GRENZABSCHNITTSKOMMANDO "HERMANN GARTMANN" - VR Polen, Frankfurt/Oder

Bitte beachten Sie, dass die militärische Organisation und Gliederung der GT nicht in einem abgeschlossenen Zeitrahmen erschaffen wurde. Vielmehr ist das Organisationsgebilde über Jahrzehnte gewachsen und einem stetigen Wandel und der damit verbundenen Umorganisation unterworfen gewesen. Bei den hier erfolgten Standortnachweisen geht der Verfasser von den Dislozierungen zu Mitte der 1980`er aus. Für Korrekturen und weiterführende Präzisierungen dieser Angaben ist der Verfasser dankbar und bittet um Ihre Mithilfe.

 

Grenzabschnittskommando VR Polen "Hermann Gartmann", 1200 Frankfurt/Oder, Kopernikusstraße, PF 81004, Siegelcode 906

Der Ehrenname "Walter Breitfeld" wird am 1. Dezember 1988 verliehen.

 

Kommandeure:

Der Verfasser bittet um Mithilfe zu Angaben!

Oberst Beutner (von -1983 - bis ?) 

Oberst Lehmann (von ? - bis ?) 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Abdruck des großen Dienstsiegel der Grenzbrigaden an der sozialistischen Grenze (sogenannte "Friedensgrenzen") zur VR Polen. Das Siegel ist mit der "1" dem Chef der Grenzbrigade VRP zugeordnet. (Privatarchiv d. Verf.)

 


 

Grenzüberwachung zur Volksrepublik Polen 1946-1970

Auf Anweisung der sowjetischen Truppen organisiert ab 1946/47 die GP des Landes Brandenburg und Sachsen die Grenzüberwachung an der Ostgrenze der sowjetischen Besatzungszone zwischen Swinemünde (Usedom) und Zittau. Hauptanstrengung der Überwachung ist die Unterbindung von Schmuggel, illegalem Grenzübertritt und Aktivitäten bürgerlichen Widerstandsbewegungen in Polen durch Kontrollposten des Zollaufsichtsdienstes (Deutsche Zentralfinanzverwaltung).

Damals existiert in Polen Widerstandsbewegungen gegen die herrschenden Kommunisten, die Verbindungen in den Westen aufrechtzuerhalten versuchten. Diese antikommunistischen Partisanen der "Nationalen Streitkräfte" (NSZ) sind bis 1947 aktiv. Eine bemerkenswerte Aktion der lokalen Gruppe "Unabhängige Brigade Kielce" unter der Führung von Hauptmann Antoni Heda ist die am 5. August 1945 erfolgte Erstürmung der Haftanlagen in der bischöflichen Residenzanlage in Kielce (seit 1939 ehemaliges Gestapo-Gefägnis und ab Januar 1945 vom sowjetischen NKWD und schließlich bis 1956 von der polnischen Staatssicherheit [MBP / UB] genutzt). Bei dieser Erstürmung konnten hunderte Gefangene befreit werden.

Am 6. Juli 1950 schließt die Regierungen der DDR mit der Republik Polen (Gründung 1944 mit Namensgebung zur „Volksrepublik“ im Jahre 1952) ein „Abkommen über die Markierung der festgelegten und bestehenden deutsch-polnischen Staatsgrenze“ (sog. "Görlitzer Vertrag"). Ab ca. 1950 werden innerhalb der Bereich von dünn besiedelten Grenzabschnitten der DDR-Ostgrenze - wie im Grenzbereich der Grenzbereitschaft Nord (Ostsee) - berittene Streifenposten eingesetzt. Im Bereich aller Brückenübergänge an der Oder-Neiße-Grenze übergeben am 22. Oktober 1955 um 12.00 Uhr die sowjetischen Truppen die bisher selbst durchgeführten Sicherungsfunktion feierlich an die DGP. 

