ZEITTAFEL 

 

In der Regel beginnen die bekannten Zeittafeln zur Geschichte der Grenze zwischen der BRD und DDR mit dem Jahr 1945 – also der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen Wehrmacht und dem Ende des II. Weltkriegs. Die hier folgende Zeittafel soll in Ergänzung und zum Gesamtverständnis die vorangehenden Abstimmungen der Alliierten (1943-1945) im Umgang mit dem Deutsche Reich nach dem Krieg skizzieren. Gleichartig enden für gewöhnlich die Zeittafeln im Jahr 1990 - dem Jahr des Beitritts der DDR zur BRD. Auch hier soll die folgende Zeittafel ein paar Eindrücke von Geschehnisse um das Grenzregime der DDR aufzeichnen, die sich noch über das Jahr 1990 herausstrecken.    

  

1943

Januar - Auf der 1. Alliiertenkonferenz in Casablanca einigt sich der US-amerikanische Präsident Rossevelt und der britische Premierminister Churchill auf die "Germany-First-Strategie"; hiernach soll Deutschland als gegnerisches Hauptziel schnellstens besiegt werden. 

14. Januar - Arbeitsbeginn der Europäischen Beratungskommission "EAC" (European Advisory Commission) mit Delegierten der UdSSR, der Vereinigten Staaten und Großbritannien -  seit dem 27. November 1944 - zusätzlich unter Teilnahme Frankreichs - in London. 

1. Dezember - 2. Alliiertenkonferenz (Stalin, Churchill, Roosevelt) in Teheran zur  Deklarierung der weiteren Vorgehensweise auf den europäischen Kriegsschauplätzen. 

 

1944 

12. September -  Im Rahmen einer ordentlichen EAC-Sitzung wird ein erste Zonenprotokoll in London abgefasst. Es beschreibt die Planung zur Abgrenzung einer östlichen, nordwestlichen, südwestlichen Zone in Deutschland und der Dreiteilung des Stadtgebietes von Berlin. Als Grundlage werden die Grenzen Deutschlands vom 31. Dezember 1937 sowie Groß-Berlins vom 27. April 1920 herangezogen. Eine Zuordnung der nordwestlichen bzw. südwestlichen Zonen in Deutschland bzw. Groß-Berlin jeweils als britische oder amerikanische Teilgebiete findet noch nicht statt. Die dafür vorgesehenen betreffenden Textstellen sind lediglich mit Leerzeichen dokumentiert, wohingegen die Ostzone und die nordöstliche Zone Groß-Berlins bereits direkt mit „U.S.S.R.“ vermerkt ist.

14. November - Im 2. EAC-Protokoll in London werden die Zuteilungen der Westzonen präzisiert. Am 26. Juli 1945 tritt Frankreich den Vereinbarungen im Zuge eines 3. EAC-Protokolls bei. Von Anfang an wird bei den östlichen Grenzen der westlichen Zonen von den Westgrenzen Thüringens, Anhalts und der preußischen Provinz Sachsen gesprochen. Das bedeutet, dass die Gebiete östlich der Werra und westlich der Elbe von Anfang an als Teile der östlichen Zone vorgesehen waren, und nicht - wie nachträglich häufig behauptet - gegen West-Berlin getauscht werden.  

 

1945 

4. Februar - 3. Alliierten Konferenz (Stalin, Churchill, Roosevelt) in Jalta auf der Krim zur Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen und zur Machtverteilung in Europa. Roosevelt und Churchill erkennen eine neue, weiter westlich verlaufende Grenze zwischen Polen und der Sowjetunion an, die etwa der 1939 im Hitler-Stalin-Pakt festgelegte Markierung entspricht. Der daraus resultierende Gebietsverlust Polens soll im Westen durch "beträchtlichen" Territorialgewinn auf Kosten Deutschlands kompensiert werden.

14. März - Stalin überträgt die Verwaltung der mittlerweile völlig von der Roten Armee besetzten Reichsgebiete östlich der Flüsse Oder und Neiße einer von ihm abhängigen polnischen Regierung - als Kompensation für die der UdSSR einverleibten ostpolnischen Regionen. Die Folge: Millionen Deutsche werden in den folgenden Jahren aus ihrer Heimat vertrieben.

25. April - Bei der sächsischen Kleinstadt Strehla an der Elbe treffen erstmals amerikanische und sowjetische Soldaten zusammen. Noch am selben Tag kommt es zu einer weiteren Begegnung der verbündeten Armeen in dem nahe gelegenen Torgau. Von nun an ist der deutsche Kampfraum zweigeteilt.   

26. April - "Deutschland wird nicht zum Zweck der Befreiung besetzt", stellt das US-Außenministerium in einer Direktive für die Besatzungstruppen fest, sondern um die Ziele der Allierten zu verwirklichen. Dazu gehört vor allem die Entnazifizierung der deutschen Gesellschaft.

30. April - In Berlin begeht Adolf Hilter Selbstmord, nachdem er tags zuvor Großadmiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger als Staatsoberhaupt bestimmt hat. 

1. Mai - Festlegung der Grenzen der französischen Besatzungszone in Deutschland durch die EAC.

2. Mai - Die letzten deutschen Truppenteile kapitulieren in der Reichshauptstadt Berlin.

3. Mai - Unter Führung des ehemaligen Reichstagsabgeordeneten Walter Ulbricht (KPD) erreicht eine Gruppe kommunistischer Funktionäre aus dem Moskauer Exil Deutschland. Diese "Gruppe Ulbricht" (Fritz Erpenbeck, Karl Maron, Hans Mahle, Walter Köppke, Richard Gyptner, Wolfgang Leonhardt, Otto Winzer, Gustav Gundelach und Otto Fischer) sollen die sowjetische Militärkommandantur beim Aufbau einer neuen Verwaltung in Deutschland unterstützen.   

3. Mai - Die provisorische Reichsregierung residiert unter Dönitz in der Marineschule von Flensburg-Mürwik bis am 23. Mai Dönitz, Jodl und von Friedburg durch General Rooks die Auflösung der Reichsregierung mitgeteilt wird; gleichlaufend erfolgte deren Verhaftung durch britische Militärpolizei.

7. Mai - Gegen 20 Uhr bombardieren sowjetische Kampfpiloten das sächsische Radeberg. Es ist der letzte Luftangriff auf eine deutsche Stadt.    

7. und 8. Mai - Bedingungslose Kapitulation der Streitkräfte des Deutschen Reichs gegenüber den Alliierten. Um diese Kapitulation(en) ranken sich vielzählige Legenden; tatsächlich gibt es zwei Kapitulationsakte:

  • am 7. Mai in Reims (Frankreich) mit den Unterzeichnungen des US-Generalleutnant Walter Bedell Smith (Stabschef unter Dwight D. Eisenhower) für die Westfront und der sowjetische Generalmajor Iwan Susloparow (Verbindungsoffizier im westlichen Hauptquartier) für die Ostfront. Als Vertreter der Deutschen Wehrmacht unterzeichnen Generaloberst Alfred Jodl (Chef des Wehrmachtführungsstabes), Generaladmiral Hans-Georg Friedburg (kommandierender Admiral der deutschen Unterseeboote) und Major Wilhelm Oxenius (Dolmetscher) im Auftrag von Dönitz. Der französische General de Lattre de Tassigny  und der US-General Spaatz unterschreiben als Zeugen. 
  • am 8. Mai wird die Kapitulation auf Wunsch der Sowjetunion und Großbritanniens im Gebäude des Offizierskasino der Pionierschule I der Deutschen Wehrmacht in Berlin-Karlshorst öffentlichkeitswirksam ratifiziert. Für die Deutsche Wehrmacht unterzeichnen Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel (Chef des Oberkommandos der Wehrmacht), - wiederholend - Generaladmiral Hans-Georg Friedburg  und Generaloberst Stumpff (Generalstabschef der deutschen Luftwaffe) die bedingungslose Kapitulationsurkunde. Auf Seiten der Allierten zeichnen Marschall Shukow (sowjetischer Oberkommandierender) und der britische Air-Marshall Tedder. Als Zeugen - ebenfalls wiederholend - unterzeichnen der US-General Spaatz und der der französische General de Lattre de Tassigny. Die Regierungsgewalt im ganz Deutschland geht nun offiziell auf die Allierten über. 

22. Mai -   Unter den Namen „Operation Unthinkable“ (Operation Undenkbar) beauftragt der britische Premierminister Winston Churchill die Aufstellung eines Angriffskonzepts zur militärischen Unterwerfung der verbündeten Sowjetunion durch Großbritannien und der USA. Aufgrund der zahlenmäßigen Überlegenheit der Roten Armee beabsichtigte man zusätzlich die Wiederbewaffnung von ca. 100.000 Soldaten der Deutschen Wehrmacht. Der ausgearbeitete Plan wird Churchill zwei Wochen nach der deutschen Kapitulation vom Chief of Staff, Generalleutnant Sir Hastings Lionel Ismay übergeben und am 8. Juni 1945 und 11. Juli 1945 ergänzt. Als Termin für den Angriff auf die Sowjetunion wird der 1. Juli 1945 festgelegt. Der Plan wird vom britischen Chiefs of Staff Committee aus militärpolitischen Gründen als undurchführbar eingestuft und daher kurzfristig fallen gelassen. Von dieser Zeit an entwickelt sich anstatt des offenbar kurzzeitig in Erwägung gezogenen Angriffskrieges gegen die Sowjetunion der später sogenannte „Kalte Krieg“ als Konflik zwischen den Besatzungsmächten Deutschlands. Der als „streng geheim“ eingestufte Plan wird der Öffentlichkeit erstmals 1998 zugänglich gemacht.   

25. Mai - Beginn des Aufbaus neuer deutscher Polizeiorgane in der SBZ. Seit dem 1. Juli 1945 werden deutsche Polizeiangehörige aus den Bezirks-/ Kreispolizeibehörden zur Unterstützung der Überwachung an der Demarkationslinie (DL) durch die Rote Armee hinzugezogen.   

Der VII. Lehrgang der Bezirkspolizeischule Brandenburg im Herbst 1945. Gut zu erkennen sind die unterschiedlichen Wehmachts- und Polizeiuniformen. Im Vordergrund die beiden Lehrgangsleiter Krüger und Böhle (v.l.n.r). (Privatarchiv d. Verf.)

 

5. Juni - Proklamationen der vier Besatzungsmächte in den vordefinierten Besatzungszonen zur Übernahme der obersten Regierungs- und Kontrollgewalt in Deutschland. Das ehemalige Deutsche Reich besteht von nun an aus viel unabhängigen Besatzungszonen: Großbritanien verwaltet die Region der heutigen Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg mit fast 23 Mio. Einwohnern. Die USA übernehmen Bayern, Hessen sowie Teile Baden-Würtembergs und - etwas später - Bremen mit 16,8 Mio Bürgern. Frankreich erhält einen weiteren Teil Baden-Würtembergs, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit insgesamt 5,8 Mio Einwohner. Die sowjetische Besatzungsmacht übernimmt die gesamte sowjetische Besatzungszone mit etwa 18 Mio. Menschen. Politische Entscheidungen, die das ganze Deutschland betreffen, sollen von nun an durch ein gemeinsames Regierungsgremium - der Allierte Kontrollrat - entschieden werden.   

9. Juni - Bildung der SMAD  (Sowjetische Militäradministration in Deutschland).

 

10 Juni - DIe SMAD genehmigt mit dem Befehl Nr. 2 die Gründung antifaschistischer Parteien in der SBZ sowie im vorerst noch von ihnen allein regierten Berlin. In den Folgetagen lassen sich die traditionellen Arbeiterpartein SPD und KPD sowie die neuen Organisationen LDP und CDU regestrieren. Am 14. Juli bilden in der der SBZ die auf Druck der SMAD mit der KPD die "Einheitsfront der antifaschistisch-demokratischen Parteien". Damit ist eine sich gegen die KPD bildende Koalition blockiert. nicht mehr möglich. Am 21./22. April 1946 wird sich die Ost-SPD mit der KPD zur SED vereinigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Original des SMAD-Befehl Nr. 2 vom 10. Juni 1945. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

1. Juli - Rückzug der US-amerikanischen und britischen Truppen mit folgendem Einzug der sowjetischen Streitkräfte in Teilbereich der Länder Sachsen, Thüringen und Mecklenburg sowie der zuvor gemeinsam vereinbarten Besetzung der Westsektoren Berlins durch die USA, Großbritannien und Frankreich (ab den 12. August 1945). Mit der Besetzung Deutschlands übernehmen die vier Alliierten die Hoheitsrechte in den Besatzungszonen und in den Sektoren Berlins. Die oberste Regierungsgewalt beinhaltet die Gewährleistung der äußeren Sicherheit, der inneren Ruhe und Ordnung und somit auch der Sicherheit und Kontrolle der Grenze zu den Nachbarstaaten und der inneren DL zwischen den Besatzungszonen.

