KOMMANDO DER GRENZTRUPPEN 

Bitte beachten Sie, dass die militärische Organisation und Gliederung der GT nicht in einem abgeschlossenen Zeitrahmen erschaffen wurde. Vielmehr ist das Organisationsgebilde über Jahrzehnte gewachsen und einem stetigen Wandel und der damit verbundenen Umorganisation unterworfen gewesen. Bei den hier erfolgten Standortnachweisen geht der Verfasser von den Dislozierungen zu Mitte der 1980`er - also zur Zeit der Rückführung aus der Bataillons- in die Kompaniesicherung an der Staatsgrenze zur BRD Jahre - aus. Die folgenden Abbildungen können aus anderen Zeiträumen sein. Für Korrekturen und weiterführende Präzisierungen dieser Angaben ist der Verfasser dankbar und bittet um Ihre Mithilfe.

    

Kommando der Grenztruppen, 1601 Pätz bei Königswusterhausen, An der F179, PF 16601 (Siegelcode 908)                                                                                                                                                                           

Bronzestatue "Grenzposten" von Frank Diettrich (1969) im Hof des Gebäudekomplexes des KGT in Pätz. Rechte Abbildung, der Rechteckstempel des KGT für Briefumschläge in der letzten Ausführung von 1990. (Privatarchiv d. Verf.)  

Hauptzufahrt zum Dienstgelände des KGT am Tonsee nord-östlich von Pätz an der ehem. F 179 (heute B 179) zw. Königs Wusterhausen und Märkisch Buchholz. Das Foto zeigt die Objektzufahrt im März 1997, das Gebäude wurde 2003 abgerissen. (Abbildung mit freundlicher Genehmigung der Privatsammlung B.Dr.)

 

Unterstellungsverhältnisse 1946-1990:

 

Zeitraum

 Unterstellung

 Bezeichnung

 01.12.1946 Landespolizeibehörde unter Leitung der Hauptabt. Grenzpolizei (HAGP) Grenzpolizei
 15.11.1948 DVdI Grenzpolizei
 20.07.1949 Landespolizeibehörde Grenzpolizei
 01.01.1951 HV DVP - "Hauptverwaltung Deutsche Volkspolizei" Grenzpolizei
 16.05.1952 MfS DGP
 01.08.1953 MdI - "Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei" DGP
 01.04.1955 SfS - "Hauptverwaltung DGP" DGP
 29.10.1956 MfS - "Hauptverwaltung Innere Sicherheit" DGP
 01.03.1957 MdI - "Kommando Deutsche Grenzpolizei" DGP
 15.09.1961 MfNV - "Kommando Grenze" Grenztruppen
 01.01.1974 NVA - "Grenztruppen der DDR" Grenztruppen
 13.01.1990 Ministerium für Innere Angelegenheiten Grenzschutz
 21.09.1990 Auflösung der Grenztruppen Grenzschutz

 

Chef des Kommando (GP / DGP / GT):  

Chefinspekteur Josef Schütz (HAGP, 1946 - 12. Juli 1948) 
Chefinspekteur Hermann Rentzsch (DVdI, 13. Juli 1948 - 15. September 1949
Chefinspekteur Max Zaspel (DVdI, 20. Juli 1949 - 15. September 1949 )
Chefinspekteur Josef Schütz (HVDVP16. September 1949 - 31.12.1949
Chefinspekteur Hermann Schuldt (HVDVP,1. Januar 1950 - 30. September 1950)
Inspekteur Erich Kurschinski (HVDVP, 1. Oktober 1950 - 30. September 1951)
Chefinspekteur Richard Smolorz (MfS, 1. November 1951 - 31. Juli 1952
Generalmajor Hermann Gartmann (MdI, 1. September 1952 - 30.04.1955)
Oberst Heinrich Stock (SfS, 1. Mai 1955 - 28. Februar 1957
Generalmajor Hermann Gartmann (MdI, 1. März 1957 - 15. Mai 1957)
Generalmajor Paul Ludwig (MdI, 16. Mai 1957 - 14. Mai 1960)
Generalmajor Borufka m.d.F.b (Januar 1960 - Mai 1960)
Generaloberst Erich Peter (MfNV, 15. Mai 1960 - 31. Juli 1979
Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten (MfNV, 1. August 1979 - 31. Dezember 1989
Generalmajor Dieter Teichmann (MfAV, 1. Januar 1990 - 30. September 1990)
Oberst Jürgen Hörnlein (MfAV, 1. Oktober 1990 - 2. Oktober 1990

 

Beispielhaft für die oben stehenden Führungskräfte folgender Lebenslaufs des Chef der DGP Oberst Hermann Stock: 

Der Sohn eines Bergmanns absolviert nach Besuch der Volksschule (Dortmund) von 1931 bis 1935 eine kaufmännische Lehre. Nach kurzer beruflicher Tätigkeit tritt er 1935 in die neu gegründete Deutsche Wehrmacht ein. Ab 1939 leistete er seinen Frontdienst bis er als Oberfeldwebel 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. In der sowjetischen Gefangenschaft besucht Stock eine Antifa-Schule.

Nach seiner Entlassung in die SBZ im Jahr 1946 wird Stock Mitglied der SED und Angehöriger der Deutschen Volkspolizei in der Polizeiinspektion Gera. 1947 und 1948 wird er als Kommandeur der Grenzpolizei Thüringen bzw. Kommandeur der Grenzabteilung Benneckenstein im Harz eingesetzt. Von 1949 bis 1952 ist Hermann Stock Chef des Stabes der HAGP i.d. DVdI bzw. des MdI. Nach der Eingliederung der GP in das MfS im Mai 1952 wird er als Oberst bis 1953 Chef des Stabes der HVDGP. Von 1953 bis 1954 besuchte er einen Lehrgang an der neugegründeten KVP-Schule in Dresden.

Anschließend wird er 1954/55 1. Stellvertreter des Leiters der HVDGP im MdI. Am 1. April 1955 wird mit Befehl 6/55 des Ministers des Innern die DGP vom MdI an die Staatssicherheitsbehörde (SfS) wieder unterstellt. Stock ist vom 1. April 1955 bis 28. Februar 1957 Leiter der Hauptverwaltung Deutsche Grenzpolizei (Nachfolger von Hermann Gartmann), die von Dezember 1956 bis Februar 1957 als Verwaltung Grenzpolizei in der Hauptverwaltung Innere Sicherheit im MfS bezeichnet wird. Am 1. März 1957 wird das Kommando DGP unter der erneuten Führung von Hermann Gartmann in Pätz bei Königs Wusterhausen aufgestellt und Stock wird als sein Stellvertreter eingesetzt. Von 1962 bis 1965 ist Stock Kommandeur der 9. GB in Erfurt und von 1965 bis 1969 Kommandeur der Offiziersschule der GT in Plauen. Danach ist er Berater des Militärattachés der DDR - Rudolf Menzel - in der Sowjetunion. 

Nach seiner Reserveversetzung arbeitete Stock in der staatlichen Fluggesellschaft „Interflug“. Er verstirbt im Alter von 60 Jahren (1917-1977) unerwartet als Oberst d.R. und findet seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Baumschulenweg in Berlin.  

Oberst Hermann Stock - Leiter der HVDGP (Nachfolger von Hermann Gartmann, auf dem Foto 2.v.l) am Rednerpult der III. Deligiertenkonferenz der DGP am 6. März 1956. Am 1. März 1957 wird das Kommando DGP unter der erneuten Führung von Hermann Gartmann aufgestellt, Hermann Stock wird als sein Stellvertreter eingesetzt. (Privatartchiv d. Verf.) 