Am 14. April 1956 wird zwischen der DGP (Oberst Stock) und den Grenzschutztruppen der VR Polen (Oberst Jurewicz) eine Vereinbarung - gleichartig der Vereinbarung zwischen der DDR und der CSR - über die Zusammenarbeit zum Schutz der gemeinsamen deutsch-polnischen Staatsgrenze unterzeichnet, welche am 21. Mai 1957 durch ein Regierungsabkommen bekräftigt wird. Diese Vereinbarung legt eine regelmäßige Beratung der Kommmandeure der gegenüberliegenden Einheiten fest, um die erforderlichen unmittelbaren Sicherungsmaßnahmen abzustimmen und Erfahrungen über die Organisation des Grenzdienstes und die Sicherung der Staatsgrenze auszutauschen. Allen Kommandeuren wird zur Pflicht gemacht, bei festgestellten geplanten oder durchgeführten Grenzdurchbrüchen sofort den zuständigen Kommandeur der anderen Seite zu informieren. In bestimmten Fällen, z.B. bei Einsatz von Fährtenhunden, können die erforderlichen Ermittlungen auch auf der anderen Seite der Staatsgrenze fortgesetzt werden. In Frankfurt/O. ist in dieser Zet die 7. GBr mit den eingebundenen lokalen Grenzbereitschaften disloziert. 

Gestellte Vereitelung eines Grenzübertritts von der VR Polen in die DDR an der Grenzsäule Nr. 698 bzw. 412 um 1953 (Privatarchiv d. Verf.)

Kameradschaftliches Zusammentreffen von Angehörigen der polnischen und DDR-Grenztruppen (2.v.l ein  polnischer Soldat) auf der Neiße-Eisenbahnbrücke zwischen Horka (Oberlausitz) und Wegliniec  um  1955. Auf den Gleisen vor den Soldaten abgelegt die damalige beiderseitige MPi-Standartbewaffnung; die sowjetische Shpagin PPSh-41. (Privatarchiv d. Verf.)

Ehrengeschenk (1960) "In Anerkennung Deiner vorbildlichen Erfüllung des Parteiauftrages in den Grenztruppen des Bezirkes Erfurt - gewidmet von der Parteiorganisation der GB Erfurt." gez. Kommandeur der GB - Oberstleutnant Peter (dem späteren Generaloberst und Chef der Grenztruppen der DDR) - für einen Angehörigen der DGP. Die Bleistiftzeichnung zeigt eine Gruppe von Offizieren der Deutschen und Polnischen Grenzpolizei bei der gemeinsamen Suche im Grenzgebiet. Gut zu erkennen sind die Uniformdetails aus den späten 1950`er Jahren, die polnische Grenzsäule und im Vordergrund rechts ein deutscher Geländewagen "IFA P2".  (Privatarchiv d. Verf.) 

Zustand des Schutzstreifens zwischen der VR Polen und der DDR um 1965 im Bereich der beiden Grenzsäulen Nr. "865" (Grenzabschnitt bei Hintersee und Dobieszczyn zwischen Ueckermünde und Police). Gut zu erkennen ist der freie Grenzstreifen, die Markierungen aber auch die Sicherheitseinrichtungen durch Zäune, Grenzmeldenetz, beidseitge Fahrbahnen und Kfz-Sperren. Es gab sogar die von der Staatsgrenze zur BRD bekannten 2-Personenerdbunkeranlagen auf DDR-Seite. (Privatarchiv d. Verf.)

Junge Wehrdienstleistende der Grenzbrigade Volksrepublik Polen posieren sich Mitte der 1960er Jahren auf der Grenzlinie an den direkt gegenüberstehenden Markierungssäulen Nr. "871" (bei Hintersee und Mysliborz Wielki zwischen Pasewalk und Szczecin) der DDR und VR Polen. Links an der DDR-Grenzsäule das Staatsemblem der zweiten von drei Ausführungsarten in Bakelit und links das emailierte polnische Staatsemblem. (Privatarchiv d. Verf.) 