5. Juli - Die Alliierten bestimmen gemeinsam die Aufstellung von "zivilen Polizeiabteilungen, die zum Zweck der Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung und der Leistung des Wachdienstes nur mit Handwaffen auszurüsten sind,...". Neben den für die Grenzsicherung (GS) verantwortlichen Einheiten der Besatzungsmächte werden  von nun an in den einzelnen Ländern deutsche Polizisten als Hilfskräfte für die Kontrollen an allen Grenzen herangezogen.

Mit solchen schlichten Armbinden und ausgedienten, teilweise umgefärbten alten Militär- und Polizei-Uniformen unterstützen deutsche Hilfspolizisten die Grenzabteilungen der sowjetischen Besatzungstruppen an der Demarkationslinie. (Privatarchiv d. Verf.)

 

2. August - Potsdamer Konferenz der Regierungschefs der UdSSR, USA und Großbritanniens. Kernthemen: Reparationen Deutschlands zum Ausgleich von Kriegsschäden nach eigenem Ermessen der jeweiligen Besatzungsmächte und die Aussiedlung von Millionen verbliebenen Deutschen aus den polnischen, tschechoslowakischen und weiteren ehemaligen deutschen Ostgebieten bzw. Gebieten Osteuropas in den bislang eine deutsche Bevölkerung bzw. deutsche Minderheiten angesiedelt waren.   

30. August - Beginn der Tätigkeit des Alliierten Kontrollrats (oberste Regierungsgewalt mit Sitz in Berlin-Schöneberg). 

September - Die Überquerung der DL mit Genehmigungspapieren wird über dafür festgelegte Kontroll-Passierpunkte (KPP) erstmals formal reguliert.

3. September - Die SMAD leitet eine Bodenreform ein; Großgrundbesitzer mit Gütern von mehr als 100 hektar werden entschädigungslos enteignet. Das konfiszierte Land wird an Landarbeiter, Kleinbauern und Flüchtlingen verteilt.

20. September - Im südlichen Niedersachsen, im Grenzgebiet der britischen, amerikanischen und sowjetischen Besatzungszonen, eröffnet die britische Militärregierung ein Durchgangslager für deutsche Flüchtlinge in Friedland.   

25. September - Die britischen Besatzungsbehörden ordnen die Bildung des "Zollgrenzschutzes - Britische Zone" in Schleswig Holstein und Niedersachsen an.

6. November - Festlegung zur Aufstellung von ordentlichen Grenzpolizeieinheiten gem. Direktive Nr. 16 des Alliierten Kontrollrates mit folgenden Passus: "...mit Ausnahme der Gendamerie und der Grenzpolizei, die mit Karabinern ausgestattet werden können, wird die Polizei keine gänzlich automatischen Waffen, oder andere Waffen zugeteilt bekommen, als Pistole, Revolver und Knüttel...".   

15.November - Die US-Besatzungsbehörden ordenen die Aufstellung der "Bayrischen Grenzpolizei" und des "Bayrischen Zollgrenzschutzes" zur polizeilichen Grenzüberwachung (GÜ) an.

 

1946 

22. April - Gründung der Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) als Symbol zur Herstellung der Einheit der Arbeiterklasse durch die Vereinigung der KPD und SPD in der SBZ.  

3. Mai - Im Land Hessen (US-Besatzungszone) nimmt die "Hessische Grenzpolizei" ihren Dienst auf. 

30. Juni - Die  UdSSR erwirkt eine Kontrollratsverordnung zur Sperrung der Zonengrenzen. Reisen innerhalb Deutschlands über die Zonengrenzen hinweg sind für max. 30 Tage von nun an für Deutschen nur mit einem "Interzonenpass" möglich. Die vorherigen regionalen Passierscheine werden nicht mehr ausgestellt. Diese Reisebeschränkungen wird innerhalb der  "Bizone" (USA und Großbritannien) am 23. Juli schon wieder aufgehoben.    

Auszug aus einem Interzonen-Reisepass zur weihnachtlichen Besuchsreise eines Niedersachsen nach Thüringen. Der Pass trägt die Siegel der Grenzübergangsstellen zw. Besenhausen (i.d. Nähe von Friedland) und Kirchgandern (i.d. Nähe von Heiligenstadt) zur Ausreise am 22. Dezember 1949  und  zur Einreise am 2. Januar 1950. Reisen zwischen den Besatzungszonen - abgesehen durch die Bizone - sind für Deutsche im Nachkriegsdeutschland nur mit einem Interzonenpass möglich. (Privatarchiv d. Verf.) 

Bewilligung zur Ausstellung eines Interzonenpasses für die ständige Ausreise aus der SBZ eines sogenannten "Umsiedlers" aus Schlesien nach Hannover der Kriminaloilizei in Kamenz/Sachsen vom Februar 1948. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

30. Juli - In der SBZ wird die Deutsche Verwaltung des Inneren (DVdI) als Vorläufer des MdI gegründet. 

19. September - Rede Churchills in Zürich mit der Forderung zur Bildung eines eineitlichen Westblocks. 

24. Oktober bis 17. Dezember - 500 SBZ-Schutzpolizisten werden an Verkehsknotenpunkte zu den Wetssektoren Berlins gegen sog. Wirtschaftssaboteure eingesetzt. Die Einsätze tragen die Bezeichnung "Ring um Berlin". 

30. November - Die Angehörigen der Polizeieinheiten in der SBZ werden nach Bildung der Landesregierungen als Abteilungen der Polizei i.d. DVdI den fünf Ländern in der SBZ unterstellt. Parallel dazu erfolgt auf Befehl der SMAD die Aufstellung der Grenzpolizei in den jeweiligen Ländern.

1. Dezember - Abschluss des Aufbaus der Grenzpolizei (GP) innerhalb der DVdI - als Teil der Landespolizeien. Dieses Datum gilt später als Gründungstag der DGP bzw. Grenztruppen (GT) der DDR. An diesem Tage treten in den GP-Einheiten der Länder Mecklenburg 375, Brandenburg 205, Sachsen-Anhalt 300, Thüringen 874 und Sachsen 771 Angehörige ihren Grenzdienst (GD) an. Bis zum Spätherbst d.J.1946 wird die östliche Seite der DL ausschließlich durch die Rote Armee überwacht. Die junge GP organisiert ihre Tätigkeit zunächst auf Grundlage von Weisungen für den schutzpolizeilichen Dienst. In operativen Sachfragen haben die Kommandeure der im GD stehenden sowjetischen Truppen Weisungsrecht gegenüber allen Dienststellen der GP. 

18. Dezember - Errichtung einer Zollgrenze zwischen dem Saargebiet und Rheinland-Pfalz durch Frankreich. 

 

1947 

1. Januar - Mit Vereinigung der britischen und US-amerikanischen Besatzungszonen entsteht die Bizone. Im August 1948 folgte mit Aufhebung der französischen Zone die Trizone. Diese Zusammenschlüsse innerhalb der westlichen Zonen besiegelt den Zerfall Deutschlands in einen östlichen und westlichen Teil. 

1. März - Vorschlag der SED für einen Volksentscheid über einen einheitlichen deutschen Staat. 

12. März - Rede Trumans vor dem USA-Kongress als offizieller Auftakt für den "Kalten Krieg" (Truman-Doktrin - Eindämmung des Kommunismus). Die Westzonen stellen die Kohlelieferungen aus dem Ruhrgebiet ein. Das führt zu beträchtlichen wirtschaftlcihen Schwierigkeiten, nicht zuletzt in der Versorgung der SBZ-Bevölkerung.

März bis April - Die Kräfte der DGP übernehmen die erste Sicherungslinie an der Zonengrenze zu Westdeutschland von den sowjetischen Truppen; diese kontrollieren von nun an nur noch die KPP.

Vorwort eines Deutsch-Russisch Sprachführers für den DGP-Dienstgebrauch mit Foto eines Angehörigen der GP (blaue Uniform) an der Sektorengrenze zu West-Berlin. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

5. Juni - Marshall Rede in Harvard (Ankündigung des Marshallplans; US-Wiederaufbauprogramm für Westeuropa).  

30. Juli - Der Oberster Chef der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und Oberkommandierender der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte (GSSD) in Deutschland (1946-1949) Marshall Wassili Danilowitsch Sokolowski legt in einem - mit den weiteren Allierten nicht abgestimmten - Befehl zum Schutz der eigenen Grenzen ("Richtlinien für die Organe der deutschen Polizei zum Schutz der DL in der sowjetischen Okkupationszone Deutschland") die Aufgaben eines zentralen ostdeutschen Polizeiorgans fest. Nach § 20 der vorgenannten Richtlinie konnten die  GP-Angehörigen formal - bei zweifelfreiem Überfall, Flucht bzw. Übertreten der DL - von der Schusswaffe Gebrauch machen.  

22. September - Beschluss der Westalliierten über die Einbeziehung der deutschen Westzonen in das Marshallplansystem in Paris. 

14. Oktober - Auf Befehl des Chefs der SMAD wird eine deutsche Zollbehörde mit Landesunterstellung in der SBZ eingerichtet.  

 

1948 

20. Februar - Zustimmung der USA und Großbritanniens zur Eingliederung des Saargebietes in das französische Wirtschaftsgebiet. Nach einer Volksabstimmmung wurde das Saarland 1957 an die BRD angeschlossen. 

20. März - Letzte Sitzung des Alliierten Kontrollrats. 

1. April - Nach Auszug der sowjetischen Vertreter aus dem Alliierten Kontrollrat werden neue Bestimmungen für den Güterverkehr (Ausfuhr nur durch sog. "Freigabebescheinigungen")  zwischen Berlin und der westlichen Besatzungszone erlassen. Im Auftrag der SMAD überwacht eine besondere Polizeiformation der DVP den "Ring um Berlin".  

Abbildung "Ring um Berlin" aus dem Bildband "10 Jahre Deutsche Grenzpolizei" - Bildunterschrift im Bildband "...deshalb steht auch am Außenring von Groß-Berlin die Deutsche Grenzpolizei auf Wacht, bis diese Agentenzentralen besiegt und Berlin die geeinte Hauptstadt eines friedlichen demokratischen Deutschlands ist..." (Herausgegeben von der HV DGP, Berlin 1956). (Privatarchiv d. Verf.)

 

18. Juni - Proklamation der Militärgouverneure zur Durchführung einer separaten Währungsreform in der westlichen Zone.

19. Juni - Auf Weisung der SMAD kommt es zur völligen Unterbrechung des Personen- und Güterverkehrs auf dem Landweg. Am 8. Juli folgt die Sperrung aller Wasserwege. 

20. Juni - Währungsreform in der westlichen Besatzungszone.  

Neue zwei DM-Banknote der westlichen Besatzungszone  - 1948. (Privatarchiv d. Verf.)

 

23. Juni - SMAD-Befehl zur Durchführung einer Währungsreform für die SBZ und Groß-Berlin. Befehl der westlichen Stadtkommandanten in Berlin zur Einführung der D-Mark (West) in den Westsektoren der Stadt. Offenbar kommt der Zeitpunkt der westlichen Währungsumstellung für die SBZ so überraschend, dass provisorisch erst einmal die im Umlauf befindlichen Reichsmark-Scheine mit Druckkupons versehen wurden.  

Zehn Mark-Banknote der SBZ mit privisorischen Druckkupon - 1948. (Privatarchiv d. Verf.)

  

23. Juni - Beginn der Berlinblockade durch die SMAD, die bis zum 12. Mai 1949 anhalten soll.

7. Juli - Antrag der Vorsitzenden des Präsidiums des deutschen Volksrates an die vier Oberbefehlshaber der Besatzungstruppen in Deutschland zur Durchführung eines Volksentscheides über die deutsche Einheit.  

13. Juli - SMAD-Verfügung, nach der Reisende zwischen der westlichen Besatzungszone und der SBZ zusätzlich zum Interzonenpass auch eine Aufenthaltsgenehmigung der SBZ benötigten.

Eine Vielzahl von Bürger aller Besatzungszonen - besonders in Berlin - halten sich nicht unmittelbar an die neue Verpflichtung zur Beantragung und Vorlage eines Interzonenpasses (seit 1946). Es kommt bei illegalen Grenzübertritten zu folgenreichen Verwarnungen und Bestrafungen; hier abgebildet ein SBZ-Ausweis mit eingetragener Verwarnung (links) wegen illegalen Grenzübergangs an der Westgrenze West-Berlins durch die GP vom 17. August 1948. (Privatarchiv d. Verf.)

 

24. Juli - Nach der westlichen Währungsreform werden in der SBZ eigenen Banknoten verausgabt. Von nun an ist in Deutschland  auch die wirtschaftliche Einheit vollständig aufgegeben. 

Neue zwanzig DM-Banknote der SBZ - 1948. (Privatarchiv d. Verf.)

 

26. Juli - Trennung der Berliner Polizei. In den drei westlichen Sektoren der Stadt wird eine eigene Polizei aufgebaut.  

August 1948 - Die französische Zone schließt sich an die Bizone – nun Trizone - an, damit entfällt zwischen den drei Zonen die Ausstellung von Interzonenpässen für Reisen deutscher Bürger zwischen den westlichen Besatzungszonen.