 

Die Grenzpolizei der SBZ 1945-1949

Unmittelbar nach dem Sieg der Alliierten über das nationalsozialistische Deutschland verfügt der Kontrollrat im September 1945 die Sperrung und die Kontrolle der Demarkationslinie und macht den Übertritt in den Zonen untereinander aber auch nach und aus dem Ausland formal erlaubnispflichtig. Gleich 1945 werden erste deutsche Hilfs-Polizei-Kräfte durch die Besatzungsmächte an den Nahtstellen der Besatzungszonen in Deutschland zur Unterstützung der Überwachung an den jeweiligen Grenzen eingesetzt.

Die als Hilfsorgan der SMAD seit Spätherbst 1946 durch die Landespolizeibehörden der fünf ostdeutschen Länder gebildeten und den Kommandeuren der Gruppe der Sowjetischen Besatzungstruppen in Deutschland (GSBT) operativ unterstellten GP erhalten an der Ostgrenze wie an der Demarkationslinie ihre Aufgaben zur Ordnung des Grenzverkehrs und zur Verhinderung des illegalen Überschreitens der Grenzlinien. Auch im Westen - in Niedersachsen, Bayern und Hessen - sind gleichartige Formationen zur Ordnung im Grenzverkehr aufgestellt. An der Trennlinie zu den osteuropäischen Nachbarn bereiten - neben dem blühenden Schwarzhandel und den großen Umsiedler- und Flüchtlingsströmen - über die Grenze hinweg operierende organisierte Banden und politische Widerstandsgruppen besondere Sorge. Parallel ist die Fahndung nach Kriegsverbrechern, die die Zonenüberschreitung nutzen wollen, um ihrer Strafe zu entgehen, ein wichtiger Bestandteil der Kontrollaufgaben.  

Ende November 1946 stellen die Landespolizeibehörden bzw. Innenministerien in den fünf Ländern der SBZ die ersten GP-Einheiten als Bestandteile der Schutzpolizei auf. Im Prinzip waren diese ihnen auch in der administrativen Führung unterstellt, wobei es im Einzelnen jedoch Unterschiede gibt. In Thüringen untersteht die GP als Schutzpolizei-Sonderkommando direkt dem Landespolizeiamt. Auch in Sachsen wird sie unmittelbar durch die Landespolizeibehörde geführt. In Mecklenburg hingegen fehlt zunächste ein zentrales Führungsorgan; hier haben die Kreispolizeibehörden der Grenzkreise im Auftrag der Landespolizeibehörde die Versorgungs- und Personalaufgaben gegenüber der GP mit zu erfüllen. In Sachsen-Anhalt wiederum übt der Bezirkspolizeipräsident von Magdeburg im Auftrage der Provizialpolizeibehörde die Dienstaufsicht aus. Ähnlich sieht es in Brandenburg aus, wo diese Aufgabe kommissarisch dem Bezirkspolizeichef von Eberswalde übertragen ist.

Die SMAD erlässt im Land Thüringen am 25. November 1946 eine Anweisung an das Landespolizeiamt, in der es heißt; „...die Grenzpolizei an der Demarkationslinie, die Thüringen mit der englischen und amerikanischen Besatzungszone  besitzt, aufzubauen…“.

Mit Gründung der Grenzpolizei im Dezember 1946 entsteht in der sowjetischen Besatzungszone eine polizeiliche Gruppierung um alltägliche Probleme der diffusen Nachkriegssituation wie unkontrollierten Grenzübertritt, Abwanderung und Schmuggel an den Grenzen einzudämmen. Die ersten Grenzpolizisten rekrutieren sich aus sehr unterschiedlichen Kontexten: Es sind ehemalige Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus, KPD-Angehörige, ehmalige KZ-Häftlinge, Angehörige der Freien Deutschen Jugend, Land- und Fabrikarbeiter, aber auch ehemalige Polizisten und  Wehrmachtsangehörige des untergegangenen Deutschen Reichs. Anfänglich werden diese Kräfte nur dezentral und unstrukturiert durch die örtlichen Verbände der Rote Armee und den Landespolizeikräften angeleitet. Die große Herausforderung dabei ist es den heterogenen Personalbestand mit großem Altersunterschied, der äußerst unterschiedlichen Herkunft und Lebenserfahrungen, zu einer disziplinierten und einheitlichen Polizeiformation aufzubauen.  

Vom 23. November bis zum 1. Dezember 1946 wird in der SBZ eine GP mit 2.543 Angehörigen auf der 2.236 km langen Landgrenze folgendermaßen aufgestellt: 

  • GP des Landes Mecklenburg mit 375 Angehörigen - 4 Stabsgruppen mit 41 Gruppen und Stützpunkten. Drei Stabsgruppen sind an der 176 km langen Demarkationsgrenze zur britischen Zone eingesetzt. Die 4. Stabsgruppe überwacht die 90 km lange Grenze zu Polen,
  • GP - zunächst als "Grenzschutz" bezeichnet - des Landes Brandenburg mit 205 Angehörigen - 4 Grenzschutzstützpunkte mit 7 bis 10 Grenzschutzposten mit je einem Postenführer und 4 Grenzpolizisten an einer 210 km langen Grenze zu Polen,
  • GP des Landes Sachsen-Anhalt mit 300 Angehörigen - 3 Stützpunkt zu 9 Posten mit je 10 Grenzpolizisten überwachen 268 km der Demarkationslinie zur britischen Besatzungszone. Die Überwachung in der  ebenfalls zu Sachsen-Anhalt gehörenden Landkreisen Blankenburg und Wernigerode hatte die GP Thüringen bis Ilsenburg übernommen,
  • GP des Landes Thüringen mit 892 Angehörigen - 2 GP-Gruppen mit je 3 Abschnitten mit jeweils 11 bzw. 12 Gruppenposten zu je 9 Grenzpolizisten. Die GP Thüringen hat die Demarkationslinie gegenüber der britischen Besatzungszone in einem Bereich von 124 km und gegenüber der amerikanischen Zone von 546 km zu überwachen, 
  • GP des Landes Sachsen mit 771 Angehörigen - 4 Inspektionen mit 67 Grenzstationen. Drei Inspektionen überwachen 380 km Grenze zur Tschechoslowakei und einen 100 km langen Grenzabschnitt zu Polen. Die 29 km Demarkationslinie Sachsens werden von der thüringischen GP mit übernommen.

Die Mannstärken richtet sich nach der Länge der zu bewachenden Grenze. Je Grenzkilometer steht meist nur ein GP zur Verfügung. An der Ostseeküste werden zunächst keine Kräfte eingesetzt. Es fehlt nahezu an alles und so werden bunt gemischt an Bekleidung, Bewaffnung, Munition, Ausrüstung und Transportmittel (meist ausschließlich Fahrrad oder Pferd) alles übernommen, was die SMAD-Länderadministration zuweist. Die Unterbringung der GS-Punkte erfolgte größtenteils in zivilen Unterkünften - häufig sogar in Wohnungen der frisch rekrutierten GP. Die Grenzer mussten sich sogar meist selbst verpflegen.

Am Beispiel der GP Sachsen läßt sich die Struktur eines Leitungsstabes rekonstruieren, Eine Inspektionsleitung besteht aus einem Leiter im Range eines Oberinspektors, einem Vertreter im Range eines Inspektors, einem Dolmetscher im Range eines Verwaltungsinspektors, einem Sachbearbeiter im Range eines Komissars und einer Stenotypistin. Der Dienst in den Grenzstationen erfolgt nach zwei 12-h-Schichten. Jeder GP hat pro Woche 24 h frei.

