GRENZREGIMENT - 36 "Helmut Poppe"

(Dislozierungen um 1985)

 

Ort der Unterkunft:

1134 Berlin-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF 85926 (Siegel-Code 936)

 

Ehrenname:

Der Ehrenname "Helmut Poppe" wird dem TT am 1. Dezember 1987 verliehen.

 

Grenzabschnitt:

Nördlich zum GR-35 im Bereich "Eberswalder Straße" bis südlich zum GR-33 im Bereich "Landwehrkanal/Neukölner Schifffahrtskanal".

 

Kommandeure:

 

Oberst Günter Leo (1985 – 1986)

Oberstleutnant Frithjof Palm (1986 – 1987)

Oberstleutnant Friedrich Reisener (1987 - 1987)

Oberst Krätz (1987 – 1990) 

Kollektivauszeichnung: "Verdienstmedaille der NVA in Bronze" an die 3. Gruppe des 3. Zuges der 1. Kompanie anlässlich der Verdienste im sozialistischen Wettbewerb im Ausbildungsjahr 1963/64. Zur Verleihungszeit trug das GR noch die Nr. 35 und war der 1. Grenzbrigade unterstellt. Die Urkunde trägt die Originalunterschrift des MfNV - Armeegeneral H. Hoffmann. Rechts das große Siegel (d=38mm) des GR-36.  (Privatarchiv d. Verf.)

 

Die bauliche Erschließung des nördlich am Rummelsburger See gelegenen Standorts des GR-36 begann 1854 mit der südöstlichen Bebauung des "Städtisches Friedrichs-Waisenhaus" für ca. 500 Kinder in „Backsteinkunst Berliner Schule“. Der Waisenkinderbetrieb wurde bis 1949 in - zum Teil stark kriegsbeschädigten - Restgebäudeteilen weiter betrieben. Südlich von diesem Sozialgebäude entstand 1877 das „Arbeiterhaus Rummelsburg“ mit ca. 15 Einzelgebäuden. Hier wurden sogenannte „Arbeitsscheue“ beherbergt und umerzogen. In der NS-Zeit wurden mutmaßliche „psychisch Abwegige“ interniert. Bis 1951 erfolgte die Weiternutzung als Arbeiterhaus. 1953 wurde dieser Gebäudekomplex als Jugendvollzugsanstalt für ca. 900 Häftlinge umgebaut. Später sitzen politische Häftlinge bis zur Amnestie Ende 1989 ein.