6. September - Demonstranten stürmen die Stadtverordnetenversammlung (Berliner Stadthaus in Ost-Berlin) und behindern so die Sitzung der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin. Daraufhin verlegen die Mehrheitsparteien unter Otto Suhr ihren Tagungsort von Ostberlin nach West-Berlin. Am 30. November d.J. wird ein eigenständiger Magistrat im sowjetischen Sektor einberufen; die verwaltungstechnische Teilung der Stadt ist eingeleitet. 

9. September - Mit den Worten: „…Ihr Völker der Welt! Schaut auf diese Stadt und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt…“ richtet der gewählte Oberbürgermeister Ernst Reuter, auf einer Großkundgebung (300.000 Teilnehmer) vor dem Reichstag in West-Berlin, einen Appell an die Adresse der Westalliierten, Berlin nicht aufzugeben.

15. November - Die GP wird aus der Länderunterstellung herausgelöst und der DVdI direkt unterstellt. Die DVdI ist als Koordinierungsgremium der Polizei in der SBZ gebildet. Aus Überforderungsgründen wird die GP am 20. Juli 1949 auf Befehl des Präsidenten der DVdI aus dieser Unterstellung (HA GP/B) allerdings wieder herausgelöst und erneuert den Chefs der Landespolizeibehörden unterstellt. Die parallel gebildete HAGP besitzt gegenüber den damit in den Ländern entstandenen Abteilungen der GP nur hinsichtlich des Einsatzes und der Koordinierung im Zonenmaßstab Weisungsrecht. Die so wieder eingesetzte Dezentralisierung der GP endet erst im Jahre 1950.  

 

1949 

1. Januar - Einführung einheitlicher DVP-Dienstgrade und -Abzeichen. 

Einheitliche Uniformierung der GP zu Beginn des JAhres 1949. (Abbildung aus "Beiträge zur Geschichte der Grenztuppen der DDR" - Heft 2 - Druckerei der Grenztruppen der DDR 1988). (Privatarchiv d. Verf.)

 

14. Januar - Der Präsident der DVdI erlässt den Befehl Nr. 2 mit dem unzuverlässige GP entlassen werden. Insbesondere Westemigranten, ehem. Kriegsgefangene aus westlichen Internierungen und Polizisten, die Angehörige im Westsektor haben, geraten im Blickfeld der Überprüfungen. Etwa ein Drittel des Personalbestandes der GP muss den Dienst quittieren oder wird zur DVP versetzt. 

4. April - Gründung der NATO durch Unterzeichnung des Nordatlantikpaktes in Washington.

11. Mai - Das Helmstedter Abkommen regelt zum Ende der Berlin-Blockade den Eisenbahnverkehr von und nach Ostberlin bzw. in die SBZ bis zum Abschluss des deutsch-deutschen Transitabkommens am 17. Dezember 1971 und des Vertrages über den Reise- und Besucherverkehr am 20. Dezember 1971.

12. Mai - Mit Wiedereröffnung der Verkehrsverbindung zwischen Berlin und Helmstedt endet die Berliner Blockade, die am 24. Juni 1948 begann.

Mai - Mit Übertragung der Grenzhoheit an das vereinigte Wirtschaftsgebiet (die westliche Trizone) wird dem Zoll die Überwachung der Grenze übergeben. In der SBZ erfolgt erneuert eine Umgruppierung der Polizeikräfte; die Polizeibereitschaften werden von der GP getrennt.

23. Mai - Gründung der Bundesrepublik Deutschland (Inkrafttreten des Grundgesetzes der BRD).

1.Juni - Mit Befehl Nr. 41 des Präsidium der DVdI, werden die Dienstgradabzeichen von Polizei-... (Dienstgraden) in Volkspolizei-... (Dinestgraden) umbenannt. 

Juli - Die GP-Einheiten in der SBZ erhalten anstelle der bisher verschiedenartigen Handfeuerwaffen erstmals eine einheitliche Bewaffnung durch Karabiner "Mauser 98k" und Pistole "Luger 08". Im gleichen Zeitraum beginnt in allen Grenzbereitschaften des GP ein 6-monatiges Ausbildungsprogramm, so dass bis Ende 1949 alle Angehörigen der Grenzkommandos einen Ausbildungskursus absolviert haben.

Ein Angehöriger der DGP in der damals typischen blauen Dienstuniform in einem ehemaligen Kübelwagen "VW Typ 82"  (sogenannte "Blechbüchse") der Deutschen Wehrmacht vor einem Dienstgebäude in Weferlingen (Nähe Helmstedt) um 1954. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Privatsammlung B.Dr.) 

 

August - Einführung einer einheitlichen GP-Aufbaustruktur, mit der die bisher unterschiedliche Stärke der VP-Grenzbereitschaften durch sog. "38-Mann-Kommandos" im reduzierten 8-Stunden-Schichtdienstsystem abgelöst werden. 

7. Oktober - Der Deutsche Volksrat konstituiet sich zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Inkrafttreten der DDR-Verfassung). Die SMAD wird nahezu zeitgleich aufgelöst und eine sowjetische Kontrollkommission (SKK) eingesetzt. 

24. November - Petersberger Abkommen (Eingliederung der BRD in die EG). 

 

1950

7. Januar - Bereitschaften der GP des Landes Mecklenburg übernehmen auf Befehl des Chefs der DVP die Überwachung der DDR-Ostseeküste auf einer Länge von 322,9 km, der anschließenden Drei-Meilen-Zone sowie die Kontrolle der Einfahrten zu den DDR-Ostseehäfen. Die Häfen selbst werden weiterhin ausschließlich von GSSD-Einheiten sowie Kräften der DDR Transport- und Wasserschutzpolizei überwacht.

21. April - Auf Beschluss der Provisorischen Volkskammer der DDR wird das "Gesetz zum Schutze des innerdeutschen Handels" aufgestellt. Das Gesetzt sieht eine umfassende Kontrolle der Warenbewegung im Handel mit der BRD vor und dehnt diese Bestimmungen auch auf den Verkehr von und nach West-Berlin aus. 

10. Juni - Zum Ausdruck der gefestigten staatlichen Souveränität der DDR übergibt die SKK der GP die Kontrollaufgaben an den KPP gegenüber deutscher Staatsangehöriger für die DDR-Ein- und -Ausreise. Die Kontrolle des Personen- und Güterverkehrs der Alliierten und sonstiger ausländischer Staaten obliegt jedoch weiterhin den sowjetischen Organen.

23. Juni - Im Rahmen einer gemeinsamen Regierungsdeklaration zwischen der CSR und DDR wird die Völkerrechtswidrigkeit des Münchener Abkommens hervorgehoben und zugleich betont, dass die durchgeführte Umsiedlung der Deutschen aus der Tschechoslowakischen Republik unabänderlich, gerecht und endgültig ist und das beide Staaten keinerlei gegenseitige Gebiets- oder Grenzansprüche erheben. 

6. Juli - Görlitzer Vertrag als "Abkommen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Republik Polen über die Maarkierung der festgelegten und bestehenden deutsch-polnischen Staatsgrenze" über die Anerkennung und Markierung der Oder-Neiße-Grenze.  

14. September - Erlass der "Instruktion für die GP Nord zum Schutz der Ostseeküste in der DDR" mit Festlegung zur: Bewachung der DDR-Küste und der -Gewässer "...gegen das Eindringen bewaffneter Banden, Spione, Diversanten, Schmuggler und anderen feindlichen Elementen; Kampf gegen alle Arten des Schmuggels; Schutz der Fischer sowie der Bevölkerung...".

1. Oktober - Die GP übernimmt die Kontrolle von Staatsbürgern der DDR und der BRD, die im Rahmen des Personen- und Fahrzeugverkehrs von und nach West-Berlin reisen.

1. November - Gemäß der 3. Durchführungsbestimmung zum "Gesetz zum Schutze des innerdeutschen Handels" darf der Waren- und Fahrzeugverkehr nur noch über festgelegte KPP abgewickelt werden.   

 

1951

1. Januar - Die DDR-Grenzbereitschaften werden fachlich, personell und dienstaufsichtsmäßig der HV DGP in der HVdVP im MdI unterstellt. In operativer Hinsicht beibt die GP den zuständigen Kommandeuren der GSSD weiter unterstellt. Das Amt für "Kontrolle des Warenverkehrs" (ab August 1952 "Amt für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs) und das Amt für "Paß- und Meldewesen" nimmt seine Tätigkeit auf. 

1. Februar - Eröffnung der GP-Lehranstalt in Sondershausen (Karl-Günther-Kaserne). Seit Juli 1952 finden dort einjährigen und später zweijährige Aus- und Weiterbildungslehrgänge für GP-Offiziere statt. 

16. März - Gründung des Bundesgrenzschutzes (BGS) in Lübeck. Kurz vor diesem Gründungstag erfolgte am 23. Januar 1951 die Ehrenerklärung für die Soldaten der Deutschen Wehrmacht durch den damaligen Oberbefehlshaber  der NATO-Streitkräfte, Dwight. D. Eisenhower gegenüber Bundeskanzler Konrad Adenauer. Dies machte die Wiedereingliederung ehemaliger Wehrmachts-Kader und -Mannschaften möglich, da zu diesem Zeitpunkt nur wenige Nachkriegsjahrgänge und so gut wie keine jungen Offiziere zu Verfügung stehen. 

20. September - Interzonenabkommen zwischen Behörden der BRD und DDR.

Oktober - Nicht für den Verkehr freigebene Straßen und Wege zwischen der BRD und der DDR werden auf der DDR-Seite durch Sperren gesichert. 

12. Dezember - Der Minister des Inneren bestimmt mit Befehl Nr. 80/51 vom 12. Dezember 1951 die Bildung der GP-Abteilungen: 
 

  • Nord - Stab in Schwerin, 
  • Mitte - Stab in Magdeburg, 
  • Süd - Stab in Weimar und
  • Ring um Berlin (Stab in Berlin) 

 

1952

16. Mai - Die GP wird nach sowjetischen Vorbild mit rund 20.000 Angehörigen aus dem Bestand der HVDVP beim MdI herausgelöst und dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS - "Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei") unterstellt. 

27. Mai - Beginn der Abbriegelung der Grenze zwischen der sowjetischen und den westlichen Besatzungszonen durch die DGP. Inkrafttreten der "Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie" des Ministerrats der DDR zur Errichtung einer 5 km tiefen Sperrzone an der Staatsgrenze zur BRD. Bestandteile der Sperrzone ist ein 500 m tiefer Schutzstreifen (meist mit land- / forstwirtschaftlicher Nutzung) und ein 10 m breiter vegetationsfreier Kontrollstreifen unmittelbar an der Staatsgrenze. Diese pioniertechnischen Sperrmaßnahmen sind mit der Abrriegelung von Eisenbahnstrecken, Straßen und Wegen verbunden. Die Kennzeichnung der Begrenzung der Sperrzone und des Schutzstreifens erfolgt mit Schildern. Für den Aufenthalt in der Sperrzone sowie für die Ein- und Ausreise treten besondere Regelungen (Erlaubnisberechtigungen bzw. Passierscheine) in Kraft. Der kleine Grenzverkehr wird aufgehoben. "Grenzverletzer", die durch die Deutsche Grenzpolizei (DGP) festgenommen werden, müssen zu dieser Zeit mit bis zu zwei Jahren Haft oder einer Geldstrafe von bis zu 2.000 DM rechnen. 

Neben Weghindernissen und Schlagbäumen entstehen ab 1952 im unmittelbaren Bereich der Demarkationslinie zwischen der DDR und BRD hölzernen Wachtürmen und Beobachtungsstellen. Linke Abbildung; ein DGP-Soldat in khakifarbener Sommer-Dienstuniform (Eingeführt ab 1952) bewaffnet mit einer sowjetischen M91 "Mosin Nagant" mit  ausgeklappten Bajonett. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

7. Juni - Analog den Vorgängen an der westlichen Staatsgrenze wird eine 5-km-Schutzzone an der Ostseeküste und an der Grenze zwischen der DDR und West-Berlins ("Ring-um-Berlin") - außer im Stadtgebiet Berlins - angelegt.  Für West-Berliner Bürger entsteht DDR-seits die Passierscheinpflicht für die Ein- und Ausreise in und aus der DDR, mit Ausnahme des direkten Zutritts der Hauptstadt der DDR. In der Schutzzone besteht Melde- und Registrierpflicht. 

13. Juni - Beginn der Zwangsumsiedlung von - unter damaligen politischen Gesichtspunkten eingestuften - "negativen" Bewohnern der 500m- und 5km-Sperrzone. 

Juli - Aus der Grenzbevölkerung werden "Freiwillige Helfer der Grenzpolizei" (GPH) rekrutiert; am 25. August stehen mehr als 500 GPH im Streifen- und Beobachtungsdienst.    

