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Die Grenzen der DDR
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Grenzsicherung

"Die Sicherung der Staatsgrenze ist Bestandteil der Maßnahmen der Landesverteidigung der Deutschen Demokratischen Republik. Sie ist darauf gerichtet, die Unantastbarkeit der Staatsgrenze unter allen Lagebedingungen zu gewährleisten ... Die Sicherung der Staatsgrenze umfasst:

a.) die Grenzsicherung an der Staatsgrenze zur BRD und zu Westberlin,

b.) die Grenzüberwachung an der Staatsgrenze zur Tschechoslowakischen Sozialistischen Republik und zur Volksrepublik Polen."

DV 318/0/001 der Grenztruppen   

Vorschriftsmäßige Bewegung eines Postenpaares im Grenzgebiet der 6.GK/GR-8 in Lenzen (Privatarchiv d. Verf.)
 

Ziele der Grenzsicherung 

  • Die Staatsgrenze der DDR ununterbrochen und zuverlässig zu sichern.
  • Grenzdurchbrüche nicht zuzulassen und eine Ausdehnung von Provokationen auf das Hoheitsgebiet der DDR zu verhindern.
  • Die Sicherheit und Ordnung im Grenzgebiet zu gewährleisten.
  • Den Grenzabschnitt im Falle eines bewaffneten Überfalls standhaft und aktiv zu verteidigen und eingedrungene gegnerische Kräfte gefangenzunehmen oder zu vernichten.


Arten der Grenzsicherung

  • Die normale Grenzsicherung wurde durchgeführt, wenn im Grenzabschnitt und im Grenzgebiet des Gegeners keine erhöhte Aktivität des Gegeners zu erwarten  war und die Aufgaben zur Grenzsicherung bei normaler Auslastung der Kräfte erfüllt werden konnte.
  • Die verstärkte Grenzsicherung wurde durchgeführt, wenn im eigenen Grenzgebiet oder im Grenzgebiet des Gegeners eine erhöhte Aktivität gegenerische Kräfte zu erkennen oder zu erwarten war oder die entstandene Lage eine Erhöhung der Dichte an Kräften und Mittel im Grenzabschnitt und eine Veränderung des Dienstsystems erforderlich machten.
  • Die gefechtsmäßige Grenzsicherung sollte in Spannungsperioden, in Erwartung sowie bei Beginn einer Agression des Gegeners und im Verlaufe eines Krieges durchgeführt werden.

 

Methoden der Grenzsicherung

Die Methodik zur Grenzsicherung beschäftigte sich mit der Organisation und Führung von Verbänden der Grenztruppen. 

Direkt an der Grenze waren Grenzkompanien in festen Kompaniegebäuden disloziert. Diese Kompanien bestanden aus vier Zügen, jeder Zug hatte zwei Gruppen mit seinem dazugehörigen Gruppen- bzw. Zugführer sowie dessen Stellvertreter. Rund um die Uhr hatte ein Zug einer Kompanie einen Grenzabschnitt zu sichern. Somit hatte die Kompanie den  lückenlosen 24-Stunden-Dienst an den vier Grenzabschnitte mittels Früh-, Nacht- oder Spätschicht zu gewährleisten.  

 

 

Mittel der Grenzsicherung

Unter den Mitteln der Grenzsicherung verstand das MfNV Verhaltensweisen und Anlagen, die der Sicherstellung und Absperrung der Demakationslinie und der späteren Staatsgrenze dienten. Der Grenzdienst umfaßte alle Handlungen der Einheiten und Kräfte im Postenbereich, Sicherungsabschnitt oder Grenzabschnitt zur Durchsetzung der Rechtsvorschriften,  der militärischen Bestimmungen sowie die ununterbrochene Führung und Erfüllung von Aufgaben zur Sicherstellung der Grenzsicherung. Der Grenzdienst war auf Grundlage des Befehls zur Grenzsicherung ("Vergatterung") durchzuführen. Er beginnt mit der Erteilung des Befehls zum Grenzdienst und endet mit der Meldung an den Vorgesetzten nach Rückkehr der Einheit oder Kräfte in der Kaserne.