Von den ersten GP wird unter solchen Bedingungen ein erhebliches Maß an Disziplin, Verständnis und Opferbereitschaft vorausgesetzt. Oberst Stock schreibt später in seinen Erinnerungen als "Aktivist der ersten Stunde" im Grenzdienst: "...Gemeinschaftsunterkünfte gab es keine. Es gab in den Kommandos lediglich ein bis zwei Dienstzimmer, in denen sich die Organisation des Dienstes und das Leben der Genossen abspielte. Die Genossen waren teilweise unter den primitivsten Bedingungen privat untergebracht. Im Winter waren fast alle Unterkünfte ungeheizt. Durch den Dienst bedingt, gab es praktisch in den wenigsten Fällen eine geregelte Warmverpflegung. Uniformen und Schuhwerk gabe es nur ungenügend. Eine kulturelle Betreuung gab es überhaupt nicht. Von einer militärischen und fachlichen Ausbildung konnte keine Rede sein, da alle Voraussetzungen hierzu fehlten. Technische Hilfsmittel und Kraftfahrzeuge waren kaum vorhanden. Aber eines war vorhanden: nämlich der unbändige Wille, dem verbrecherischen Treiben an der Demarkationslinie ein Ende zu bereiten...".

Anstatt das der Druck an der Grenze mit den Jahren nach den Krieg nachlässt, verschärfte sich die Situation durch die polarisierende politische Entwicklung in Deutschland und ganz Europa.  

In Ostdeutschland sind die wirtschaftlichen Belastungen durch die massiven Reparationsansprüchen der Sowjetunion besonders angespannt. Neben Kriminalität, Schmuggel und Schieberhandel entwickelt sich ein dauerhafter Effekt des "Ausblutens" auf Grund von politischer und wirtschaftlicher Flucht von ostdeutschen Bevölkerungsteilen. Nunmehr führt die SMAD und die deutsche SBZ-Führung 1947 eine umfassende Reorganisation der GP durch. Die Einheiten werden um fast ein Drittel verstärkt und die Strukturen vereinheitlicht. Mittlerweile umfasste die GP 3.779 Mann (Sollstärke 6.000). Ein Jahr später werden drei bis vier Abteilungen den neu gebildeten VP-Grenzbereitschaften zugeordnet. 1948 werden weitere Polizeikräfte aus Schutzpolizeieinheiten und den östlichen Grenzeinheiten den westlichen Einheiten zugeführt. Die Einheiten sind von nun an mit den blauen Polizeiuniformen und durchgängig mit deutschen Wehrmachtskarabinern und -pistolen ausgestattet. Die Grenzpolizei vergrößerte sich bis April 1948 auf etwa 9.000 Mann. 

Ab 1948 werden die Verbände einheitlicher in den durch die SMAD geräumten Objekten - meist alte Kasernenanlagen aus der Reichswehr-/Wehrmachtszeit - oder im grenznahen Bereich in provisorische hölzerne Barackenunterkünfte geschlossen in Gemeinschaftsunterkünften kaserniert. Dieser Prozess kann mit Ende des Jahres 1949 abgeschlossen werden; die Grenzkomandos sind nicht mehr in privaten Unterkünften eingerichtet. Als zentral, durch die Deutsche Verwaltung des Innern (DVdI), geführtes Organ tritt die GP seit 1948 auf. Eine GP-Abteilung umfasst 4 bis 5 Kommandanturen, eine Kommandantur 10 bis 15 Kommandos. Das Kommando besteht aus 8 bis 10 Mann. Die Leiter der Kommandanturen und Kommandos werden vom Chef der Landespolizei ernannt und vom Chef der SMAD des Landes bestätigt. Ein Jahr später werden drei bis vier Abteilumgen den neu gebildeten VP-Grenzbereitschaften zugeordnet.

Angehörige des Grenzkommando Osterode (Harztor) um 1948. Das Kommando liegt in der Nähe zum ehemaligen KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen. Auf dem rechten Fotos ist am Fenster der Leiter (rechts) des Kommandos Osterode zu sehen. (Privatarchiv d. Verfassers)

 

Ein erhebliches strukturelles Problem offenbart sich zu dieser Zeit in Hinsicht auf Disziplin, Ordnung und Gefahr der Desertation. Zwischen Juli 1948 und Juni 1949 flüchten 240 Grenzer in die westlichen Besatzungszonen. Diese Probleme der Anfangsjahre der GP hängen hauptsächlich mit der Rekrutierung zusammen, denn nicht alle Freiwillige haben sich aus politischer Überzeugung zum Dienst an der Grenze gemeldet, sondern auf Grund der guten Bezahlung und der damit verbundenen Absicherung des Lebensunterhaltes. In disem Zusammenhang achtet die Partei darauf, bei den Neuaufnahmen in den staatlichen Machtorganen klassenbewuste Angehörige auszuwählen. Das galt auch für die GP. Der Präsident der DVdI weist in seinem Befehl Nr. 2 vom 14. Januar 1949 an, den gesamten Personalbestand der GP hinsichtlich der politisch-moralischen Voraussetzung für den Grenzdienst zu prüfen. Ab dieser Zeit achtet die SED mit ihrem Führungsanspruch auch in der GP streng darauf, dass Führungspositionen durch Antifaschisten und der neuen - "antifaschistisch-demokratischen" -  politischen Ordnung treu ergebenen - aus der Arbeiterklasse stammend - Angehörigen besetzt wird. Ehemalige Nationalsozialisten, Wehrmachtsoffiziere sowie Angehörige der SA oder SS werden nicht berücksichtigt bzw. aus den Anstellungen rigoros  entfernt.

Ein frischer Grenzpolizist erhält am 31. März 1949 nach seinem erfolgreichem Einweisungslwehrgang den Marschbefehl zum Dienstantritt in der Grenzbereitschaft Benneckenstein. (Privatarchiv d. Verf.) 

Nur knapp vier Monate später muss der Anwärter die GP verlassen. (Privatarchiv d. Verf.)

 

Die reguläre Dienstzeit für Mannschaftsdienstgrade beträgt zu dieser Zeit 3 Jahre. Als neue freiwillige GP-Angehörige werden erfahrenen Schutzpolizisten, Mitglieder der SED, Jugendliche aus staatlichen Institutionen, FDJ`ler mit und "Freiwillige" aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft angewoben. Noch in Gefangenschaft werden viele von ihnen in sogegannten „Antifa-Schulen“ politisch geschult. den ehemaligen Kriegsgefangenen wird noch in der Sowjetunion durch Agitatoren nahe gelegt, sich nach ihrer Rückkehr bei der Volkspolizei zu bewerben. Diejenigen, die sich bereits verpflichtet haben, sich bei der Volkspolizei zu bewerben, werden in gesonderten Transporten in bereits vorbereitete "Polizeilager" in die SBZ gebracht, um direkt mit der Ausbildung zu beginnen. Der Großteil derjenigen, die mit den Freiwilligen-Transporten nach Deutschland kommen, konnte für die Volkspolizei geworben werden (4.774 von 4.934 Mann).

Klassenbewuste und Linientreue Angehörige haben schnelle Beförderungsmöglichkeiten in der GP/DGP. Hier die Urkundenbeispiele; eins Gerfeier (1954), der schon im Jahre 1956 zum Leutnant befördert wird. (Privatarchiv des Verf.)

 

Die Eskalation der politischen Auseinandersetzung zwischen Ost und West durch die separate Währungsreform in Westdeutschland und West-Berlin im Sommer 1948 führt zu einem verschärften Kontrollregime an der Demarkationslinie und an der äußeren Stadtgrenze um Berlin. Die Aufgaben des Grenzdienstes zu dieser Zeit sind:

  • keinerlei Grenzübertritt und Übertritt der Demarkationslinie in beiderlei Richtungen außer an den festgelegten Übergangspunkten, zuzulassen,
  • Grenzverletzter fstzunehmen und der Grenzkommandantur zuzuführen,
  • nach einer innerhalb von 24 h in Verbindung mit der Landespolizei vorzunehmenden Ermittlung entscheidet der sowjetische Kommandeur je nach der Schwere des Vergehens, ob der Grenzverletzter lediglich mit einer Geldstrafe zu belegen oder den Gerichten zu übergeben ist,
  • Grenzverletzer aus anderen Ländern oder Besatzungszonen sind durch die sowjetischen Organe  an den zugelassenen Grenzübergangspunkten offiziell zu übergeben, falls sich nicht eine vorhergehende Untersuchung oder Bestrafung erforderlich macht, 
  • beschlagnahmtes Schiebergut ist den deutschen Selbstverwaltungsorganen zu übergeben.  