23. Juli - Auflösung der fünf Länder der DDR und Neugliederung in 15 DDR-Bezirke (inkl. Ostberlins als Hauptstadt der DDR). 

1. August - Bildung der Kasernierten Volkspolizei (KVP).

28. August - Gründung des „Amts für Zoll und Kontrolle des Warenverkehrs“ (AZKW). Diese Zollverwaltung ist für die staatliche Kontrolle sämtlicher Waren-, Devisen- und Geldverkehre nach dem Zollgesetz, dem Devisengesetz und der Geldverkehrsordnung zuständig. Die AZKW wird 1962 nach dem Mauerbau durch die Zollverwaltung der DDR abgelöst und untersteht bis zum 3. Oktober 1990 dem Ministerium für Außenhandel. 

1. Oktober - In allen DGP-Einheiten werden militärische Rangbezeichnungen und -abzeichen sowie die khakifarbene Uniform anstatt der bisherigen blauen Dienstuniform eingeführt. 

7. Oktober - Die Angehörigen der DGP werden analog der KVP-Angehörigen anstelle der bisherigen dunkelblauen Polizeiuniformen mit einer neuen khakifarbenen Uniform (in Schnitt und Farbe der sowjetischen Armeeuniformen angeglichen) eingekleidet. 

 

1953 

5. März - Der Tod J. W. Stalins Tod sorgt im gesamten Ostblock für Bestürzung und Orientierungslosigkeit.

16. April - Die erste Ausgabe der Zeitschrift "Die Grenzpolizei" erscheint als "Scharfe Waffe gegen Volksfeinde und Brandstifter eines neuen Krieges" vorerst als 2-wöchige Ausgabe als Organ des MfS, HV DGP. Später bis zum 21. Juni 1962 erscheint die Zeitschrift wöchentlich.

16. Juni - Protestdemonstration der Bauarbeiter an der Großbaustelle "Stalinallee" in Ostberlin. 

17. Juni - Beginn von Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen in der gesamten DDR. Die SMAD verhängt den Ausnahmezustand. Schilder der Sektorengrenzen werden abgebrochen und zerstört, Demonstranten marschieren symbolträchtig durch das Brandenburger Tor nach West-Berlin. Es gibt Verletzte und Tote. 

19. Juni - Niederschlagung der Aufstände durch die eingesetzten GSSD-Einheiten; zum 25. Juni kann der der Ausnahmezustand in den meisten Bezirken bzw. Städten wieder aufgehoben werden. 

18. Juli - Das Politbüro des ZK der SED beschließt nach dem Volksaufstand in der DDR die DGP von der MfS-Unterstellung als selbstständige "Hauptverwaltung" dem MdI zu zuordnen. Das MfS selbst wird im Rahmen der Vorgänge um den 17. Juni Versagen vorgeworfen und wird bis März 1955 zu einem Staatssekretariat für Staatssicherheit (SfS) innerhalb des MdI herabgestuft. 

14. November - Die BRD verzichtet nach Abstimmung mit den westlichen Alliierten auf Grenzkontrollen im innerdeutschen Interzonenverkehr. 

21. November - Mit Inkrafttreten der "Anordnung über die Regelung des Interzonenverkehrs" verzichtet die DDR zukünftig auf die Ausstellung von Interzonenpässen. Der Interzonenpass, der seit dem 30. Juni 1946 ein Personaldokument zur Legitimierung von Reisen der Bürger zwischen den Besatzungszonen geworden war, ist von nun an abgeschafft. Bis 1956 setzt sich beidseitig eine gewisse Liberalisierung an der innerdeutschen Grenze durch.  

 

1954 

25. Januar bis 18. März - In Berlin findet die Vier-Mächte-Außenminister-Konferenz statt. Ziel der Konferenz ist die Annäherung und Lösung zur Deutschlandfrage durch die Allierten. Die westlichen Alliierten bestehen auf der Abhaltung von freien gesamtdeutschen Wahlen und einer Wiedervereinigung in Stufen. Nach diesem Konzept soll die BRD in ein militärisches Bündnissystem der Westmächte eingegliedert werden. Molotow stellte als Gegenentwurf einen Vertrag über die Sicherheit in Europa vor, indem die Deutschen im ersten Schritt auf dem Weg zur Wiedervereinigung eine gemeinsame provisorische Regierung bilden, dann die NATO aufgelöst wird, die amerikanischen Truppen sich aus Europa zurückziehen und Deutschland ein neutraler Staat wird.  Die Positionen von Ost und West sind unvereinbar. Die Konferenz wird ohne Ergebnis beendet.  

24. Mai - Die DDR-Polizeiverordnung vom 7. Juni 1952 wird an der Ostseeküste wieder aufgehoben; die 5 km-Grenzschutzzone ist von nun an an der Küste aufgelöst.  

18. Juni - Inkrafttreten der Anordnung über die Neueregelung der Grenzsicherungsmaßnahmen an der DL zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westdeutschland. Diese Neuregelung führt vorerst zu Ein- und Ausreiseerleichterungen für die Grenzbevölkerung und teilweise zu Wiedereröffnung von wirtschaftlichen Verkehrsverbindungen im Grenzgebiet zwischen den beiden deutschen Staaten.

8. Juli - Mit Befehl Nr. 53/54 des Minister des MdI übernimmt die DGP die "Bewachung des Außenringes des Wismut-Sperrgebietes" (Uranförderung f. d. UdSSR in der Nähe von Aue). Ab 1955 übernimmt dann die Bereitschaftspolizei und später die DVP (Betriebsschutz) die Überwachung dieser Sperrgebiete bei Aue. 

15. Juli - Die "Vorläufige Innendienstvorschrift" (DV 10/3) und die "Vorläufige Disziplinarordnung" (DV 10/6) der KVP vom 1. November 1954 wird von der DGP übernommen; die militärische Ausrichtung der DGP ist von nun festgelegt. 

15. September - Das Passgesetz der DDR stellt das Delikt der "Republikflucht" erstmals ausdrücklich unter Strafe; siehe §8: „1.) Wer ohne Genehmigung das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik nach dem Ausland verlässt oder aus dem Ausland betritt oder wer ihm vorgeschriebene Reiseziele, Reisewege oder Reisefristen oder sonstige Beschränkungen der Reise oder des Aufenthalts hierbei nicht einhält, wird mit Gefängnis bis zu drei Jahren bestraft. 2.) Ebenso wird bestraft, wer  für  sich oder einen anderen durch falsche Angaben eine Genehmigung zum Verlassen oder Betreten der Deutschen Demokratischen Republik erschleicht. 3.) Der Versuch ist strafbar.“ 

23. Oktober - Unterzeichnung der Pariser Verträge zur Souveränität der BRD und dem Beitritt in die Westeuropäische Union (WEU).

2. Dezember - Konferenz der Ostblockstaaten in Moskau gegen die Pariser Verträge. 

 

1955 

25. Januar - Die Sowjetunion beendet den Kriegszustand mit Deutschland. 

27. Februar - Der Bundestag der BRD billigt die Pariser Verträge. 

1. April - Mit Befehl 6/55 des Ministers des Inneren wird die DGP vom MdI wieder an das SfS unterstellt. 

9. Mai - Die BRD wird als 15. Mitgliedsstaat in die NATO aufgenommen. 

14. Mai - Gründung der unter sowjetischer Kontrolle geführten Militärkoalition "Warschauer Pakt" als Gegenstücks der westlichen NATO.

20. Mai - Beitritt der DDR in den Warschauer Pakt (Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Beistand").  

26. Juli - Der sowjetische Parteichef Chruschtschow spricht in der Hauptstadt der DDR erstmals von zwei deutschen Staaten. 

13. September - Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und der BRD anlässlich des Besuchs des Bundeskanzlers Adenauer in Moskau. 

20. September - In Moskau wird der Staatsvertrag zur Beziehung zwischen der UdSSR und der DDR unterzeichnet. Dieser setzt alle Grundlagen der Tätigkeit der SMAD außer Kraft und erklärt die uneingeschränkte Souveränität der DDR. Die vollständige Verantwortung für die Bewachung und Kontrolle aller Grenzen wird der DDR übergeben.

12. Oktober - die bisherige Sicherungsfunktion durch sowjetische Kräfte wird an die DGP im Bereich aller Brückenübergängen an der Oder-Neiße-Grenze (Grenze zu VR Polen) um 12.00 Uhr feierlich übergeben. 

12. November - Die ersten 101 freiwilligen Soldaten der neuen Streitkräfte der BRD  - "Bundeswehr" - erhalten ihre Ernennungsurkunde.

24. November - Auf Beschluss des Ministerrats erhält das SfS wieder den Status eines Ministeriums (MfS) zurück. 

1. Dezember - Die alleinige Bewachung und Kontrolle aller DDR-Grenzen und am Außenring von Groß-Berlin wird der DGP auf Grundlage des Staatsvertrags zwischen der UdSSR und der DDR vom 20. September 1955 übergeben. Die DDR verfügt somit die ungeteilte Verantwortung zur Sicherung der eigenen Landes- und Seegrenzen. Ausschließlich die Bewachung der Sektorengrenze in Groß-Berlin erfolgte - auf Grundlage des Vier-Mächte-Status der ehemaligen Reichshauptstadt - nicht durch die DGP, sondern durch die DVP. Dennoch  erfolgen in der DDR entscheidende Abstimmungen - auch zukünftig - nie ohne Einbindung und Zustimmung der Hauptkräfte der 1. operativen Staffel der vereinten Streitkräfte des Warschauer Paktes (besonders der GSSD). Die Kontrolle des Verkehrs von Truppenpersonal und Gütern der in Westberlin stationierten Garnisionen Frankreichs, Englands und der USA auf genau fstgelegten Verbindungswegen durch das Territorium der DDR werden weiterhin ausschließlich - bis zum Ende der DDR - durch die sowjetischen Truppen durchgeführt. 

Ein Konvoi der US-Streitkräfte zur Truppenverstärkung während der DDR-Grenzsicherung in Berlin. Das Foto entsteht im Bereich des westlichen Teils des alliierten Kontrollpunkts an der GüSt Helmstedt-Marienborn im August 1961. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

1956 

18. Januar - Die Volkskammer der DDR beschließt die Bildung der Nationalen Volksarmee (NVA) und des Ministeriums für Nationale Verteidigung (MfNV). Zum Minister für Nationale Verteidigung der DDR wurde Willi Stoph, Mitglied des Politbüros des ZK der SED, berufen. Der systematische Aufbau der NVA und deren Entwicklung zu einer schlagkräftigen sozialistischen Armee, die in enger Waffenbrüderschaft mit der Sowjetarmee und den Armeen der verbündeten sozialistischen Staaten sowie im engen Zusammenwirken mit den anderen Schutz- und Sicherheitsorganen der DDR imstande ist, die Unantastbarkeit der DDR zu sichern, ist von nun an die zentrale militärpolitische Herausforderung der DDR.  

14. April - der Kommandeur der DGP - Oberst Stock - und der Kommandeur der polnischen Grenztruppen - Oberst Jurewicz - unterzeichnen in Warschau die "Vereinbarung zwischen der Grenzpolizei der Deutschen Demokratischen Republik und den Grenzschutztruppen der Volksrepublik Polen über die Zusammenarbeit zum Schutz der deutsch-polnischen Staatsgrenze".

3. Mai - Inkrafttreten der "Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen an der Grenze der Deutschen Demokratischen Rebublik und der Bundesrepublik Deutschland". Die DDR verzichtet auf Kontrolle von Gütern und Zahlungsmitteln in Berlin. Die Ausweiskontrollen und Verkehrsberechtigungsscheinen für den Verkehr innerhalb Berlins werden abgeschafft. 

1. September - Mit Ausnahme des Militärverkehrs zwischen West-Berlin und der BRD übernimmt die DGP nun auch die Grenzkontrolle von Ausländern. 

22. September - Regierungsabkommen zwischen der DDR und der CSR zur Zusammenarbeit und Hilfe in Grenzangelegenheiten. 

29. Oktober - Angesichts des Ungarn-Aufstandes strukturiert die Staatsführung der DDR alle für den inneren Einsatz infrage kommenden Kräfte der Bewaffneten Organe in einer "Hauptverwaltung Innere Sicherheit" (HVIS) im MfS; hierzu gehören Grenzpolizei, Transport- und Bereitschaftspolizei. 

11. November - Die ungarische Regierung schlägt mit Unterstützung sowjetischer Miltärverbände die sogen. Konterrevolution nieder.  