 

  • Sicherung des Staatsgrenze durch den Grenzdienst
  • Die Grenzsicherung im Grenzabschnitt des GR wurde durch die Staatsgrenze, die Trennlinie und den Verlauf des Grenzgebietes begrenzt. Gleiches galt für das GB. Der Grenzabschnitt der GK wurde durch die Staatsgrenze, der Trennungslinie und dem Verlauf des Schutzstreifens begrenzt. Der Sicherungsabschnitt war Teil des Grenzabschnittes des GR oder GB, in dem eine Einheit oder mehrere Einheiten zum Grenzdienst eingesetzt worden. Der Sicherungsabschnitt ist vom Regimentskommandeur festzulegen und wurde durch die Staatsgrenze, die Trennlinie und den Verlauf des Schutzstreifens begrenzt. Seine Breite war von den torpographischen Bedingungen der Lage und der Aufgabe abhängig. Zur Erfüllung der Grenzsicherung führte das GR mit seinen Einheiten folgende taktische Handlungen durch => Sicherung des Grenzabschnittes / Abbriegelung / Verfolgung / Suche / Einkreisung / Hinterhalt / Blockierung / Angriff / Verteidigung.
  • Die Grenzsicherung an Grenzgewässern hatte durch den land- und wasserseitigen Einsatz der Kräfte (Grenzkompanie und Bootseinheiten) unter Berücksichtigung der taktischen Erfordernisse und der hydrologischen Bedingungen zu erfolgen. In Erwartung einer geschlossenen Eisdecke oder von Niedrigwasser war ein Entschluss für den zusätzlichen Einsatz von Kräften und Mitteln zu fassen.
  • Die Sicherung der Grenzübergangsstellen war Bestandteil der Grenzsicherung aber war jedoch nicht dem Regimentskommandeur des betreffenden Grenzabschnittes unterstellt. Die GÜST wurden durch eigenständige Einheiten (MfS in Grenztruppenuniform) gesichert.
  • Grenzaufklärung (Kontroll- und Observierungstechnik)

 

Fotoaufnahmen (Vorder- und Rückseite) eines Grenzaufklärers der Grenztruppen der DDR - Oben: Kontaktaufnahme eines BGS-Beamter durch Zeigen einer Schlagzeile einer bekannten bundesdeutschen Tageszeitung gegenüber eines Grenzaufklärers der Grenztruppen am 07.06.1977. Die Schlagzeile betrifft das Länderspiel  Argentinien - Deutschland mit dem Ergebnis 1:3 in Buenos Aires am 05. Juni 1977. Unten: Provokation britischer Armeeangehöriger gegenüber DDR-Grenzaufklärer mittels erotischem Journals und obszöner Gestik am 23.08.1977 im Bereich der Bundesstraße 1 unweit des GÜST Marienborn (Privatarchiv d. Verf.).

 

  • Die Beobachtung wurde von den eingesetzten Beobachtungsposten und von der Führungsstelle aus im Gelände verwirklicht. Zur Nachtzeit wurden ausgebildete Kräfte mit Nachtsichtgeräten eingesetzt.
  • Der Horchdienst wurde bei Nacht und bei begrenzter Sicht an dafür geeigneten Geländepunkten so Nahe wie möglich am Gegener und in Annäherungsrichtung von Grenzverletzter durchgeführt.
  • Die Befragung der Bevölkerung im Grenzgebiet wurde im Interesse der Grenzsicherung sowie zur Aufrechterhaltung der Sicherung und Ordnung im Schutzstreifen Angaben (z.B. Anzeichen von Grenzdurchbrüchen oder deren Vorbereitung, Illegaler Aufenthalt oder Eindringen im Schutzstreifen / Sperrzone, Kontaktaufnahmen zw. Personen auf dem Gebiet der DDR und der BRD) eingebracht.  Befragungen an Grenzverletzer wurden ausschließlich nach Zuführung durch einem zuständigen Mitarbeiter des MfS durchgeführt.
  • Durch Studium von Dokumenten und Ausrüstungsgegenständen sowie anderen Mitteln und Gegenständen, die an der Staatsgrenze und im Grenzgebiet gefunden und sichergestellt wurden und die mit vorbereiteten oder erfolgten Handlungen gegnerischer Kräfte oder Grenzverletzter, wurden die Absichten, Handlungen und Methoden ermittelt. 
  • Scheinwerfer u.a. Beleuchtungsanlagen
  • Diensthunde (Fährten-, Wach- und Schutzhunde)
     