Die besonders günstige Lage des nordwestlichen Grundstücksteils mit unmittelbarer Grenznähe zu Kreuzberg und dem direktem Spreezugang lassen an dem Standort schon 1949 erste grenzpolizeiliche Baracken entstehen. Nach dem pioniertechnischen Ausbau der Berliner Grenze befindetet sich die IV.Grenzabtl. der 1. GBr am Standort. 1968 erfolgt die Inbetriebnahme der völlig neu entstandenen Unterkunfts-, Stabs- , Wirtschafts-, Technik-, Garagen- und Schuppen- sowie Klubgebäuden, Munitionsbunker und Hundezwinger für das  GR-35 (später im November 1985 „GR-36“) mit Standort der Bootskompanie der 1. GBr (Bootsstützpunkt) in standardisierter Typenbauweise. Zeitgleich sind aber noch Teile der Einheit (Artillerie- und Granatwerferbatterie sowie GÜSt-SiK) in Berlin-Niederschönhausen untergebracht. Die Belegungskapazität ist mit 1.400 AGT kalkuliert. Das GR-36 wird am 18. Nov. 1985 auf Befehl Nr. 63/85 des MfNV und der Anordnung Nr. 16/85 des Chefs der GT am Standort Berlin-Rummelsburg neu aufgestellt. Die Neuformierung erfolgt im Wesentlichen mit Einheiten des aufgelösten GÜSt-SiR-26 in B.-Niederschönhausen. Es werden vier SiK und der Stab übernommen. Die fünf GK und die Bootskompanie werden aus den Grenzregimentern-33, -34, -35 und GR-42 herausgelöst und als geschlossene Einheiten dem Grenzregiment-36 angegliedert.  In Rummelsburg sind von Anfang an alle fünf dem GR zugeordneten GK neben einer Vielzahl von weiteren Untereinheiten direkt untergebracht, Besonders hervorzuheben ist hier die Bootskompanie sowie nahezu alle Sicherungseinheiten für die GÜSte im Zentrum Berlins. Das GR-36 verfügt über keinerlei SPW-Fahrzeuge; alle anderen GR`er im GKM führen je 62 SPW (Typ PSH).  Der Kasernenstandort erhielt im Jahre 1969 den Namen "Nikolai-Bersarin-Kaserne". Am 23. Nov. 1985 übergab der Chef der GT, Generalleutnant Klaus-Dieter Baumgarten, die Truppenfahne an den Kommandeur des GR-36. Am 8. Mai 1989 wird auf Befehl Nr. 31/89 des Kommandeurs des GKM die GK „Sicherungsraum Brandenburger Tor" (Reichstagsufer bis Ebertstraße) in Rummelsburg aufgestellt, die wiederum mit Bef. 14/90 CGT am 1. April 1990 aufgelöst sein wird.  Am 1. Dez.1989 erhielt das GR-36 den Ehrennamen "Ernst Zinna" verliehen. Bis zum 20. März 1990 wird das GR-36 auf Grundlage des Übergangsstellenplanes vollständig umformiert sein. Hierzu werden die Pass- und Fahndungskräfte der Pass-Kontrolleinheit vom GR-36 übernommen und als Passkontrolleure an den GÜSt eingesetzt. Auf Grundlage der Anordnung des Leiters des GKM erfolgt von nun an eine Grenzüberwachung. Im Abschnitt Eberswalder Straße gewährleisteten bis zum 30. Juni 1990 vier Grenzwachen und ein Grenzbootskommando den Schutz der Staatsgrenze der DDR zu Berlin (West). Das Grenzbootskommando ist hauptsächlich für die Bergung und Rettung im Unterstellungsverhältnisses des GÜSt-Bereiches „Oberbaumbrücke“ tätig. Ab Februar 1990 sowie Ende März 1990 wird mit der Demontage der Grenzanlagen begonnen. Für den Abbau und Rückbau der Sperranlagen formierte sich die PiK-26. Der Magistrat von Berlin öffnete auf Befehl Nr. 25/90 des Kommandeurs des GKM die grenzüberschreitenden Straßen. Am 1. Juli 1990 fällt die Personen- und Zollkontrolle in Berlin und an der innerdeutschen Grenze weg. Damit ist die Aufgabe des GR-36 zur Grenzüberwachung und Grenzkontrolle beendet. Bei Auflösung der GT 1990 wird der Kasernenstandort zunächst von der Bundeswehr übernommen aber schon bald aufgegeben und abgetragen. Heute ist ausschließlich die historische Gebäudesubstanz der Bauten des Waisenhauses und des Arbeiterhauses neben neu entstandenen Wohn- und Büroquartierbauten präsent.  An eine militärische Nutzung durch die GT erinnert am Standort heute nichts.

Links: Enthüllung des Namensschild der "Nikolai-Bersarin-Kaserne" in Berlin-Rummelsburg durch den Stadtkommandanten Berlins GM Helmut Poppe. Rechts: Gäste auf der Ehrentribüne zur Verleihung des Kasernennamens des GR-35 (spärer GR-36) am 29. September 1969; 3.v.l. der Militärattaché der Botschaft der UdSSR Generalleutnant W. Winogradow, 2.v.r. GM Helmut Poppe und ganz rechts 2. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin - K. Naumann. (Quelle: "Volksarmee" - Oktober 1969)  

Bezeichnung

Adresse 
 PostfachSiegelcode
1.GK "Siegfried Widera" (?)1134 Berlin-Rummelsburg, Hauptstraße 7??
2. Grenzkompanie1134 Berlin-Rummelsburg, Hauptstraße 7??
3. Grenzkompanie1134 Berlin-Rummeldburg, Hauptstraße 7? ?
4. Grenzkompanie 1134 Berlin-Rummelsburg, Hauptstraße 7  ?
5. Grenzkompanie 
1134 Berlin-Rummelsburg, Hauptstraße 7? ?

Nordöstlicher Blick auf die Bernauer Straße mit dem Turm der Kapelle der Versöhnung, eines der berühmten Grenzabschnitt des GR-36. Der auf Ost-Berliner Seite stehende Kirchturm wurde erst 1985 gesprengt. Heute befindet sich an dieser Stelle ein sakraler Neubau und gegenüber eines der wichtigsten Gedenkstätten zum Mauerbau, das Dokumentationszentrum Berliner Mauer in der Bernauer Straße. (Privatarchiv d. Verf.) 