1. Dezember - 10. Gründungsfeiertag zum Bestehen der Deutschen Grenzpolizei. Anlässlich dieses Jahrestags lässt die HV Deutsche Grenzpolizei eine Festschrift ("10 Jahre Deutsche Grenzpolizei") herausgeben, in der Einleitung dieser Publikation aus dem Jahre 1956 liest man folgende Worte: 

"Wir Soldaten und Offiziere der Deutschen Grenzpolizei stehen Tag und Nacht für die Errungenschaften unseres Arbeiter- und-Bauern-Staates auf Wacht und schützen die friedliche Arbeit unserer werktätigen Bevölkerung. Deshalb sieht sie auch in den Soldaten mit den grünen Spiegeln und dem grünen Rand an der Mütze stets ihre treuen und zuverlässigen Kameraden. Unsere Geschichte, die Geschichte der Deutschen Grenzpolizei, ist kurz, doch trotzdem reich an Ereignissen und kühnen Taten. Keine Schwierigkeiten vermochten die Entwicklung unseres wichtigen Organs der Arbeiter-und-Bauern-Macht aufzuhalten oder die großen Erfolge, die wir beim Schutz der Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik errangen, zu schmälern. So kommt es auch, dass, wenn man in unserer Republik von der Grenzpolizei spricht, ihr Name und der Gedanke an sie nicht zu trennen ist von unserem friedlichen Aufbau. Er ist eng verbunden mit den Schlägen, die wir gemeinsam mit allen anderen bewaffneten Kräften und den Werktätigen gegen die Feinde unseres Staates, gegen Schädlinge, Spione, Agenten und Diversanten führten. Unser Name ist für immer verbunden mit den Namen Liebs, Janello, Schmidt, mit dem Andenken an unsere jungen Genossen, die während des Dienstes meuchlings von den Söldnern der Imperialisten ermordet wurden." 

Zwei Fotovarianten eines Postenpaars der DGP an der Staatsgrenze zur BRD mit Grenzsäule Nr. "1" am Priwall. Links s/w Fotooriginal der Hauptverwaltung DGP (Fotograf Koch) und rechts nachcolorierte Fotovariante als Deckblatt der gebundenen Festschrift der HV DGP "10 Jahre Deutsche Grenzpolizei"  aus dem Jahre 1956. Vermutlich ist die hier links abgebildete Variante seinerzeit nicht zur Veröffentlichung gewählt worden, da die Blickrichtung des Postenpaares nicht von rechts nach links - also von Ost nach West - sondern entgegengesetzt aufgenommen wurde. (Privatarchiv d. Verf.)

  

1957 

16. Januar - Beschluss des Präsidium des Ministerrates den Grenzbrigaden und Grenzbereitschaften Fahnen zu verleihen. Die erste Verleihung erfolgt am Folgetag an den Verband Smolorz anläßlich seiner Vereidigung durch den Minister des Inneren, VP-Generalleutnant Karl Maron.  

1. März - Bildung des eigenständigen "Kommandos der Deutschen Grenzpolizei" mit selbstständigen Führungsorgan in Pätz (Bezirk Potsdam, Kreis Königs Wusterhausen) zur Herstellung einer einheitlichen,  selbstständigen  und vor allem militärischen Truppengliederung sowie -struktur unter Leitung des MdI. Von nun an gab es folgende Strukturbezeichnungen: 

  

  • Grenzbrigaden,
  • Grenzbereitschaften,
  • Grenzabteilungen und
  • Grenzkompanien

  

Anstelle der bisherigen nur zum Teil vollständigen Abschnittsverwaltungen entstanden 8 Grenzbrigaden mit folgenden Stabssitzen:

  

  • 1. Schwerin (später Perleberg),
  • 2. Magdeburg,
  • 3. Erfurt,
  • 4. Rudolstadt (später Dittrichshütte),
  • 5. Groß Glienicke,
  • 6. Rostock,
  • 7. Frankfurt/O. und
  • 8. Karl-Marx-Stadt

  

Bis zum Ende der Grenztruppen im Jahre 1990 verblieb ausschließlich die "6. Grenzbrigade Küste " in Rostock mit dieser "Grenzbrigaden"-Bezeichnung bestehen. 

14. August - Erlass des Ministers des Inneren durch den Befehl 48/57 zur Einführung der militärischen Brigadestruktur (mit -bereitschaften, anteilungen und -kompanien anstelle der bisherigen Abschnittsverwaltungen zwischen dem zentralen Führungsorgan bis zu den Grenzbereitschaften) für eine verbesserte operativen Führung der Grenzsicherungskräfte. Es gibt von nun an fünf Grenzbrigaden mit insgesamt 18 Grenzbereitschaften an der Grenze zur BRD und am "Ring um Berlin" , eine Brigade mit drei Bereitschaften an der Küste und zwei Brigaden mit insgesamt vier Bereitschaften an der Grenze zur VR Polen und CSSR. Im Ausbildungsjahr 1956/57 erfolgt erstmals für 185 Grenzpolizisten eine Ausbildung als Panzer-Kommandanten und -Fahrer, als Richtschützen, Funker und Ladeschütze. Parallel erfolgt die Vorbereitung zur Verleihung von Fahnen an Grenzbrigaden und -bereitschaften. 

 

1958 

1 Januar - Auf Befehl des Ministers des Inneren tritt der Beschluss zur "Bestimmung für die Dienstlaufbahn der Soldaten, Unteroffiiere und Offiziere der Grenzpolizei der DDR" in Kraft. Mit den Dienstlaufbahnbestimmungen werden zum ersten Mal seit bestehen der GP alle Grundlagen der Zugehörigkeit zur DGP in einer militärischen Dienstlaufbahn fest geregelt. 

17. März - Als erster Verband der DGP wird der 3. Grenzbrigade (Erfurt) die Truppenfahne durch dem Minister des Innern (General Karl Maron) und durch dem Chef der DGP (General  Paul Ludwig) im Zuge der Vereidigung von jungen Angehörigen der DGP gegenüber dem Kommandeur der 3. Grenzbrigade - Oberst Kroeber -  verliehen.

28. April - Ein Bootsstützpunkt der DGP nimmt in Dömitz/Elbe mit  fünf Booten des Typs "Kurier" (zwei Mann Besatzung) seinen Dienstbetrieb an dem 90 km langen Elb-Grenzabschnitt der DDR in Betrieb. 

Eines der Hafenbarkassen vom Typ 012 am Bootssteg der DG am Elbberg unweit Boizenburg. Am Dachrand des Anleger ist ein Spruchband "Unsere Forderung durch Abschluss eines Friedensvertrags zur Einheit Deutschlands"  angebracht. (Privatarchiv d. Verf.)

 

27. November - Übergabe der sowjetischen Note (sogenanntes "Berlin-Ultimatum") durch KPdSU-Parteichef Nikita Chruschtschow mit  der Forderung an die drei Westmächte West-Berlin innerhalb von sechs Monaten zu entmilitarisieren und als "Freie Stadt" auszurufen. Die innerdeutsche Grenze war zwar "gesichert", doch 95% der Flüchtlinge aus der DDR verlassen das Land noch immer durch das "Schlupfloch" Berlin. 

  

1959 

5. Juni - Aufbau der "Freiwilligen Grenzhelfer" (später "Freiwillige Helfer der Grenztruppen"). 

 

1960 

3. November - Auf Vorschlag des ZK der SED und auf Beschluss des Nationalen Verteidigungsrates (NVR) und des Ministerrates der DDR verleiht der Minister f. NV durch Befehl Nr. 59/60 den Seestreitkräften der NVA in Anerkennung ihrer erreichten Kampfkraft und Gefechtsbereitschaft den Namen "Volksmarine".  

 

1961 

3. und 4. Juli - Die Parteiführung teilt auf der 13. Tagung des ZK der SED mit, daß "in den kommenden Monaten ungewöhnlich große und komplizierte Aufgaben zu lösen" sind, die "die Mobilisierung aller Kräfte unserer Partei und unserers Arbeiter-und-Bauern-Staates" verlangen. Neben der allseitigen Stärkung der DDR - insbesondere auf ökonomischem Gebiet, auf dem die Werktätigen mit Störfreimachen der Wirtschaft hervorragende Leistungen für den Sozialismus vollbrachten - sah sie Parteiführung die wichtigste innere Grundlage für den eigentlichen und dauerhaften Erfolg die Anstrengungen von Sicherungsmaßnahmen der DDR-Territorialität.    

3. bis 5. August - Die Beratung der Ersten Sekretäre der Zentralkomitees der kommunistischen und Arbeiterparteien der Warschauer Vertragsstaaten in Moskau stimmen den vorgesehenen Maßnahmen vom März 1961 des Politisch Beratenden Ausschusses  der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit der Koalitation durch Abriegelung des Gebiets von Westberlins - einmütig zu. Der Beschluß wird am 13. August veröffentlicht.

10. August - Der Erste Sekretär des ZK der SED und Vorsitzende des Staatsrates der DDR, Walter Ulbricht, erklärt auf einer Kundgebung im VEB Kabelwerk Oberspree zu den Ergebnis der Moskauer Beratung vom 3. bis zum 5. August: "Wir haben uns mit unseren sowjetischen Freunden und den Vertretern aller Staaten des Warschauer Vertrages beraten und sind übereingekommen, daß wir nicht länger unsere Geduld mißbrauchen lassen wollen. Wir sind übereingekommen, daß der zeitpunkt gekommen ist, wo man sagen musß: Bis hierher und nicht weiter!" Er kündigt in einer der Aktion angemessenen Weise an, daß erforderlichenfalls die Grenzen der DDR zur BRD "militärisch geschützt werden, und zwar sowohl durch Truppen der Nationalen Volksarmee wie durch Truppen unserer sowjetischen Freunde."    

13. August -  In der Nacht vom 12. zum 13. August 1961 nehmen Angehörige von Berliner Verbänden der Kampfgruppen der Arbeiterklasse, der DGP, der Bereitschaftspolizei (BePo) sowie weitere Kräfte der VP die 163 km (45 km direkte Stadtgrenze zw. der Hauptstadt der DDR und Berlin-West) lange Grenze zu Berlin-West unter ihrer Kontrolle. Innerhalb Berlins sichert die im Frühjahr aus VP-Bereitschaften der Garnision Basdorf (bei Berlin) formierte 1. Mot. Brigade der BePo unter ihrem Kommandeur VP-OSL Hans Wahner mit Kampfgruppenverbänden die Grenze nach Berlin-West. Alle Übergangsstellen werden durch ein Sicherungskommando der kurz zuvor aufgelösten Bereitschaft des PdVP Berlin gemeinsam mit Angehörigen des AZKW bezogen. Der Grenzbereich zwischen Potsdam und Berlin-West ist zuvor schon seit längerer Zeit durch ein Sicherungs- und Kontrollsystem gesichert. Die Einheiten der DGP an der Grenze zur BRD, der Küste und an den östlichen und südlichen DDR-Grenzen befinden sich in erhöhter Gefechtsbereitschaft. Einheiten der NVA (als zweite Sicherungsstaffel)  und der Sowjetarmee (als dritte Sicherungsstaffel) unterstützten - ohne direkt eingesetzt zu werden - in rückwärtigen Bereitschaftsräumen die Grenzsicherung. Innerhalb weniger Stunden werden alle Übergänge mit Ausnahme weniger Kontrollstellen geschlossen und erste provisorische Befestigungen errichtet. Am 23. August 1961 kehren die Hauptkräfte der eingesetzten Kampfgruppeneinheiten in ihre Betriebe zurück

Eines der bekanntesten Fotos der schicksalhaften Schließung der Berliner Sektorengrenze . Bewaffnete Angehörigen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse bewachen in Form einer menschlichen Mauer das Brandenbuger Tor und symbolisieren die geschlosssene Haltung der Werktätigen mit der Partei zur Grenzschließung in Berlin. Das Bild wird zu eine der wichtigsten DDR-Foto-Ikonen und verkörpert den "Antifaschistischen Schutzwall". (Militärverlag der DDR aus dem Privatarchiv d. Verf.)

DDR-Kulturschaffende und Prominenz aus den sozialistischen Ländern bekunden, in den Stunden der Grenzsicherung zu West-Berlin, den Angehörigen der östlichen Sicherungskräfte Anerkennung und Unterstützung. So z.B. der sowjetische Kosmonaut German Titow oder die DDR-Schauspielerin Eva-Maria Hagen (Mutter von Nina Hagen). Oben abgebildet die handschriftliche Einragung des DDR-Schriftstellers Willi Bredel in seinem Buchband „Die Väter“ (1941) aus der Trilogie „Verwandte und Bekannte“ an einen DGP-Angehörigen. Willi Bredel war Pionier der sozialistischen Literatur und von 1962 bis 1964 Präsident der Deutschen Akademie der Künste. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

14. August - Mit "seinem Wunsch" zum pioniertechnischen Ausbau der Sperren an der DL bewirkt der Oberkommandierende der GSSD Marschall Iwan Stepanowitsch Konew bei der DDR-Führung die Einrichtung von umfassenden Drahtsperren, Signalvorrichtungen, Beobachtungstürmen und erstmals auch von Minenfeldern (POMS-2 und PMD-6) sowie eine Novellierung der Bestimmung zum Schusswaffengebrauch.   

