPG in Gefechtslage zu bringen muss das gesamte Verdeck des UAZ/P3 zeitaufwendig demontiert werden. 1981 stellt das Neuererkollektiv "Tschuldschung" des GR-24 bei einer MMM-Ausstellung im GKN ein neuartiges Faltverdeck vor, welches in den 1980er Jahren im Truppendienst eingeführt wird.
Besatzung eines UAZ-469B mit aufmontierter SPG-9 des GAR-7 bei einer Gefechtsübung im Gelände. (Privatarchiv d. Verf.)
Technische Daten und Informationen:
Kaliber der Panzerbüchse | 73 mm |
Kaliber der Granate | 70 mm |
max. Fluggeschwindigkeit der Granate | 435 m/s |
Kadenz | 5-6 Schuß/min. |
Effektive Reichweite | 800 m |
Masse der Panzerbüchse mit optischen Visier | 63,9 kg |
Kampfsatz (60x Hohlladungsgranaten PG-9W und 12x Splittergranaten OG-9W) | 72 Granaten |
76 mm Kanone M1942
Die 76-mm-Divisionskanone ZiS-3 (kyrillisch 76-мм дивизионная пушка обр. 1942 г. - ЗиС-3) ist eine sowjetische Feldkanone der Divisionsartillerie, die während des Zweiten Weltkriegs in der Roten Armee stark verbreitet ist. 1940 konzipierte der Chefkonstrukteur W. G. Grabin der Stalinwerke die Kanone als leichtes Feldgeschütz mit der Eigenschaft die Waffe auch direkt gerichtet als Panzerabwehrgeschütz nutzen zu können. Insgesamt werden ca. 103.000 Exemplare hergestellt. Aufgrund ihrer leichten und schnellen Handhabbarkeit, Verfügbarkeit und Bedienfreundlichkeit wurde die Waffe immer weiter in die Rolle der Panzerabwehrkanone gedrängt. Als Weiterentwicklung der SiS-3 wird die Feldkanone 85-mm (D-44) mit einem Kaliber von 85 mm folgen. Die Einsatzmöglichkeiten sind:
- Vernichtung lebender Kraft des Gegners innerhalb und außerhalb von Deckungen
- Vernichtung und Niederhalten der Feuermittel des Gegners
- Vernichtung von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen des Gegners
- Zerstörung von Drahtsperren
- Zerstörung leichten Deckungen und Schießscharten von Erd, Holz- und Betonbunker
Die ZiS-3 wird von den deutscher Wehrmachtssoldaten im Zweiten Weltkrieg als „Ratsch-Bumm“ bezeichnen, da durch das lange Rohr dieser Kanone das Geschoss Überschallgeschwindigkeit erfährt und die Flugbahn sehr flach ist, was zu einem typischen Abschussgeräusch führt; bei der üblichen Kampfentfernung von etwa 2.000 m konnten Abschussknall und Einschlag nahezu nicht auseinandergehalten werden.
In Feuerstellung wird diese ZiS-3 bei einer Gefechtsübung der DGP im November 1956 von einem Ladeschützen bestückt. Der Geschützführer und Richtsschütze (Munitionssschütze nicht im Bild) warten auf das Feuerkommando. (Privatarchiv d. Verf.)
Technische Daten und Informationen:
Geschützkaliber | 76,2 mm |
Gesamtlänge | 5,67 m |
max. Fluggeschwindigkeit der Granate | 680 m/s |
Kadenz | 7-10 Schuß/min. |
Höchstschußweite | 13.290 m |
Masse in Gefechtsstellung | 1.150 kg |
Bedienung | 4 Mann |
85 mm Kanone D-44
Eine D-44 in Feuerstellung auf dem LaSK-TÜP Klietz. (dem Verf. mit freundlicher Genehmigung überlassen)
Flammenwerfer FLP 50
Der Verfasser bittet um Mithilfe zu Abbildungen und technischen Daten.
Quelle:
- "DV-20/11 - Vorschrift zu den Schützenwaffen", Ministerium f.NV, Berlin - 1963
-"A-018/1/110 - Signalgerät R-67" - 1986
- "Handbuch für den Grenzdienst" Militärverlag der DDR, Berlin - 1978
- Wilfried Kopenhagen "Die Landstreitkräfte der DDR" Motorbuch Verlag, Stuttgart 2003