Der Schußwaffengebrauch unterliegt strengen Bedingungen und wird in jedem Einzelfall geprüft. Die Waffe darf nur bei Überfall auf Posten oder Dienststellen und bei Flucht von Grenzverletztern angewandt werden, sofern alle anderen Möglichkeiten der Festnahme erschöpft und Aufruf sowie Warnschuß unbeachtet bleibt. Schüsse über die Grenze sind grundsätzlich verboten. Nichtdestotrotz kommt es zu tragischen Vorkommnissen und Unfällen, wie der Fall des 10jährigen Jungen Harry Krause aus Groß Thorow (siehe Rubrik GRENZOPFER dieser Web-Seite zum Fall vom 31. Januar 1951).

Meldefotrmular bei Schußwaffengebrauch, hier am 25. April 1949 südlich von Ellrich. (Privatarchiv d. Verf.)

 

 

Im Zuge der Zentralisierung der Exekutivkräfte löste der Präsident der DVdI im November 1948 die GP mit den neu aufgestellten kasernierten Polizei-Bereitschaften aus der Verfügungsgewalt der Länder heraus und unterstellt sie der neuen HA Grenzpolizei  und HA (HAGP/B) Bereitschaften in der DVdI. Gleichzeitig werden die GP-Kommandos generell in zentralen Sammelgebäuden und sogar schon in eigens errichteten Kasernenbaracken untergebracht. Von nun an werden in den Grenzkommandos auch regulär Schutz- und Fährtenhunde eingesetzt.  Der Personenbestand der GP beträgt Ende 1948 ca. 18.000 Mann. Eine systematische fachliche Ausbildung beginnt mit Schießschulungen im zweiten Halbjahr des Jahres 1949.  Im Rahmen der kurz darauf folgenden Trennung der für eine militärische Entwicklung bestimmten Bereitschaften von der führungsmäßigen Einbindung in ein gemeinsames Leitungsorgan werden die GP-Einheiten im Juli 1949 wieder den jeweiligen Landespolizeibehörden unterstellt. 

Mit Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 entsteht aus der DVdI das Ministerium des Innern (MdI), in dem innerhalb der HVDVP eine eigene HA GP als Führungsorgan der Grenzsicherungskräfte gebildet wird. Damit erhält die GP alle Mittel, um sich zu einem eigenständigen Grenzschutzorgan der DDR zu entwickeln.Mit der Gründung der DDR ist die ostdeutsche Regierung zwar souveräner geworden, die bewaffneten Organe jedoch, insbesondere die GP, blieben weiterhin unter der Kontrolle der Sowjetischen Kontrollkommission (SKK).

 
Meldeformular bei Ordnungsstrafen, hier versuchter Grenzübertritt einer männlichen Person aus Großschönau bei Zittau am 02. August 1949 im Grenzabschnitt Oberzella - zwischen Bad Salzungen und Bad Hersfeld. (Privatarchiv d. Verf.)

 

Leiter der Landesabteilungen der GP:

  • VP-Inspekteur Klaus Mansfeld - Abteilung GP in Mecklenburg,
  • VP-Inspekteur Fritz Neidhardt - Abteilung GP in Brandenburg,
  • VP-Inspekteur Kurt Höfer - Abteilung GP in Sachsen-Anhalt,
  • VP-Inspekteur Helmut Fuchs - Abteilung GP in Sachsen,
  • VP-Inspekteur Hans Jopp - Abteilung GP in Thüringen.

Nahezu idyllisch - zwei Urlaubsgäste lassen sich im Sommer 1951 an der Demarkationslinie bei Ilsenburg/Harz bei einem Gespräch mit GP-Angehörigen zur Erinnerung ablichten. Nur ein Jahr später ist solch ein Bild völlig ausgeschlossen - die junge DDR verschärft die Grenzsicherung ab Mai 1952 drastisch. (Privatarchiv d. Verf.)

  

Die Deutsche Grenzpolizei 1950-1961  

Im Rahmen der zentralen Zuordnung und Führung aller Grenzbereitschaften ab den 1. Januar 1950 in die HA Grenzpolizei wird die Abtl. GP der Länder endgültig aufgelöst. Am 10. Juni 1950 übergibt  die UdSSR die vollständige Kontrollfunktion der Grenzpolizei an den Kontrollpassierpunkten (KPP). Lediglich die Kontrolle der Alliierten erfolgt weiterhin durch sowjetische Militärangehörige bis zum Ende der DDR. 

Operativ unterstehen die Bereitschaften in dieser Zeit weiterhin den Kommandeuren der sowjetischen Militäreinheiten, die im Rahmen der Sicherung der DDR als Besatzungsmacht noch immer an den Grenzen eingesetzt sind. Noch bis 1954 werden interne Dokumente ins Russische übersetzt, um sie den "Freunden" vorlegen zu können.  

 

 

Angehörige eine KPP an einer der westlichen Ausfallstraßen am Ring um Berlin um 1952. Das Foto zeigt einen DGP-Angehörigen des KPP mit den zugewiesenen  sowjetischen "Beratern" und einer Dolmetscherin. (Privatarchiv des Verf.) 

 

Mit dem Kennwort "Marta" erfolgt 1951 der Ausbau der DDR-Küstensicherung mit der Umstrukturierung der GPB Nord in die Grenzbereitschaften Greifswald, Stralsund und Bad Doberan. Damit entstehen drei Abschnitte mit jeweils 2 Kommandanturen und 6 Kommandos, die auf das gesamte Küstengebiet verteilt und mit einem kleinen Bootsbestand ausgerüstet sind.  

Leitende DGP-Offiziere in Marschordnung (v.l.n.r.: Stock, Ebertz, Müller, Kretschmar, Hartmuth und Grundmann in der 1. Reihe. 2.Reihe Raubach, Reppin, Peter, Baumgarten und unbekannt. 3. Reihe Kramp, Heitkamp, Schniebs, Hein und Dr.Dr. Blanmeister. (Privatarchiv des Verf.)

 

 

Nach sowjetischen Vorbild sollen die GP-Einheiten zukünftig auch in der Lage sein, die Verteidigung an der Staatsgrenze gegen bewaffnete Gruppierungen zu übernehmen und ggf. als Reserve der KVP fungieren. Hierzu wird die Neugliederung in 4 Abteilungen mit Stäben in Schwerin, Magdeburg, Berlin und Weimar sowie von 3-6 Bereitschaften für die jeweiligen Grenzabschnitte verfolgt. Am 27. Mai 1952 erlässt die DDR-Regierung eine "Polizeiverordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie. In dieser ist die Einrichtung einer 5 km breiten Sperrzone, mit einem 500 m breiten Schutz- und einen 10 m breiten Kontrollstreifen sowie die Befestigungen mit Stacheldrahtverhaue unmittelbar an der Grenze zur BRD festgelegt. Alle nicht über KPP führenden Straßen- und Eisenbahnverbindungen in die BRD werden durch feste Sperranlagen gesichert. Der §4 dieser VO verbietet das Betreten des Kontrollstreifens, bei Nichtbefolgung der Anordnung im Grenzstreifen wird der Schusswaffengebrauch angewiesen. Zitat: "...Das Überschreiten des 10 m Kontrollstreifens ist für alle Personen verboten. Personen, die versuchen, den Kontrollstreifen in Richtung der Deutschen Demokratischen Republik oder Westdeutschland zu überschreiten, werden von den Grenzkontrollstreifen festgenommen. Bei Nichtbefolgung der Anordnungen der Grenzstreifen wird von der Waffe Gebrauch gemacht...". 