14. September - Als Wochenzeitschrift der DGP erscheint "Der Grenzpolizist" letztmalig im 9.Jahrgang. Mit Ausgabe Nr. 38 dieses Jahrgangs folgt am 21. September 1961 "Der Grenzsoldat" als Wochenzeitschrift des Kommandos Grenze der NVA. 

Titelblatt der letzte Ausgabe "Der Grenzpolizist" vom 14. September 1961. (Privatarchiv d. Verf.)

 

15. September - Auf Befehl Nr. 1/61 des Vorsitzenden des NVR wird die "Deutsche Grenzpolizei" in das "NVA - Kommando Grenze“ umbenannt. Zwei Generäle, 4.167 Offiziere, 6.617 Unteroffiziere und 34.149 Mannschaftsdienstgrade wechseln vom MdI zum MfNV“; die wechselvolle Eingliederung der DGP vom polizeilichen in das militärische System der DDR ist nunmehr abgeschlossen. Eine Ausnahme von dieser einheitlichen Organisationsstruktur bildeten dabei weiterhin die Grenzsicherungs- und Grenzüberwachungskräfte der Hauptstadt der DDR (Unterstellung der bisherigen 5. GB als 1. und 2. Grenzbrigade an das MdI mit seinem Kommando der Bereitschaftspolizei - und ein Jahr darauf als 1. Grenzbrigade mit der Bezeichnung "13. August"- unter Führung von Oberst Gerhard Tschitschke - an die neugebildete Stadtkommandantur Berlin bis zum 6. Juli 1971, wobei die integration in die NVA schon 1962 vollzogen wird) und bis 1990 an der Ostseeküste (Unterstellung der 6. Grenzbrigade an die Volksmarine) sowie ebenfalls bis 1990 die selbstständigen Grenzabschnittskommandos zur VR Polen und zur CSSR. Am Tag des Inkrafttretens dieses beschlusses übergibt der Minitser des Inneren - Generalleutnant Karl Maron - auf einem Festakt in Anwesenheit leidtender Offiziere der Verbände und Truppenteile sowie der Generale und Offiziere des neugebildeten Kommandos dem Minister für Nationale Verteidigung - Armeegeneral Heinz Hoffmann - die bisherige DGP als neue Grenztruppe.  

20. September - Beschluss des "Gesetz zur Verdeidigung der Deutschen Demokratischen Republik" (Verteidigungsgesetz).

21. September - Veröffentlichung der Grenzordnung "Ordnung zur Gewährleistung der Sicherheit an der Westgrenze der Deutschen Demokratischen Republik" zur Präzisierung der seit Mai 1956 bestehenden Grenzordnung.

Oktober - der Befehl Nr. 76/61 des MfNV erweitert die bisherigen Bestimmungen für NVA-Einheiten zum Schusswaffengebrauch zur Abwehr von bewaffneten Angriffen bzw. Überfällen auf Grenzposten oder Angehörigen anderer bewaffneter Organe der DDR im Grenzgebiet und im Zuge von fehlenden Festnahmemöglichkeiten bei offensichtlichen Versuchen, die Staatsgrenze der DDR zu verletzten (sogenannte "Grenzverletzung"); die Anwendung der Schusswaffe gegen Grenzverletzer durfte ausschließlich in Richtung DDR-Gebiet oder parallel zum Grenzverlauf erfolgen.

25. Oktober - In Berlin Mitte - Friedrichsstraße - rollen von Westen 10 US-Panzer auf die Grenze provokativ zu, im Osten gehen 30 sowjetische / NVA Tanks in Stellung. Drei Tage später ziehen diese beidseitig ab. 

19. Oktober - Auf Grundlage des MfNV-Befehls Nr. 85/61 werden: 774 km Minensperre, (POMS-2, PMD-6, PMN) 407 km Drahtsperre auf Betonpfählen, 153 km S-Rollensperre, 370 km Kfz-Sperrgraben zw. 1961-63 errichtet. Damit war Anfang 1963 die innerdeutsche Demarkationslinie auf einer Länge von knapp 800 km vermint (das sind ca. 56% des Grenzverlaufs der DDR ./. BRD - im Bereich der innerstädtischen - Berliner - Grenze wurden im Übrigen zu keinem Zeitpunkt Minensperren eingerichtet). Bei den Minensperren kamen  sowjetische Infanterieminen in Form von Spreng und Splitterminen zum Einsatz. Die Infanteriemine POMS-2 bestand aus einem 1,5 kg schweren Gussstahlkörper, der mit 75g TNT gefüllt war. Die Mine wurde mittels eines Holzpflocks 10-20cm über OKErdreich installiert und beidseitig mit einem 5-7m langen Stolperdraht verbunden. Der detonierende Sprengstoff zerlegte den Stahlmantel mit einer Rundumwirkung von 25-30m. Die Infanteriemine PMD-6 war eine Holzkasten-Sprengmine, im Funktion und Wirkung  ähnlich der Schützenmine 42 der Deutschen Wehrmacht . In dieser war eine 200g TNT-Ladung eingelegt, der mit einem Zugzünder versehen war. Die Infanteriemine PMN bestand aus einem runden Plastikbehälter mit einem wasserdichten Gummi-Druckmembran, welcher ebenfalls mit 200g TNT-Ladung gefüllt war. Im Allgemeinen wurden die Minensperren durch zwei Zäune begrenzt und mit  gelben Schildern und schwarzem Schriftzug: "Achtung Minen - gesperrt -  Lebensgefahr! " beidseitig gekennzeichnet. Ab 1966 verlegte man weitere Minen vom Typ PMN, PMN-71 und PPM-2. Über die Ausbringung der Minen fertigte man Dokumente und Lagepläne mit Angaben (in deutscher und russischer Sprache) über Tag der Verlegung, den Ort, die Dichte, den Minentyp, den Sperrabschnitt und die genaue Anzahl der Minen an.

Aber auch auf westlicher Seite wurden - wenn auch "unsichtbarer" - pioniertechnische Sicherungsmittel im Grenzverlauf zur DDR und CSSR in einer Tiefe von ca. 15 bis 70 km Tiefe durch die NATO-Truppen zum Schutz vor konventionalen Angriffen der Warschauer Pakt Truppen angelegt. So entstanden ca. 1.200 Sperranlagen mit jeweils drei bis fünf Sprengschächten TNT- Kernladungen im Bereich von strategisch wichtigen Straßen und Brücken; so es entsteht eine wichtige Basis zur Durchsetzung der sogenannten "Vorneverteidigung"     

4. November - Mit Befehl 63/61 wird die gemeinsame Aufgabenerfüllung zwischen der VM und der GBK im Gebiet der Küste und des Küstenvorfeldes zum Schutz der DDR hervorgehoben. Die GBK wird dem Stellvertreter des Ministers und Chef der Volksmarine  unterstellt. Sie blieb jedoch Bestandteil des „Kommando der Grenztruppen“ und sichert die Seegrenze der DDR weiterhin selbstständig. 

 

1962 

Die "Passkontrollkräfte" der NVA-Grenztruppen werden dem MfS "operativ unterstellt". Aus diesen GT-Kräfte formiert das MfS ihre zukünftige Passkontrolleinheiten (PKE), die ihre Diensttätigkeit weiterhin in GT-Uniformen ausüben. 

24. Januar - Gesetz zur Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (18. bis 50. Lebensjahr) in der DDR. Die ersten Wehrpflichtigen werden nach 6-monatiger Ausbildung in einem der Grenzausbildungsregimenter  (GAR) auch bei den grenzsichernden / -überwachenden Einheiten ab Herbst 1962 eingesetzt. 

1. Februar - Einführung einer neuen Dienstflagge der 6. GBK (VM-Flagge mit zusätzlich grünen durchlaufenden Streifen am linken Rand). Die Angehörigen der GBK tragen weiterhin VM-Uniform aber die schwarzen Bndern der Tellermützen tragen die Aufschrift "Grenzbrigade Küste" anstatt "Volksmarine". 

10. Februar - Die Spione Rudolf Iwanowitsch Abel und Francis Gary Powers werden auf der Glieniker Brücke ausgetaucht. Bis 1986 folgen zwei weitere hochrangige Agentenaustauschaktionen beider Militärlager an diesem historischen Brennpunkt.

1. April - Mit Befehl 104/61 des MfNV wird die Bezeichnung „Grenztruppen der NVA" festgelegt. 

21. Juni - Inkrafttreten der "Verordnung über die Sicherung und den Schutz des Küstengebietes der Deutschen Demokratischen Rebublik"

21. Juni die letzte Ausgabe der Wochenzeitschrift "Grenzsoldat" (vormals "Der Grenzpolizist") erscheint. Von nun an informiert ausschließlich die Wochenzeitschrift "Volksarmee" die gesamten Truppenteile der NVA.  

Titelblatt der letzte Ausgabe "Grenzsoldat" vom 21. Juni 1962. (Privatarchiv d. Verf.)


23. August - Auf Befehl Nr. 99/62 des Vorsitzenden des NVR der DDR Walter Ulbricht wird "Zur Gewährleistung der Sicherheit der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik zu Westberlin und zur weiteren Unterbindung der ständigen Störtätigkeit revanchistischer und militärischer Kräfte Westberlins" die Stadtkommandantur Berlin (Ost) mit 3 Grenzbrigaden (1. Grenzbrigade Berlin "13. August", 2. Grenzbrigade Groß Glienicke und 4. Grenzbrigade Potsdam) und nachgeordneten Regimentern aufgestellt. Die SKB ist dem MfNV direkt unterstellt. 

Ehrengeschenk - Bronzemedaille der 1. GBr "13. August". Zur Traditionspflege erhielten eine Vielzahl von Truppenteilen und Einrichtungen der GT einen Ehrennamen. Die 1. GB Berlin erhielt am 1. März 1966 als einzigste Einheit der bewaffneten Organe der DDR einen Ehrennamen auf Grundlage eines konkreten historischen Datums. (Privatarchiv d. Verf.)  

"Am 5. März 1963 erfolgte vor dem Armeemuseum in Dresden die feierliche Übergabe der Fahnen der ehemaligen GBr und aufgelösten GR (z.B. GR-7 in Wittenburg oder das GR-21 in Beetzendorf). Hier übergibt Oberst Seifert eine Fahne an den Leiter des Museums Oberst Bartz." (Stammabzug aus dem Deutschen Armeemuseum in Dresden - Privatarchiv d. Verf.) 

 

1963

1. März - "In Würdigung der bisherigen Leistungen beim zuverlässigen Schutz der Staatsgrenze der DDR" wurde auf Beschluss des Ministerrates der DDR der 6. GBK die Truppenfahne verliehen. 

21. Juni - Inkrafttreten der "Verordnung über Maßnahmen zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik und Westberlin".

2. Dezember - Eröffnung der Offiziersschule der GT in Plauen.

Weihnachten - Erstmals dürfen West-Berliner wieder für einige Stunden in die Hauptstadt der DDR einreisen, sofern sie dort nachweislich Verwandte haben.


1964

19. März - In Krafttretung der "Verordnung zum Schutze der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik" und "Anordnung über die Ordnung in den Grenzgebieten und den Territorialgewässern der Deutschen Demokratischen Republik - Grenzordnung"  

Ausbauzustand der Staatsgrenze West um 1964 mit den ab 1958 verbauten 2-reihigen Sperrzaun aus Sicht der DDR-Grenzposten - hier im Grenzabschnitt der Grenzkompanie in Eishausen (Kreis Hildburghausen). Gut zu erkennen die doppelreihige Zaunanlage, die Ausleuchtung des Spurensicherungstreifens und das noch oberirdisch verlegte Grenzmeldenetz mittels Telegraphenmasten. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

Mai - Die Hubschrauber-Grenzkette (Aufteilung Nord, berlin und Süd) mit Mi-1 und 4 wird formiert.

 

1966 

18. Oktober - Auf der Elbe zwischen Lenzen und Dömitz kommt es bei bedrohliche Manöver zwischen mehreren Booten des BGS und der GT zu einem schweren Grenzzwischenfall, der sich zuzuspitzen zu scheint. Auf BRD-Seite sind BGS ("Mowag") und britische Panzerspähwagen ("Ferret" und "Saladin") zum Feuerschutz aufgefahren. Beide Seite setzen zusätzlich Hubschrauber ("Alouette" und "Mi-4" ein, die die "Wasserschlacht" im Tiefflug überfliegen und beobachten. Der Vorfall hat seinen Ursprung durch die Vermessungsarbeiten der "Kugelbake" (BRD) und der "Lenzen" (DDR) und der Fahrrinnenbeanspruchung der westlichen Grenzschutzkräfte auf gesamter Flussbreite, wobei die östliche Seite von einem mittigen Grenzverlauf ausgeht. Bei dem Grenzzwischenfall fallen keine Schüße, jedoch kommt es zu Anfahrschäden an Booten.    

