VERGESSENE ORTE

(Von Nord nach Süd geordnet)

 

Bardowiek (Mecklenburg-Vorpommern)

 

Unweit von Lübeck befindet sich an der Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern eine wenig bekannte Dorfwüstung. Bis auf ein schlankes, hohes Transformatorenhaus und ein paar auffälligen rot-weißen Markierungsstäbe lässt sich bei einem flüchtigen Blick zunächst nichts Nennenswertes östlich der Landstraße zwischen Selmsdorf (ehemaliger Standort des I. Bataillon der Grenztruppen der DDR) und Lüdersdorf entdecken. Die alte Transformatorenstation (Bj. um 1920) ist das einzig erhaltene Bauwerk eines ehemaligen lebendigen Dorfs. Im Dreißigjährigen Krieg wird das 1292 erstmals erwähnte Bardowiek weitgehend zerstört. 1648 wird der zerstörte Ost aber wieder aufgebaut. Zur DDR-Zeit leben hier etwa 40 Dorfbewohner in der 5 km tiefen Sperrzone an der Grenze zur Bundesrepublik. Wie für dutzende anderer Ansiedlungen im Grenzgebiet(z.B. Lankow, Wahlstorf, Neuhof, Billmuthausen, Erlebach und Kaulsroth) beginnt mit Ende des II. Weltkrieges eine langsam voranschreitende  staatlich geplante - Verödung und Unterentwicklung. 1977 beginnt der behördlich durchgesetzte Abriss der ersten längst verlassenen Höfe. Kurioserweise erst wenige Monate vor der Wende soll 1989 das letzte Gebäude von Bardowiek eingeebnet werden. Gleich nach der Wende wollten die ehemaligen Bewohner das Dorf trotz Widerstand der öffentlichen Hand wieder aufbauen. Aus Gründen übergeordneter Landesplanung unterliegen die Aufbaubefürworter aber bis heute bei gerichtlichen Auseinandersetzungen. Dennoch führt der Bardowiek eine Postleitzahl (23923) und eine Adresse (An der Kreisstraße 1). Im Mai 2007 entsteht vor Ort eine Installation des Künstlers Wanja Tolko (Rostock); rot-weiße Markierungsstangen lassen den ehemaligen Standort des „Kuhlmannschen Hauses“ lebendig werden. 

Die ehemalige Trafostation und der Löschwasserteich von Bardowiek - Januar 2015. (Privatarchiv d. Verf.)


Stresow(Sachsen-Anhalt)

 

18 Kilometer nordwestlich von Seehausen an der heutigen Landesgrenze zwischen Niederachsen und Sachsen-Anhalt liegt Stresow.1310 erstmalig Urkundlich erwähnt, im dreißigjährigen Krieg zerstört und geplündert. Kurios, bis 1945 gehört Stresow verwaltungstechnisch zu Aulosen(Sachsen-Anhalt);  schulisch und kirchlich zu Schnackenburg (Niedersachsen). Die rund 100 Dorfbewohner befinden sich in den frühen 1950er Jahren im 500 Meter breiten Schutzstreifen. 1952 beginnt die staatlich geplante Umsiedlung dieser Bewohner in andere Regionen welche sich bis 1974 vollzieht; gleichsam werden die ca. 30 Wohn- und Wirtschaftsgebäude Zug um Zug im Rahmen der „Aktion Ungeziefer“ eingeebnet.

Seit 1997 befindet sich ein Gedenkstein am ehemaligen Ortseingang, sowie eine Außenanlage des Grenzlandmuseums Schnackenburg in unmittelbarer Nähe. 

 

 

UA-58365312-1