Im Juni 1952 wird als Grenzverletzung jeder grenzüberschreitende Verkehr außerhalb der festgelegten KPP neu definiert. Jeder Versuch der Grenzübertretung ist von der DGP zu unterbinden. Selbst das Betreten des Kontrollstreifens zählte als Grenzverletzung bzw. Versuch des unerlaubten Grenzübertrittes. Alle Personen, die diesen Bereich unerlaubt betreten, sind als "illegale Grenzgänger" oder "Grenzverletzter" sofort zu verhaften, notfalls sei von der Schusswaffe Gebrauch zu machen (Bef. 3/52 HA DGP vom 21.5.1952).

Das gesamte Grenzsicherungssystem wird von nun an nach den Prinzip der "Grenzgebietssicherung" aufgebaut. Die neuartige - in der Tiefe gestaffelte und auf eine besondere Grenzordnung gestützte - Grenzsicherung bietet nun zu Beginn der 1950er Jahre der DDR gegenüber dem bisherigen liniearen System wesentlich mehr Schutz. 

Am 16. Mai 1952 erfolgt die Ausgliederung der GP aus dem MdI mit der Unterstellung unter das MfS. Ebenfalls wurde sie aus der VP herausgelöst und entwickelte sich von nun an als selbstständiger Zweig der bewaffneten Organe der Arbeiter-und-Bauern-Macht, dem die Sicherung der Staatsgrenze obliegt. Die von nun an offizielle Bezeichnung lautet "DEUTSCHE GRENZPOLIZEI" (DGP). Die Hauptabteilung GP wird in Hauptverwaltung DGP (HVDGP) umbenannt. Die Sollstärke der DGP wird von 15.000 auf 20.000 aufgestockt.

Zur Verdichtung der Grenzüberwachung wird ab August 1952 sogenannte "Freiwillige Helfer der Grenzpolizei" unter der Bevölkerung im Grenzgebiet angeworben und eingesetzt.

Die Bildung von Reservegruppen in den Grenzbereitschaften vergrößert die operativen Möglichkeiten zur GS. Der "kleine Grenzverkehr" existierte von nun an nur noch im Berliner Stadtgebiet. Nach Gründung des AZKW (später Zollverwaltung der DDR) - 28. August 1952 - wird die DGP Stück für Stück von den Kontrollaufgaben des grenzüberschreitenden Verkehrs zurückgezogen. Damit kann dich die DGP stärker auf die Sicherungs- udn Schutzaufgaben an den Grenzen der DDR konzentrieren. 

Während des Volksaufstands im Juni 1953 bleibt es an der Grenze zur BRD ruhig; lag es an der inhaltlichen Kritik der Bevölkerung nach innen, oder an den schon sehr dicht aufgebauten Sicherungsregime an der Grenze? Allerdings kommt es um Berlin zu massenhaften Überschreitungen der Sektorengrenzen. Und auch an der Grenze nach Polen werden Grenzmarkierungen zerstört; hier als Ausdruck, dass die von der DDR-Regierung beschworenen „Oder-Neiße-Friedensgrenze“ in der eigenen Bevölkerung nicht ausnahmslos auf Verständnis stößt? Das Versagen der Sicherheitsorgane, insbesondere des MfS, während der Ereignisse des Volksaufstands wird durch die DDR-Regierung mit einer Herabstufung des Staatssicherheitsdienstes zum Staatssekretariat innerhalb des MdI quittiert. Damit einher verlaufend erfolgte die vorläufige Herauslösung der DGP aus dem SfS und die Schaffung einer selbständigen HV DGP innerhalb des MdI. Mit dieser Entwicklung erfolgt eine personelle Verstärkung und eine Neugliederung in 2 Bereitschaften an der Demarkationslinie in Oschersleben und Eisenach, 2 Bereitschaften an der Küste, 2 Bereitschaften an den Grenzen zur VR Polen und zur CSR und 4 Bereitschaften entlang des Ring um Berlin. Unter Vorbereitung der Teilnahme der DDR an die Militärkoalition des Ostblocks beschließt die Staats- und Parteiführung der DDR nunmehr abschließend den Übergang der DGP zu einer militärisch strukturierten Grenzsicherungseinheit nach sowjetischem Vorbild. Mit Befehl 6/55 erfährt die DGP die Rückführung in das SfS zum 1. April 1955 (ab 1. November 1955 wieder MfS) und die Aufstockung der Sollstärke auf 38.000 Mann. 

Auf Grundlage eines Staatsvertrages mit der UdSSR überimmt die DGP ab Dezember 1955 als Zeichen der Souveränität - weiterhin mit Ausnahme des Kontrollrechts gegenüber den Alliierten - alle Aufgaben zur alleinigen Sicherung der DDR-Grenzen. Bei dieser Aufgabe wird die DGP jedoch weiterhin durch militärische Berater der UdSSR unterstützt, und 15 DGP-Führungsoffiziere werden 1956 zum Studium an das Institut des Ministeriums des Innern der UdSSR delegiert. Die Sowjetunion liefert den Hauptteil der Bewaffnung und Ausrüstung. Die sowjetischen Grenztruppen stellen Ausbildungs- und andere Unterlagen zur Verfügung. Es entsteht ein reger Deligationsaustausch von Führungskräften beider Grenzsicherungsorgane. Außerdem erhalten die DGP-Führungskader die Möglichkeit, an entsprechenden Lehreinrichtungen der sowjetischen Grenztruppen zu studieren. Im gleichem Jahr werden die politisch und militärischen Ausbildungen von Offizieren und Unteroffizieren konzentriert und zentralisiert. Schon am 22. Oktober 1955 findet um 12 Uhr an allen Straßen- und Eisenbahnübergängen eine feierliche Wachablösung statt. Am 1. Dezember folgen dann unter ähnliches Zeremonien die Übergaben der Sicherungsaufgaben an allen weiteren Teilen der Staatsgrenze. 

Ab den 1. Januar 1956 erfolgt dann zeitweilig ein völllig zentralisiertes Lehr- und Ausbildungsregiment unter der Leitung von Major Helmut Bartz mit seinem Stellvertreter für die politische Arbeit bzw. als Parteisekretär, Major Gerhard Lorenz. Hier erhalten die Offiziere eine systematische Stabsdienstausbildung. Für die Ausbildung der Mannschaften bestanden bisher lediglich Reservekompanien. Da sich diese zum Teil aus Ausbildungseinheiten für neueingestellte Soldaten zusammensetzen, stehen den Kommandeuren faktisch nie alle Reserven voll zur Verfügung. Nunmehr werden die Reserveeinheiten von den Ausbildungseinheiten (dreimonatiger Vorbereitungslehrgang) getrennt und zugleich jeweils beträchtlich verstärkt. Im Oktober 1956 löste die HVDGP zur Vereinfachung der Führungsstrukturen die Grenzkommandostrukturen auf. Die Anleitung der Grenzkommandos erfolgt nunmehr direkt durch die HA Grenzpolizei und Bereitschaften. Angesichts der Krisensituationen in Polen und Ungarn wird die DGP im Herbst 1956 mit anderen Hauptorganen für den inneren Einsatz innerhalb des MfS in eine HV Innere Sicherheit (HV IS) zusammengeführt. Bereits zu Ende 1956 wird das Kommando der DGP als selbstständiges Führungsorgan dem Minister f. Staatssicherheit direkt unterstellt, welches dann ab 1. März 1957 dem MdI zugeteilt ist.  