 

1967 

1. bis 18. August - GT-Einheiten erneuern die Grenzmarkierungen in Form von Grenzsäulen, Grenzbojen und Grenzsteine gemäß des DDR-seits gemutmaßten Grenzverlaufs. Vermessungstrupps, sechs bis acht Offiziere und ebenso viele Mannschaftsdienstgrade, stecken zunächst die Grenzlinie mit Fähnchen oder Holzpflöcken ab. Später folgen an diesen Markierungen DDR-Grenzsteine aus Granit oder Eichenpfählen. Von den Arbeitskommandos werden an diesen Tagen auf 1.200 km 9.079 Grenzsteine/-pfähle und 13 Grenzbojen gesetzt. Zur Kennzeichnung der Grenze werden 2.622 schwarz-rot-goldene Beton-Grenzsäulen in einem Abstand von etwa 500 m errichtet. 2,10 m ragen die Säulen mit einem Gewicht von 400 kg im Grenzverlauf heraus. Ab 1969 werden die Grenzsäulen erneuert; die bisherigen Bakelitschildern werden durch neuartige Schilder aus Alu-Spritzguss mit dem DDR-Staatswappen ausgetauscht. Die Säulen sind - von Osten sichtbar nummeriert. Die Nummer "1" steht als nördlichste Grenzsäule an der Staatsgrenze zur BRD auf dem Priwall. 

 

1968 

12. Januar - Das Delikt des "ungesetzlichen Grenzübertritt" wird im § 213 des neuen StGB der DDR  verankert. Hier heißt es: "1.) Wer widerrechtlich in das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik eindringt oder sich darin widerrechtlich aufhält, die gesetzlichen Bestimmungen oder auferlegte Beschränkungen über Ein- und Ausreise, Reisewege und Fristen oder den Aufenthalt nicht einhält oder wer durch falsche Angaben für sich oder einen anderen eine Genehmigung zum Betreten oder Verlassen der Deutschen Demokratischen Republik erschleicht oder ohne staatliche Genehmigung das Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik verlässt oder in dieses nicht zurückkehrt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Verurteilung auf Bewährung, Geldstrafe oder öffentlichem Tadel bestraft. 2.) In schweren Fällen wird der Täter mit Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren bestraft. Ein schwerer Fall liegt insbesondere vor, wenn 1. die Tat durch Beschädigung von Grenzsicherungsanlagen oder Mitführen dazu geeigneter Werkzeuge oder Geräte oder Mitführen von Waffen oder durch die Anwendung gefährlicher Mittel oder Methoden durchgeführt wird; 2. die Tat durch Mißbrauch oder Fälschung von Ausweisen oder Grenzübertrittsdokumenten, durch Anwendung falscher derartiger Dokumente oder unter Ausnutzung eines Verstecks erfolgt; 3. die Tat von einer Gruppe begangen wird; 4. der Täter mehrfach die Tat begangen oder im Grenzgebiet versucht hat oder wegen ungesetzlichen Grenzübertritts bereits bestraft ist. 3.) Vorbereitung und Versuch sind strafbar." 

11. Juni - Beschluß der Volkskammer der DDR zur "Paß- und Visapflicht von BRD-Bürgern im Reise- und Transitverkehr von und nach der BRD und der selbstständigen politischen Einheit Westberlin". 

21. August - Nach dem Einmarsch von Warschauer-Pakt-Truppen in das Gebiet der CSSR - anlässlich des "Prager Frühling" verstärkt die DDR-Führung die Südgrenze der DDR mit  zusätzlichen 2.500 (2x Grenzregimentsstärke) Grenzern und geht von der "Grenzüberwachung" zur "Grenzsicherung" über. Bis zum 12. September besteht für alle Einheiten der NVA erhöhte Gefechtsbereitschaft. Ein Einmarsch von Einheiten der NVA in die CSSR findet nicht statt. 

 

1970 

Oktober - Der Chef der Grenztruppen - General E. Peter - erlässt den Befehl zur  Erprobung einer  neuen pioniertechnischen Sicherungsanlage - der "Splittermine SM-70" (sogenannte "richtungsgebundene Mine", später in der BRD als "Selbstschussanlage" bezeichnet) - in den Grenzabschnitten des GR-24 (3., 4. und 6.GK). Die Minensperre vom Typ 501 ist mit ca. 100 scharfkantigen Stahlwürfeln bestückt. Der spätere Typ 701 ist mit ca. 20 Walzlagerkugeln (8mm Durchmesser) befüllt.   

Installation (3-reihig vertikal versetzt) einer SM 70 - Anlagen am letzten Sperrelement (GZ I) im DDR-Schutzstreifen durch GT-Pionierkräfte. Die Aufnahme aus westlicher Blickrichtung ensteht am Bromer Bogen im November 1976. (Privatarchiv d. Verf.) 


1. November - Befehl des Ministers für NV zur grundlegenden Strukturänderungg der GT. Anstelle der Grenzbrigaden (GBr.) treten die Grenzkommandos (Nord in Kalbe, Süd in Erfurt und Mitte in Berlin) mit ihren Grenzregimentern. Armeegeneral Hoffmann erhofft sich "eine Erhöhung von Funktionalität und Führungsfähigkeit" durch die neuen Kommandostäbe. 

 

1971 

Frühjahr - Ausgliederung der GT aus der NVA und Ausformung eines Dienstbereichs "Kommando der Grenztruppen" (Standort Pätz) innerhalb des MfNV. Auf Grundlage des Befehls Nr. 138/70 des MfNV werden die GBr. an der Westgrenze sowie in und um Berlin aufgelöst. An Stelle der 10 Stck. GBr. (sechs GBr. im Bereich der westlichen Grenze) treten das GKN (Stab in Kalbe), GKM (Stab in Berlin-Karlshorst) und das GKS (Stab in Erfurt) mit Ihren Grenzregimentern (GR). Diese Gliederung des Jahres 1971 wird bis 1989 nahezu unverändert bleiben.  

1. August - An der Grenze zu VR Polen und zur CSSR entstehen 2 GR in den Standorten Frankfurt/Oder und Pirna. Diese GR werden später in Grenzabschnitte umgebildet. Die 6. GBK ist jedoch dem Chef der VM weiter unterstellt. 

 

5. August - Das bundesdeutsche Gesetz zur Zonenrandförderung tritt in Kraft

17. Dezember - Unterzeichnung des Abkommens zwischen der Regierung der BRD und der Regierung der DDR über den Transitverkehr von zivilen Personen und Gütern zwischen der BRD und West-Berlin (sog. Transitabkommen) durch Staatssekretären Egon Bahr (Bundesrepublik) und Michael Kohl (DDR) in Bonn. Das Abkommen tritt am 3. Juni 1972 in Kraft und wird Reisen zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin erleichtern. Das Transitabkommen ist das erste Abkommen, das auf Regierungsebene zwischen der BRD und der DDR abgeschlossen wird. 

 

1972 

21. Dezember - Grundlagenvertrag zw. BRD und der DDR. 

 

1973 

Frühjahr - Im Zuge des Ausbaus der Grenzsicherungsanlagen wird ein Grenzsignal- und Sperrzaun an der Schwelle zum Schutzstreifen errichtet; der Schutzstreifen (bis zu 500m breit) ist nun beidseitig eingezäunt.  

31. Januar - gemäß des Grundlagenvertrags konstituiert sich die Grenzkommission (zw. BRD und DDR). Die AG überprüft die Grenzmarkierungen und veranlasst Erneuerungen und Ergänzungen. Parallel erfolgt die Inbetriebnahme von 14 Grenzinformationspunkten (GIP) entlang der gesamten Staatsgrenze zwischen der BRD und der DDR. Bis in die 1980´er Jahre hinein tagt die Grenzkommission und regelt eine Reihe von Alltagsfragen im unmittelbaren und beiderseitigen Grenzgebiet zwischen der DDR und der BRD.

10. Dezember - Der NVR beschließt eine neue Dienstlaufbahnordnung (Ersatz der Dienstlaufbahnordnung vom 24. Dezember 1962). Für qualifizierte Kommandeurskader und militärische Spezialisten (z.B. Grenzaufklärer) wird der Dienstgrad "Fähnrich" eingeführt.   

 

1974 

1. Januar - Umbenennung des "Kommando der Grenztruppen der NVA" in "Grenztruppen der DDR". Hieraus resultiert, dass die Grenztruppen nicht in die zwischen den Blöcken vereinbarten militärischen Abrüstungsverhandlungen (Truppenstärken) einbezogen werden.  

4. Februar - Den GT wird der "Karl-Marx-Orden" verliehen. 

 

 

1975 

1. August - Nach zweijährigen Verhandlungen vom 18. September 1973 bis zum 21. Juli 1975 in Genf wird am 1. August 1975 die KSZE-Schlussakte in Helsinki unterschrieben. Die unterzeichnenden Staaten (darunter die DDR und die BRD) verpflichteten sich der „Wahrung der Menschenrechte und Grundfreiheiten“.

15. Dezember 1975 - MfS-Befehl Nr. 1/75 zur Einrichtung der "Zentralen Koordinierungsgruppe" (ZKG) sowie der entsprechenden Bezirkskoordinationsgruppen (BKG). Die Aufgaben dieser Gruppe sind: Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Grenzübertritts (Flucht) und die Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels (Fluchthilfe).  

 

1976 

30. März - Der in Hamburg lebende Michael Gartenschläger (ehem. DDR-Bürger und langjähriger politischer DDR-Häftling) demontiert im Raum Büchen eine SM-70 (sogenannte Selbstschussanlage) am letzten DDR-Grenzzaun und verkauft diese an das Magazin "Der Spiegel". Bei einer weiteren Demontageversuch einer SM-70 wird Michael Gartenschläger durch Sicherungskräfte der DDR am 1. Mai erwartet und erschossen.

29. November - Anlässlich des 30. Jahrestages der Grenzsicherungsorgane der DDR wir der 6. GBK der Kampforden "Für Verdienste um Volk und Vaterland" in Gold verliehen.

1. Dezember - Anlässlich des 30. Jahrestages der Grenzsicherungsorgane der DDR wird den GT der "Vaterländische Verdienstorden" in Gold verliehen. Zum Zeichen der Truppenselbstständigkeit wird zum Jahrestag - erstmals nach der Ausgliederung aus der NVA (1971) - ein Ärmelstreifen an den Dienst- und Ausgangsuniformenjacken bzw. Mänteln mit der Aufschrift "Grenztruppen der DDR" durch die AGT getragen. Dieser Ärmelstreifen ist am linken unteren Ärmelsaum über der ursprünglichen Grünpaspelierung (Waffenfarbe) für alle GT-Truppenteile (Grenztruppen, Grenzflieger, Bootgruppen und Grenzbrigade Küste) von nun an eingeführt. 

Linker Ärmelstreifen an Uniformjacken und Mänteln der Grenztruppen der DDR. Außer an den Uniformjacken und -mänteln der Generäle tragen alle AGT ab 1976 diesen Ärmelstreifen. (Privatarchiv d. Verf.) 

 

1977

7. Oktober  - Abendliche Unruhen zum Gründungstag der DDR durch jugendliche Demonstaranten auf dem Alexanderplatz, die durch die DVP eingedämmt werden können. 

7. November - Änlässlich des 60. Jahrestages der Grossen Sozialistischen Oktoberrevolution wird dem Grenzkommando Nord der "Vaterländischen Verdienstorden" in Gold verliehen.

 

1978

29. November - Unterzeichnung eines Protokolls zwischen den Regierungen der beiden deutschen Staaten über die Markierung der Staatsgrenze auf einer Länge von ca. 1.300 km.

 

1979

Zum Ende der 1970er Jahre dienen in den GT etwa 50.000 Angehörige.

 

1982 

Februar - In beiden deutschen Staaten formiert sich die Friedensbewegung. In der DDR gibt es anfänglich in den evangelische Kirchen einen gewissen Bewegungsraum für die neue unabhängige Friedensbewegung "Schwerter zu Flugscharen" (Bezug zur gleichnahmige Plastik vor dem UNO HQ in New York; ein Geschenk der Sowjetunion an die UNO).

25. März – Inkrafttreten des Grenzgesetztes der DDR und Gesetz über den Wehrdienst. Dieses Gesetz ersetzt das Wehrpflichtgesetz von 1962. Darin ist der Dienst in der NVA dem in den GT von nun an gleichgestellt. 

 

1983 

15. September - Die DDR- "Verordnung zur Regelung von Fragen der Familienzusammenführung und der Eheschließung zwischen Bürgern der DDR und Ausländern" tritt in Kraft;  so entsteht erstmals ein  Antragsrecht und - damit zusammenhängend - eine behördliche Bearbeitungspflicht. In der Regel erfolgte bei einem "Antrag" eine parallele Erfassung durch das MfS entsprechend der MfS-Dienstanweisung Nr. 2/83 vom 13. Oktober 1983. In sieben Anlagen regelte diese den Umgang mit der neuen Verordnung. 