Der Postenbereich des SiZ „Brandenburger Tor“ (Tarnname: Schallplatte) liegt seit dem 10. Oktober 1966 im Verantwortungsbereich des GR-33. Ab 1971 ist der SiZ neben dem SiZ "Bahnhof Friedrichsraße" dem SiR-26 in Niederschönhausen und ab 1985 dem GR-36 in Rummelsburg zugeordnet. Ab 1985 bildet das Sonderobjekt "Brandenburger Tor" den kleinsten innerstädtischen Grenzabschnitt mit einer selbstständigen Einheit. Die zuständige FÜSt mit Büro- und Sozialräumen sowie einer Grenzverletzerzelle ist ursprünglich in einem Seitentorhaus des BBT untergebracht. Im Zuge der Einrichtung des Informationszentrums der SKB um 1964 wird die FÜSt im nördlichen Bereich des südöstlich vom BBT gelegenen Restgebäude des alten Adlon-Hotels (rechte Abb.) neu untergebracht. Hier befinden sich östlich die Gebäudeteile eines Hotels – später eines Internats für Berufsschüler - und westlich die Räume der Akademie der Künste. 1988 entsteht unweit des BBT im fünften Geschoss der nördlich gelegenen "Kammer der Technik" in der Clara-Zetkin-Straße eine weitere FÜSt mit Direktunterstellung des GKM; auch die Organisation 2000 hat hier Diensträume mit direktem Blick auf das BBT.  (Privatarchiv d. Verf.)

  

  • Nachrichtenzug-36, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • GÜSt-Eisenbahn "Bahnhof Friedrichstraße", 1000 B.-Mitte, Friedrichstraße, PF (?)
  • GÜSt-Straße "Chausseestraße", 1000 B.-Mitte, Invalidenstraße 68, PF (?)
  • GÜSt-Straße "Invalidenstraße", 1000 B.-Mitte, Invalidenstraße 68, PF (?)
  • GÜSt-Straße "Friedrichstraße", 1000 B.-Mitte, Mauerstraße 92, PF (?)
  • GÜSt-Straße "Heinrich-Heine-Straße", 1000 B.-Mitte, Heinrich-Heine-Straße, PF (?)
  • GÜSt-Personen "Oberbaumbrücke", 1000 B.-Mitte, Heinrich-Heine-Straße, PF (?)
  • GÜSt-Straße "Sonnenallee", 1195 B.-Baumschulenweg, Sonnenalle, PF (?)
  • GÜSt-Wasser "Marschallbrücke", 1000 B.-Mitte, Friedrichstraße, PF (?)
  • GÜSt-Wasser "Osthafen", B.-Friedrichshain, Heinrich-Heine-Straße, PF (?)
  • 1.-4. GÜSt-Sicherungskompanie, B-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Sicherungszug "Brandenburger Tor", B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Aufklärungszug, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Regim.-Medizinischer-Punkt, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Kfz-Transportzug, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Kfz-Instandsetzungsgruppe, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Waffeninstandsetzungsgruppe, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Pionierzug, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Diensthundestaffel, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Wachzug, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?) 
  • Taucherzug, B.-Rummelsburg, Hauptsraße 7, PF (?)
  • Bootskompanie, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Verpflegungsgruppe, B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?)
  • Regimentslager,  B.-Rummelsburg, Hauptstraße 7, PF (?) 

Grenzsicherungsboot Nr. 136 (Typ GSB 066 des VEB Schiffswerft Rechlin/Müritz) der Bootskompanie  des GR-36 in Berlin-Rummelsburg auf der Spree – Blickrichtung Nord. Das Bild entstand unmittelbar in der Nähe der Andreas-/Holzmarktstraße am Ostbahnhof (rechts vom Bild). Links ist der damals zerstörte Brückenpfeiler (Fritz-Heckert-Straße ./. Andreasstraße)  in unmittelbarer Nähe zur Staatsgrenze nach Berlin-West (Kreuzberg) zu erkennen. Fotoabbildung aus einer Bildmaterialmappe der politischen Verwaltung der GT der DDR um 1975 - mit freundlicher Genehmigung der Privatsammlung C. Tiedemann). 

 


Quellen:

 

- NVA-Standortdatenbank "Militärgeschichtliches Forschungsamt" in Potsdam

- Jochen Maurer "Dienst an der Mauer" Ch. Links verlag, Berlin 2011 

- Axel Klausmeier "Hinter der Mauer" Ch. Links Verlag, Berlin 2012

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