 

Im MdI-Bef. 48/57 wird folgender Auftrag der DGP formuliert: "…militärische Sicherung der Grenze gegen Angriffe von außen und die Überwindung des Grenzgebiets und ihrer Bevölkerung…". Die Abwehr von Fluchtversuchen - unter Einsatz von Schutzwaffen - ist in diesem Befehl weiterhin enthalten. 1957 zeichnet sich die Militarisiserung der DGP durch Umgliederung in acht Brigaden (mit 18 Grenzbereitschaften im Grenzabschnitt zur BRD und West-Berlin, 3 GB zur Küstensicherung und jeweils 4 GB an der Grenze zur CSR und zur VR Polen und insgesamt 101 Grenzabteilungen) ab. Mit Einführung des Schwurs und der Verleihung von Truppenfahnen an die Grenzbrigaden und -bereitschaften ab 1958 entsprach das militärische Zeremoniell dem der NVA. Nun geht man von dem ursprünglichen polizeilichen Linienkontrollsystem zu einem tiefgestaffelten militärischen System mit pioniertechnischen Ausbau der Grenzsicherung zur BRD über. In Abstimmung mit dem gesamten Warschauer Paktes und auf Grundlage des sowjetischer Militärdoktrins werden die Grenzsicherungskräfte zu einer Art vierter Teilstreitkraft. Die Einheiten ähneln in Struktur und Aufbau denen eines mot. Schützenverbandes in Brigadestruktur (mit Grenzbrigade,  -bereitschaften, -abteilungen und -kompanien). Insofern soll die DGP befähigt sein in der Anfangsphase eines Angriffs auf das Staatsgebiet diesen durch eigene Kräfte abzuwehren. Mitte August 1957 werden schwere Grenzabtl. mit Panzer- Panzerabwehr-, Granatwerfer-, MG- sowie Versorgeeinheiten aufgestellt. 

 

 

Entlassungsurkunde eines Gefreiten der DGP nach der regulären Freiwilligen 3 jähriger DGP-Dienstzeit vom 25.10.1957. (Privatarchiv des Verf.)

 

Mit einem Personalbestand von ca. 38.000 Mann übernimmt am 15. Mai 1960 Oberst Erich Peter als Chef der DGP die Leitung der Grenzorgane der DDR mit folgenden Unterstellungen: 

  • 1. Grenzbrigade in Perleberg (mit 3 GPB)
  • 2. Grenzbrigade in Magedeburg (mit 4 GPB)
  • 3. Grenzbrigade in Erfurt (mit 5 GPB)
  • 4. Grenzbrigade Dittrichshütte bei Rudolstadt (mit 3 GPB) - Dislozierung d. GB 1-4 a.d. westl. Staatsgrenze zur BRD 
  • 5. Grenzbrigade Groß-Glienicke (mit 3 GPB) - Außenring Berlin 
  • 6. Grenzbrigade Rostock (mit 3 GPB und dem Abtl.-Stab See) - Küstenschutz an der Ostsee
  • 7. Grenzbrigade Frankfurt/Oder (mit 2 GPB) - östl. Staatsgrenze zur VR Polen
  • 8. Grenzbrigade Karl-Marx-Stadt (mit 2 GPB) - südl. Staatsgrenze zur VR CSSR

Eine Brigade besteht aus zwei bis vier Bereitschaften, eine Grenzbereitschaft (Regiment) mit durchschn. 1.300 Mann aus vier Grenzabteilungen (Bataillon) mit durchschn. 300 Mann, diese wiederum ist in Kompanien zu 70, Zügen zu 20 und Gruppen zu 6 Mann unterteilt. Von nun an entstehen erste Anätze zur motorisierten Grenzsicherung. 

Die Grenzpolizisten wurden von nun an Soldaten genannt und hatten einen Fahneneid abzulegen:

"Ich schwöre: Meinem Vaterland, der Deutschen Demokratischen Republik, allzeit treu zu dienen, sie auf Befehl der Arbeiter- und Bauern-Regierung unter Einsatz meines Lebens gegen jeden Feind zu schützen, den Vorgesetzten unbedingten Gehorsam zu leisten, immer und überall die Ehre unserer Republik und ihrer Grenzpolizei zu wahren."  

 

Das Kommando Grenze 1961-1974

Die weiterhin schlecht zu kontrollierende Grenzsituation in Berlin und im Umland ist der DDR-Führung zu Ende der 1950er Jahre immer mehr ein „Dorn im Auge“. Mittlerweile sind weniger Schmuggelei, Bandenkriminalität sowie unkontrollierte Betriebsmittelüberführungen als Grenzverletzungen zu beklagen; vielmehr enstehen durch die „Schaufensterfunktion“ von West-Berlin und durch die wachsenden Nachrichten- und Agententätigkeiten in beiden Teilen der Stadt ein neuartiges Bedrohungspotenzial für die DDR. Das Ausbluten der Bevölkerungs- und vor allem der Fachkräftesubstanz in der DDR macht sich immer flächenübergreifender bemerkbar. Nach Vorstellung der Partei und Regierungsführung der DDR muss eine grundlegende Lösung gefunden werden. Vom 3. bis 5. August 1961 treffen sich die Parteiführer der Warschauer Paktstaaten in Moskau. Bei dieser Beratung wird der DDR die Kontrolle und Sicherung an den Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik einschließlich der Grenzen zu den Westsektoren von Groß-Berlin erlaubt. Auf Weisung des MfNV nimmt am 9. August d.J. eine operative Arbeitsgruppe zur Aufstellung von Einsatz-, Alarm- und Verlegungspläne zur Abriegelung der 45 km langen Stadtsektoren- und der 160 km Umlandsgrenze ihre Tätigkeit auf. Um 22.30 Uhr löst Erich Honecker mit verschlüsseltem Einsatzbefehl an die DGP deren Einsätze aus. Am Morgen des 13. August - ein Sonntag – ist gegen 6.00 Uhr die gesamte Sektorengrenze gesperrt. An der Westgrenze zur BRD werden zeitgleich die Präsenz der DGP-Einsatzkräfte erhöht und die Sperrsysteme noch undurchlässiger eingerichtet.

Mit dem Befehl Nr. 1/61 des Vorsitzenden des NVR vom 12. September 1961 zur Eingliederung der DGP als Grenztruppen der DDR in das MfNV zum 15. September 1961 beginnt die einheitliche Entwicklungphase der militärischen Grenzsicherung in der DDR mit Sitz in Pätz. An der Westgrenze stellt die Führung Brigadestäbe auf. Den GBr. werden GR zugeteilt, die aus den früheren Grenzbereitschaften gebildet werden. Ein GR hat die Aufgabe, die Grenze zu bewachen und Grenzüberschritte nicht zuzulassen. Im Kriegsfalle werden die Regimenter einem Verband der LSK zu geteilt.  

Unter der Bezeichnung „Kommando Grenze“ übernahm das MfNV das Kommando der DGP mit einem Personenbestand von 2 Generalen, 4.167 Offizieren sowie 34.149 Mannschaftspersonal. Von diesen knapp 40.000 Grenzern stehen zu Ende 1961 68% an der westlichen Staatsgrenze, 6% an der Ostseeküste und weitere 6% an den Grenzen zur CSSR und VR Polen. Die restlichen 20% unterstehen den Schulen und sonstigen Einrichtungen der DGP. Mit der Eingliederung werden 70 Panzer, 66 Selbstfahrlafetten, 156 Schützenpanzerwagen, 191 Geschützen, ca. 2.800 Panzerabwehrmittel und ca. 3.000 Fahrzeuge übernommen. Eine Ausnahme von dieser einheitlichen Organisationsstruktur bildeten dabei weiterhin die Grenzsicherungs- und Grenzüberwachungskräfte der Hauptstadt der DDR (Unterstellung der 1. und 2. Grenzbrigade an die Stadtkommandantur Berlin), an der Ostseeküste (Unterstellung der 6. GBr. a.d. VM) und in den selbstständigen Grenzabschnittskommandos zur VR Polen und zur CSSR. 