Herbst - Aufgrund internationaler Kritik beginnt die DDR die Räumung von sämtliche Fahrzeug- und Personenminen (inkl. richtungsgebundener Minen). Dieser Entscheidung vorausgegangen sind Verhandlungen über einen westlichen Milliardenkredit an die DDR, die der  CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß mit Erich Honecker führt. 

 

1984 

30. November - Der Verteidigungsminister Armeegeneral H. Hoffmann meldet Ende Dezember dem SED-Parteivorsitzenden - Erich Honecker - den Vollzug zum Abbau der SM-70-Sperren: "Durch den konzentrierten Einsatz der Pioniereinheiten der GT, verstärkt durch Pionierkräfte der Landstreitkräfte der NVA, wurden bis zum 30.11.84 die Sperranlagen mit Splitterminen auf einer Länge von insgesamt 450km vollständig abgebaut." Parallel zu den Minenräumungen erfolgte die Errichtung der technisch modifizierten Hinterlandszauns GSZA-80.  

 

1985 

1. Januar - Mit der "Zweiten Durchführungsverordnung" zum Gesetz über die Staatsgrenzen der DDR (Grenzordnung) erweitert die DDR ihre Territorialgewässer, bis auf einige besondere Festlegungen auf zwölf Seemeilen. 

Herbst - Die DDR-Regierung gibt die vollständige Räumung aller Bodenminen an ihrer westlichen Staatsgrenze bekannt. 

 

1986 

16. April - Zehn Tage vor der Atomkatastrophe von Tschernobyl in Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat trägt der Generalsekretär des ZK der KPdSU, Michael Gorbatschow, oberster Befehlshaber der Streitkräfte des Warschauer Paktes im Gästebuch der Grenztruppen der DDR folgendes ein: „Am Brandenburger Tor kann man sich anschaulich davon überzeugen, wie viel Kraft und wahrer Heldenmut der Schutz des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden vor den Anschlägen des Klassenfeindes erfordert. Die Rechnung der Feinde des Sozialismus wird nicht aufgehen. Das Unterpfand dessen sind das unerschütterliche Bündnis zwischen der DDR und der UdSSR sowie das enge Zusammenwirken der Bruderländer im Rahmen des Warschauer Vertrages. Ewiges Andenken an die Grenzsoldaten, die ihr Leben für die sozialistische DDR gegeben haben."

 

1987

30. November - Armeegeneral Heinz Keßler verabschiedet seinen Stellvertreter und Chef der Volksmarine - Admiral Wilhelm Ehm - aus dem aktiven Wehrdienst. Als Nachfolger tritt Vizeadmiral Theodor Hoffmann am selben Tage in die Dienststellung ein.

Anlässlich der Verabschiedung des Chef der Volksmarine - Admiral Wilhelm Ehm - nehmen der Minister für Nationale Verteidigung Armeegeneral Heinz Keßler und Admiral Wilhelm Ehm von Bord eines Torpedoschnellbottes die Parade zum "Wachwechsel" der auf dem Breitling (Rostock - Hohe Düne) versammelten Schiffe und Boote der VM und der 6. GBK ab. Direkt gegenüber ankern drei MSR "Projekt 89.1" der 6. GBK "Fiete Schulze". Auf dem vordersten Schiff steht die Besatzung der "Demmin" (Schiffskennung "G 422") auf dem Oberdeck in Paradestellung der über die Toppen geflaggten MSR. (Fotoabbildung aus "Marine Kalender der DDR 1989" des Militärverlag der DDR. - Privatarchiv des Verf.) 

 

1989 


3. April - Der Verteidigungsminister der DDR - Admiral Theo Hoffmann - befielt den GT und der 6. GBK, die Schusswaffe nur noch bei Bedrohung des eigenen Lebens einzusetzen. 

16. Juni - Der NVR beschließt die Umstrukturierung der GT; anstelle der bisherigen GR und GB sollen sechs Grenzbezirkskommandos  mit sechzehn Grenzkommandos treten. Die Umformierung soll bis zum 1. Dezember 1989 vollzogen sein. Nach dieser Umstrukturierung sollen 40% des bisherigen Personalbestandes bei der GT eingespart werden. Die Neuaufstellung wird ausschließlich im GKN und GKS erkennbar durchgeführt. Die neue Standorte und Bezeichnungen sind: Grenzbezirkskommando 1 - Standort Schwerin, Grenzbezirkskommando 2 - Standort Stendal, Grenzbezirkskommando 3 - Standort Erfurt, Grenzbezirkskommando 4 - Standort Sonneberg (später sollte Suhl Dienststandort werden), Grenzbezirkskommando 5 - Standort Gera und Grenzbezirkskommando 7 - Standort Plauen (später sollte Karl-Marx-Stadt Dienststandort werden). Grenzausbildungszentren sollen die bisherigen Grenzausbildungsregimenter ersetzen und entstehen in Halberstadt sowie in Plauen und Eisenach (GAZ-36). Nach bisherigen Kenntnisstand erhält ausschließlich das GAZ-36 durch Generalmajor Reinholtz noch eine neue Truppenfahne. 

Großes Dienstsiegel des Grenzbezirkskommandos 2 in Magdeburg (ab Juni 1989 im Aufbau). Rechts eine Fahrzeugstreife unterhalb der Burg Hanstein (GR-4 / 3. GB) im Dezember 1989 aus Blickrichtung Ost nach West am GSSZ 80.   (Privatarchiv d. Verf.)   

 

9. November - Zum Ende einer Pressekonferenz des Zentralkomitee der SED verließt das Politbüro-Mitglied Günter Schabowski um 18:53 Uhr einen Verordnungsvorschlag des Vorsitzenden des Ministerrats zur Übergangsreglung für Reisende und zur ständigen Ausreise aus der DDR von einem Zettel aus seiner Tasche, den er vor der Pressekonferenz vom SED-Generalsekretär Egon Krenz erhalten hatte. Um 19.04 Uhr verbreitet die DDR-Nachrichtenagentur ADN den von Schabowski verlesenen Text; um 19.30 Uhr berichtet die "Aktuelle Kamera" im DDR-Fernsehen und um 20 Uhr die "Tagesschau" von dieser neuen Verordnung; die Grenze öffnet sich. 

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 ab 23:30 Uhr entsteht im Rahmen einer ZDF-TV-Dokumentation die obige Foto-Aufnahme am Brandenburger Tor mit zwei Offiziersschülern der OHS aus Suhl, welche zur "verstärkten Grenzsicherung" als Unterstützungskräfte hinzugezogen wurden. (Quelle: Andreas Schoelzel)

 

12. November - Nach der vorzeitigen "Einführung der Reisefreiheit" durch das Mitglied des Politbüros Günter Schabowski entsteht eine erste neue GÜSt im Bereich des GKN (Übergang: Roggendorf nach Mustin).

18. November - Vizeadmiral Theodor Hoffmann, seit 1987 Chef der VM, wird zum Minister für NV in die Regierung Modrow gewählt und zum Admiral ernannt. 

20. November - Auf der Kommandeurstagung stellt der neue Verteidigungsminister der DDR das Reformkonzept f.d. Streitkräfte der DDR einschließlich der GT und 6. GBK vor. 

 

1990 

 

18. März - Die ersten unabhängigen Wahlen finden in der DDR statt. Die "Allianz für Deutschland", gebildet aus der ehemaligen Blockpartei DDR-CDU und den neu entstandenen Partein "Demokratischer Aufbruch" und DSU, verfehlen die absolute Mehrheit nur knapp. Es kommt zur Bildung einer Großen Koalition unter Beteiligung der DDR-SPD und mehrerer liberaler Partein.

1. April - Die 6. GBK wird aus den Beständen der VM herausgelöst und dem Chef der GT unterstellt. 

2. April - Admiral Theodor Hoffmann befielt die Bildung eines "Grenzschutzes der DDR". Der neue Innenminister Diestel (CDU) und der Minister für Abrüstung und Verteidigung Eppelmann (DA) forcieren den Aufbau eines eigenständigen Grenzschutzes. Geplant ist die Bildung von drei GSK (Küste, Ost und Südost). Eine Realisierung des neuen Grenzschutzes wird durch die politischen Umwälzungen jedoch obsolet. 

2. Mai - Die GT, die 6. GBK und die PKE des MfS werden durch Beschluss des Ministerrates i.d. Bestand des MdI eingegliedert. 

26. Juni - Befehl des Minister für Abrüstung und Verteidigung der DDR Rainer Eppelmann zur Einstellung der Grenzsicherung an der innerdeutschen Grenze.

1. Juli - Die Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zwischen den beiden deutschen Staaten tritt in Kraft. Aufhebung von Personenkontrollen an der innerdeutschen Grenze. Von nun an wird die Grenze zur BRD nicht mehr gesichert, sondern überwacht. Eine Grenzkontrolle von deutschen Bürger findet nicht mehr statt.   

21. September - Befehl Nr. 49/90 zur Auflösung der GT zum 30. September 1990. Für etwa ein Jahr besteht hiernach noch der "Zentrale Auflösungsstab" (28 Auflösungs- und Rekultivierungskommandos "ARK" in Pätz).

30. September - Mit Quittierung des Dienstes der letzten Ausbilder an der OHS und der FuA-S endet der Ausbildungsbetrieb an der OHS der GT in Suhl.  

2. Oktober - Letzter Tagesbefehl an die NVA/GT durch den Minister für Abrüstung und Verteidigung.

Letzter Tagesbefehl an die Grenztruppen der DDR vom 2. Oktober 1990. (dem Verfasser mit freundlicher Genehmigung überlassen.)   

 

3. Oktober - Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland. Der Besatzungsstatus Berlins wird aufgehoben. Etwa 11.000 Angehörige der NVA, GT und 6. GBK werden von der Bundeswehr übernommen. 

 

1991 

 

August - Ein großer Teil der zunächst vom BGS übernommener AGT/APKE wird wegen nachweislicher MfS-Tätigkeiten nicht weiter beschäftigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1995 

24 November - Die protokollierten Kontrollen und Beseitigungen von restlichen Bodenminen im Bereich der ehemaligen Minenfelder an der Staatsgrenze zur BRD sind abgeschlossen.

Heute überschreitet man am ehemaligen DDR-Grenzpfahl in der Nähe des Ortes Gummern (vormals sicherte diesen Grenzbereich im östlichen Bereich die 1.GK des GR-24) südlich der Elbe bei Schnackenburg nicht nur die  Ländergrenze zw. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, vielmehr befindet man sich mitten im Biosphärenreservat "Flusslandschaft Elbe". Der ehemalige - ca. 1.400 km lange - Grenzstreifen zwischen der ehem. DDR und der BRD, von der Ostsee bis zum Dreiländereck bei Hof, entwickelt sich seit  1990 an vielen Bereichen zum natürlichen Lebensraum in Form eines "Grünen Bandes" mitten in Deutschland. Aber damit ist kein Schlussstrich gesetzt; heute weben neben Deutschland 23 europäische Staaten zwischen der Finnischen Barentssee und der Bulgarischen Schwarzmeerküste am hoffnungsvollen Naturschutzprogramm "European Green Belt". (Privatarchiv d. Verf.)

 


Quellen: 

 

- HV DGP "10 Jahre Deutsche Grenzpolizei", VEB Graphische Werkstätten, Leipzig 1956 

- Thomas Badstübner, "Die Spaltung Deutschlands 1945-1949", Dietz Verlag, Berlin 1966

- Major Dr. W. Hanisch "Grenzsuicherung und Grenzpolizei der DDR", Militärhistorisches Institut. Potsdam 1974,

- Ministerium des Innern "Geschichte der Deutschen Volkspolizei 1945-1961", VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1979  

- Christoph Kleßmann, "Die doppelte Staatsgründung", Druck- und Verlags-Gesellschaft mbH, Darmstadt 1986 

- "Vom Küstenschutzboot zum Raketenschiff", Militärverlag der DDR, Berlin - 1986 

- "Handbuch für den Grenzdienst", Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1969, 1978, 1987

- "Marine Kalender der DDR 1989", Militärverlag der DDR, Berlin - 1988

- Rainer Hildebrandt, "Berlin - Von der frontstadt zur Brücke Europas", Verlag Haus am Checkpoint Charlie, Berlin 1991 

- Peter Joachim Lapp, "Gefechtsdienst im Frieden", Bernard & Graefe Verlag, Bonn - 1999 

- Hans-Jürgen Schmidt, "An der Grenze der Freiheit", Fiedler-Druck, Coburg - 1999 

- Geo Epoche "Die Stunde Null", Gruner+Jahr, Hamburg 2020

- Kurt Frotscher "Grenzdienst im kalten Krieg", GNN Verlag, Schkeuditz - 2001

- Robert Lebegern, "Mauer, Zaun und Stacheldraht", Role-Verlag, Weiden 2002 

- Hendrik Thoß, "Gesichert in den Untergang", Dietz Verlag, Berlin 2004

- T. Diederich "Handbuch der bewaffneten Organe der DDR" Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg 2007 

- Ralph-Ingo Unger, "Grenzbrigade Küste", Militärverlag,Berlin - 2011

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