Heutiger Situation an der Grenzzäule Nr. "871" bei Hintersee und Mysliborz Wielki R und VR Polen. (Mit freundlicher Genehmigung des Fahrrad-Internetblocks von "Dornfeld" => http:www.bikestats.pl/rowerzysta/dornfeld - Dziekuje!) 

 

Grenzüberwachung 1970-1980

Der Grenzverkehr in den ersten zwei Jahrzehnten der gemeinsamen Grenze fällt eher bescheiden aus. Dies änderte sich am 1. Januar 1972 mit der Einrichtung zum pass- und visafreien Grenzverkehr zwischen den beiden Staaten. Diese nachbarschaftliche Belebung verebbte jedoch nach den Einrichtungen des Kriegsrechts in den Jahren 1981-83 und konnte sich nach dieser Zeit auch nie mehr vollständig erholen. Nach Einstellung des paß- und visafreien Verkehrs – schon im Oktober 1980 – wichen die DDR-Bürger zu Touristikreisen in die südlichen Volksrepubliken CSSR, Rumänien und Ungarn verstärkt aus.

Angehörige der Grenzbrigade Küste im Gespräch mit polnischen Grenzpostenpaar der "Straz Graniczna" am GÜST Ahlbeck-Swinoujscie  um 1970. (Privatarchiv d. Verf.)

Einzelstück; Interimsspange eines GT-Majors im GAK-Frankfurt/O. mit unterseitig nicht regulär angebrachtem polnischen Bestenabzeichen der "Wojska Ochrany Pogranicza" (WOP - Grenzschutz der VR Polen). (Privatarchiv d. Verf.)  

 

Grenzüberwachung zur Volksrepublik Polen 1980-1990

Zur Einführung der 12-Meilen-Seegrenzzone in der DDR im Jahre 1984 entstehen zwischen der DDR-Grenzbrigade Küste und polnischen Seglern und Fischern Unstimmigkeiten zur Verfahrensweise im neuen Sperrgebiet, die jedoch friedlich beigelegt werden konnten. Gegen Ende der 1980er Jahre kommt es zur erhöhten Anzahl von Grenzverletzungen an der Oder-Neiße-Grenze durch Überquerungen des Grenzflusses. DDR-Bürger versuchen über die bundesdeutsche Botschaft in Warschau in die BRD und polnische Staatsbürger wiederum versuchen über die Westgrenze Polens durch die DDR illegal nach Westberlin zu kommen. Die DDR-Behörden gehen in dieser Zeit zu einer „erhöhten Grenzüberwachung“ über und verlegen hundert Angehörige der Grenztruppeneinheiten West zusätzlich an die Oder; dennoch verschärfte sich die Situation an der „Friedensgrenze“ bis Ende 1989 immer dramatischer. Am 30. Oktober 1989 wurde das letzten Todesopfer an den DDR-Grenzen Ost registriert; ein männlicher DDR-Bürger ertrank bei seinem Fluchtversuch in der Oder. 

Soldat der "Wojska Ochrany Pogranicza" (ab 1991 "Straz Graniczna") vor einen sowjetischen Geländewagen UAZ 469B um 1988. (Privatarchiv d. Verf.)

 

Dislozierung um 1985 (von Nord nach Süd):  

  • Grenzabschnittsposten, 1211 Groß Neuendorf, PF (?)
  • Grenzabschnittsposten, Groß Bresen, PF (?)
  • Grenzabschnittsposten, 7582 Bad Muskau, PF 79207
  • Grenzabschnittsposten, 8801 Drausendorf, Dorfstraße 25a, PF (?)
  • Naherholungszentrum Bellin
  • Naherholungszentrum Helenesee

 


Quellen:

 

- Peter Joachim Lapp "Gefechtsdienst im Frieden", Bernard & Graefe Verlag Bonn - 1999

- Klaus-Dieter Baumgarten, Peter Freitag "Die Grenzen der DDR", Edition Ost Berlin - 2005

UA-58365312-1