  • Pioniertechnische Sicherung (Ausbau, Instandhaltung und Instandsetzung von Sperrelemente, Signal- und Sicherungsanlagen)
  • Grenzsäulen
  • vordere Sperr- und Sicherungselemente (z.B. Sperranlage 501)
  • Kfz-Sperrgräben oder Höckersperre
  • Kontrollstreifen
  • Kolonnenweg
  • Führungsstelle
  • B-Türme, Postenhäuser, Erdbeobachtungsstellen (Zweimannbunker)
  • Brücken- und Wassersperren
  • Grenzsignalzaun
  • Hinterlandssicherungszaun oder Hinterlandsmauer
  • Lichttrassen

 

  • Signal- und Nachrichtentechnische Anlagen (Sprech- und Signalanlagen)
  • Postensignalgeräte (z.B. Signalgerät R-67 geladen mit Platzpatrone M-43 oder Übungszündladung UPG-8)
  • Grenzsignalzaunelektronik
  • Grenzmeldenetz (4Stck./km Sprechstellen freundwärts am Kollonenweg, in allen Beobachtungstürmen und Führungsstellen, an den Grenzzauntoren und allen wichtigen pionier-, signal- und nachrichtentechnischen Anlagen in der Tiefe des Schutzstreifens) 
  • Nachrichtenanlagen der Beobachtungstürme, Führungsstellen und Kasernen, neben dem Grenzmeldenetzt wurden verschiedenartige UKW-Fungeräte und -anlagen eingesetzt.

 

  • Rückwärtige Sicherstellungen (materiell, technisch, medizinisch, chemisch)
  • Die materielle Sicherstellung von Munition, Treib- und Schmierstoffe und Verpflegung  erfolgte i.d.R. vom GR zu den Einheiten im Einzel- und Kolonnentransport.
  • Die technische Sicherstellung hatte das Ziel, die Kfz- und Panzertechnik, die Bewaffnung, Pionier- und Nachrichtentechnik sowie alle andere eingestzten technischen Mittel ständig einsatzbereit zu halten und diese bei Ausfall oder Beschädigung zeitgerecht instand zu setzen.
  • Die medizinische Sicherstellung hatte das Ziel, die Dienstfähigkeit der Angehörigen der Grenztruppen zu erhalten und wiederherzustellen, ihre Gesundheit zu Schützen, der Entstehung und Ausbreitung von Krankheiten vorzubeugen, den Geschädigten und Kranken rechtzeitig medizinische Hilfe zu erweisen und ihren Transport zur Behandlung in medizinischen Einrichtungen zu gewährleisten.
  • Die chemische Sicherstellung war Teil des Truppenschutzes vor Massenvernichtungsmitteln. Sie musste ununterbrochen organisiert sein, um Schädigungen vor den Restwirkungen von Kernwaffenschlägen, der Wirkung von chemischen Kampfstoffen, Sabotagegiften und Brandmitteln zu verhindern sowie deren Auswirkungen auf die Gefechtsbereitschaft der Stäbe und Einheiten zu vermindern. 
     

Quelle:

- Peter Joachim Lapp "Gefechtsdienst im Frieden", Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1999

- Dienstvorschrift DV 318/0/001 der NVA, 1972

- Handbuch für den Grenzdienst, Militärverlag der DDR, Berlin 1978

grenzkommando@aol.de