Die Grenztruppen der DDR werden weiter unter der Führung des sachlich umstrittenden Oberst Erich Peter gestellt. Erich Peter soll sich noch viele Jahre als Oberst behaupten müssen. Sein politisch/militärischer Führungsstil ist als "sporadisch" eingestuft; 1963 wird er schließlich doch noch als "brauchbarer Kommandeur" als Generalmajor befördert. Ende der 1960er Jahre folgte sogar noch der zweite Generalsstern für Peter. Die 6. GBr in Rostock wird am 1. November 1961 operativ dem Kommando der Volksmarine in Rostock unterstellt.  Die nun neu bezeichnete 6. GBK bliebt aber weiterhin Bestandteil des „Kommando Grenze“ im MfNV und sicherte somit selbstständig die Seegrenze der DDR. Ein Jahr später wird am 23. August 1962 auf Befehl des NVR die 1., 2. und 4. GBr in Berlin und Potsdam aus dem Bestand des MdI gelöst und dem MfNV als Stadtkommandantur Berlin (Ost) unter Führung von Generalmajor Poppe zugeordnet. Im Rahmen der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR am 24. Januar 1962 kommen im Herbst – nach der halbjährlichen Ausbildungszeit in den GAR – erstmals Wehrpflichtige in die regulären Grenzeinheiten. Die 18 Monate Wehrdienstzeit orientierte sich an die Ausbildungs- und Dienstinhalte eines mot. Schützen der NVA mit grenztaktischem Wissen, wie z.B. => Abriegelung der Staatsgrenze nach Grenzalarm, Verfolgung, Suche und Festnahme von Grenzverletzern und Fahrzeugkontrollen.

 

Gliederung des NVA - Kommando Grenze ab den 15. September 1961 bis 1971:

 

6x GBr - westlichen Staatsgrenze 

  • Grenzbrigade 3 mit Stab in Perleberg
  • Grenzbrigade 5 mit Stab in Kalbe/Milbe
  • Grenzbrigade 7 mit Stab in Magdeburg
  • Grenzbrigade 9 mit Stab in Erfurt
  • Grenzbrigade 11 mit Stab in Meiningen
  • Grenzbrigade 13 mit Stab in Rudolstadt  

 

3x GBr - Ring um Berlin 

  • Grenzbrigade 1 (ab 1. März 1966 „Grenzbrigade 13. August“) mit Stab in Berlin-Treptow
  • Grenzbrigade 2 mit Stab in Groß-Glienicke
  • Grenzbrigade 4 mit Stab in Potsdam (1966 aufgelöst) 

(Die Grenzbrigaden bestehen i.d.R. aus 3 GR mit je 2 GB und je 9 GK und einem GAB.)

 

1x GRr/GR - Grenze zur CSSR  

  • Grenzbrigade 12 mit Stab in Pirna (GS ab 21. August 1968 bis 15. September 1968, dann verstärkte GüW) 
  • Grenzregiment 19 mit Stab in Pirna (1966 als GAK neu gegliedert) 

 

1x GR - Grenze zur Volksrepublik Polen 

  • Grenzregiment 18 mit Stab in Frankfurt/Oder (1966 als GAK neu gegliedert) 

 

1 xGBr - Ostseeküste   

  • Grenzbrigade 6 "Küste" mit Stab in Rostock-Gehlsdorf  

Bronze-Medaillen als Ehrengeschenke der GBr-1 in Berlin-Treptow (mitte, anlässlich der Verleihung des Ehrenames "Grenzbrigade 13. August" zum 10. Gründungstag der NVA am 1. März 1966") und GBr-1 Groß-Glieneke (links und rechts) - (Privatartchiv d. Verf.)

 

Nach dem Mauerbau wurde allen politisch und militärisch Verantwortlichen in der DDR klar, dass die befestigte Grenze zur BRD und Berlin-West dauerhaft war. So zog die eigentliche, unmittelbare bauliche Sicherung an der Grenze eine nachhaltige und funktionierende Regimentsstruktur mit einer umfangreichen Infrastruktur nach sich.  Das in der DDR seit Beginn der 1960er Jahre verfolgte bautechnische Prinzip der radikalen Standardisierung hatte ein umfassendes Baukastensystem für den Wohnungs-, Gesellschafts- und Industriebau zum Ziel. Im Sinne dieser schnellen und systematischen Gebäudeherstellung lag die serielle Herstellung von Kasernenkomplexen ganz auf der Linie dieser DDR-Baupraxis. Die ab 1963/64 errichteten Stb.-Fertigteil-Typenbauten lösten die unzureichenden Mauer- und Holzbarackenbauten der frühen 1950er Jahre ab. Dennoch konnte man aus Kosten- und Zeitgründen auf die vorhandenen und bezogenen alten Kasernenstandorte natürlich nicht verzichten.

Die Führung des KGT mit ihrem Chef Oberst Erich Peter im Juni 1963 (v.l.n.r.: Kerber, Hartmuth, Greiner.Mai, Seyfert, Peter, Bürger, Knöfel und Rosenbusch in der 1. Reihe. 2.Reihe Pause, Börner, Achterberg, Beyer, Geßner, Schün, Strenberg und Feister. 3. Reihe Kuchmann, Riebisch Dr. Rißmann, Oelsner, Achilles, Schreiber, Helbig und Aleksander. (Privatarchiv des Verf.)  

 

Auf Grundlage der Konzeptvorstellung zur Reorganisation der Grenztruppen durch den Verteidigungsminister Armeegeneral Heinz Hoffmann im Rahmen der 36. Sitzung des NVR am 23. Oktober 1969 erfolgte am 1. November 1970 eine der gravierendsten Umgliederungen der GT, die im wesentlichen bis 1989 bestehen bleiben sollte. Dabei wurden die Grenzbrigaden in Grenzregimenter - die jeweils drei GB hatten - räumlich klar und einheitlich umstrukturiert. Unterstellt waren die GR den nun gebildeten zentralen drei Grenzkommandos Nord, Mitte und Süd. Alle drei Kommandos wurden durch das KGT in Pätz geführt. Sechs GR standen an der Staatsgrenze zur BRD, zwei zur Grenze West Berlin und jeweils ein Grenzabschnittskommando befand sich an der Grenze zur CSSR und zur VR Polen. Um optimalere Bedingungen für die durchgängige und enge Zusammenarbeit mit der jeweiligen SED-Kreisleitung zu gewährleisten wurde die lokale Trennung der Grenzregimenter an die Kreisgrenzen der DDR angelegt. 

 

Gliederung der Grenztruppen ab 1971: 

GrKdo Nord in Stendal

GrKdo Süd in Erfurt

GrKdo Mitte in Berlin-Karlshorst

6. GBK Küste in Rostock

GrAbs VR Polen in Frankfurt/Oder

GrAbs CSSR in Pirna 

 

Die Grenztruppen der DDR 1974-1990

Am 25. März 1982 verabschiedet die Volkskammer der DDR das Gesetz über die Staatsgrenze der DDR – das sogenannte „Grenzgesetzt“ - welche die bisherige Verordnung zum Schutz der Staatsgrenze aus dem Jahr 1964 und die Grenzordnung von 1972 modifizierte. Das neue Gesetzt soll die Unantastbarkeit und den völkerrechtlichen Status der Grenzen der DDR im aktuellen internationalen Kontext sowie die notwendigen neuen Anforderungen in der Zusammenarbeit zwischen den GT und den anderen staatlichen Organen der DDR gewährleisten.

Auf Grundlage von innerdeutschen Abstimmungen zwischen dem Generalsekretär der DDR – Erich Honecker - und dem CSU-Vorsitzenden – Franz Josef Strauß – im Jahre 1983 im Zusammenhang mit Kreditzusagen von BRD-Banken an die DDR bergen und demontieren die GT 1984/85 alle Boden- und SM-70-Minen im Bereich der Staatsgrenze zur BRD. Parallel zu diesen Demontagen erfolgt durch die DDR der Aufbau von pionier- und signaltechnisch moderneren Grenzsicherungsanlagen in diesen Grenzbereichen sowie an der Grenze nach Berlin (West). Durch die ständig zunehmenden Formen und Methoden zur Erfüllung der technischen Grenzsicherung wird Mitte der 1980er Jahre in der Richlinie 018/8/002 "Didaktik der Gefechtsausbildung in den Grenztruppen der DDR" die gestiegenen Anforderungen an die Ausbildung der AGT Rechnung getragen. 

Von nun an Die bisher praktizierte lineare Sicherung in unmittelbarer Grenzlinie wurde in eine wesentlich tiefergestaffelte Grenzsicherung gewandelt. Hierzu erfolgte auch die organisatorische Rücknahme der Bataillonssicherung in eine vorher schon einmal praktizierte Kompaniesicherung; entsprechend wurde wieder einmal – wie schon so häufig in der Entwicklung der GT zu beobachtende – Verantwortlichkeit der Dislozierung von Einheiten („Struktur 80“ => 17-20km Verantwortungsbereich der einzelnen Kompanien, 65-80km der Bataillone und 130-160km  der Grenzregimentern an der Staatsgrenze zur BRD). In diesem Zusammenhang steht auch die Auflösung des  GR-25 „Neidhardt von Gneisenau“ in Oschersleben (dieser Ehrenname war der einzige preußische in den GT) im Jahre 1985. Hier wurden die Dislozierungen gegenüber des Grenzabschnitts im Bereich von Braunschweig zwischen dem GR-20 und -23 neu aufgeteilt und somit verdichtet. Im Zeichen des politischen Umbruchs und der Abrüstungsinitiativen steht die Herauslösung und Umstrukturierung der GT aus dem Bestand der NVA. Mit der Auflösung von 2 Grenzkommandos (GKN und GKS) an der Staatsgrenze zur BRD wurden Mitte 1989 6 Grenzbezirks- und 16 Grentkreiskommandos sowie 2 Grenzausbildungszentren gebildet. Mit der Umstrukturierung sollt der gesamte Personalbestand verringert werden, und parallel die Mitverantwortung der einbezogenen weiteren Bewaffneten Organe der DDR im Vorfelde des Grenzgebietes sowie die Grenzkompaniedichte von 93 auf 107 Einheiten erhöht werden. Im Durchschnitt sollten damit die GK-Grenzabschnitte von durchschnittlich 15 auf 13 km verkürzt werden. Eine einheitliche und durchgängige Realisierung konnte sich aber bis Ende 1989 nicht mehr entfalten. Zu Ende der 1980er Jahre unterstanden den GT unter dem Dach des MfNV rund 47.000 Mann. Nach den außergewöhnlich friedlichen Vorgängen zur Grenzöffnung am 9. November 1989 in berlin bracht die Befehlsgewalt und die Truppenmoral auseinander. bereits zu Jahresbeginn 1990 beschloss die neue DDR-regierung unter Hans Modrow die Truppenreduzierung um 50%.. Der Versuch, unter der Leitung des neuen Chef der GT - Generalmajor Dieter Teichmann - einen DDR-Grenzschutz aufzustellen scheiterte schon im Frühjahr 1990. Am 26. Juni 1990 erfolgte die Einstellung der Grenzüberwachung am innerdeutschen Grenzverlauf und am 21. September d.J. erfolgte der Befehl zur GT-Auflösung.

Dislozierungen vor und nach der Reorganisation der GT der DDR im Jahre 1989. (Grafik mit freundlicher Genehmigung der Privatsammlung F. Kursawe. Hintergrundkarte mit Darstellung der Militärbezirke der DDR aus "Handbuch der bewaffneten Organe der DDR" Seite 516.) 

 


Politische Verwaltung Kommando Grenztruppen

1601 Pätz, An der F179, PF 16601, Siegelcode (?)

 

Haus der Grenztruppen (HdGT), Pätz

1601 Pätz, An der F179, PF 18165, Siegelcode (?)

 

Neben der direkten Kommandoeinheiten in Pätz und der direkt unterstellten Ausbildungsstätten der Grenztruppen der DDR gab es eine Vielzahl von militärischen Verbänden mit speziellen Aufgaben. Im KGT trugen diese Verbände immer die Ordnungszahl "16", der Verfasser bittet um Ihre Unterstützung zur Vervollständigung der folgenden Angaben der Spezialeinheiten und der jeweiligen Dislozierungen im KGT:

 

Dienststandort Pätz (1601 Pätz, An der F 179): 

Stab- und Versorgungsbataillon 16 (StVB-16), Siegelcode (?)

Wach- und Sicherungsbataillon (WSB-16), Siegelcode (?)

Wartungskompanie 16 (WK-16), Siegelcode (?)

Stabsmusikkorps (StM),Siegelcode (?)

Politische Verwaltung KGT (PV), Siegelcode (?)

Militärstaatsanwalt (MSTA), Siegelcode (?)

Funkdienst 16 (FuD-16 - Truppe 1-8 Grenze zur BRD u. -9 im GR-34, Truppe bestehend aus 1 Fähnrich, 2x BU u. 4xUAZ), 

Rechenzentrale 16 (RZ-16), Siegelcode (?)

Kfz-Kompanie 16 (KfzK-16), Siegelcode (?)

 

Weitere Dienststandorte: 

Kommandonachrichtenzentrale 16, 1601 Motzen, Waldstraße, PF 18162 (Siegelcode 946)

Wartungskompanie 16, 1601 Motzen, Waldstraße, PF 18119, Siegelcode (?) 

UvD- und OvD- Wachkompanie, Motzen (?) 

Schule f. Diensthundewesen, 1500 Potsdam-Sago, Michendorfer Chaussee, PF 32164, Siegelcode (?)

Nachrichteninstandsetzungskompanie, Magdeburg (?)

Funkaufklärungstrupp 6, 6102 Römhild, (?)

Funkaufklärungstrupp 9, Groß Glienicke, (?)

Pionierwerkstatt 16, 3019 Magdeburg, August-Bebel-Damm, PF 79235, Siegelcode (?)

Versorgungslager 16, 3504 Tangermünde, Arneburger Straße 37, PF 79252, Siegelcode (?)

Versorgungslager 36, 1501 Neuseddin, Wildenbruch/Bergheide, PF 18129, Siegelcode (?)

Versorgungslager 46, 6908 Kahla, Ölwiesenweg 1, PF 18146, Siegelcode 940

Bekleidungs- und Ausrüstungslager 36, 1197 Berlin-Johannisthal, PF (?), Siegelcode (?)

Gästehaus des KGT, 1604 Groß Köris, Berliner Straße 40, PF 81043, Sigelcode (?)

Propagandakompanie (PrK-16), 1601 Schenkendorf, Mittenwalder Straße 34, PF (?), Siegelcode (?)

Ledigenwohnheim (WH), 1602 Schenkendorf, (?)

Naherholungszentrum Albersdorf (?)

Naherholungszentrum Zichtau (?)

Naherholungszentrum Bensdorf (?)

Naherholungszentrum Wildenbruch (?)

Pionierferienlager, 1604 Streganz (?)   

 


Quellen:  

- Mj. Dr. W. Hanisch "Grenzsicherung und Grenzpolizei der DDR", Militärhistorisches Institut der DDR, Potsdam 1974, 

- "Informationen zu Problemen der Gefechtsausbildung in den GT" Herausgeber Stellvertreter d. Cehfs GT und Chefs Ausbildung - 1986, 

- "Berufsbilderkatalog" Ausgabe 1988 - Herausgegeben vom MfNV Chef Kader

- Peter Joachim Lapp "Gefechtsdienst im Frieden", Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1999

- Jürgen Ritter und Peter Joachim Lapp "Die Grenze", Ch. Links Verlag, Berlin 2006

- T. Diederich "Handbuch der bewaffneten Organe der DDR" Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg 2007

 

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