Offiziershochschule der Grenztruppen "Rosa Luxemburg", Suhl (Bez. Suhl)
Vormals DGP-Zentralschule in Sondershausen und OHS-Plauen (seit 02.12.1963 in Plauen und seit 05.09.1984 in Suhl) - 6000 Suhl, Friedberg, PF 79292 - Siegelcode "989"
Der Ehrenname "Rosa Luxemburg" wird der GT-OHS am 1. März 1964 verliehen.
Kommandeure:
Generalmajor Herrmann Gartmann (1963-1964)
Oberstleutnant Erwin Ring (1964)
Oberstleutnant Fritz Rothe (1964-1965)
Oberstleutnant Manfred Schreiber (1965)
Oberst Heinrich Stock (1965-1969)
Generalmajor Werner Ebertz (1969-1982)
Generalmajor Harald Bär (1982- 28.08.1987)
Generalmajor Heinz Janshen (01.09.1987-30.9.1990)
Erste Schuleinrichtungen der GP / DGP
Im Zuge der generellen Zentralisierung der Exekutivkräfte löst der Präsident der DVdI im November 1948 die Grenzpolizei aus der Verfügungsgewalt der Länder heraus und unterstellt diese der neuen HA Grenzpolizei in der DVdI. Seitdem kann eine intensive und zielgerichtete Grenzfachausbildung beginnen. Allerdings bestehen noch keine Offiziersschulen. Die Möglichkeiten zur Qualifizierungen ergeben sich zunächst im autodidaktischem Lernens mit dem Erwerb des Abzeichen "Für Gutes Wissen" und Teilnahmen von zentral geführten Lehrgängen an den Landesschulen der DVP. Mitte August 1949 wird zunächst nur in Thürigen und Sachsen-Anhalt je eine spezielle Einheit als Ausbildungs- und Reserve-Grenzbereitschaft gebildet. Ihre Standorte erhalten diese Einheiten in Sondershausen (1. Februar 1951) und in Aschersleben. Aus ihnen geht einige Jahre später die Lehranstalten der DGP un der DVP heraus. Die Ausbildungsstätte für Diensthundeführer befindet sich in Bautzen.
Am 20. Mai 1952 kann der erste Offiziersanwärterlehrgang von 18 Monaten Dauer mit drei Ausbildungskompanien (ca. 100 Mann zzgl. Kompanieführung) an der Zentralschule der DGP in Sondershausen seinen Dienst beginnen. Kurz darauf entstehen im Jahre 1955 die Politoffiziersschule der DGP in Groß-Glienicke und zwei weitere Standort Offiziersschulen in Glöwen (1958 als Ersatz für Sondershausen) und Weimar (1959). Die Leitung der Politschule übernimmt Major Helmut Bartz und sein Stellvertreter für die politische Arbeit bzw. als Parteisekretär Major Gerhard Lorenz, der später als General einen GT-Verband führt. Die Ausbildungsteilnehmer der Offizierslehrgänge in Sondershausen sind bewährte Uffz. mit praktischen Diensterfahrungen von durchschnittlich drei Jahren. Das Ausbildungsziel ist die Führung des Grenzdienstes im Abschnitt eines Grenzkommandos. An der Politschule in Groß-Glienicke erhalten die Politoffiziere der DGP eine zentrale und systematische Ausbildung durch die Politkader der DGP.
GM Hermann Gartmann (2. v.l.) als Chef der HVDGP nimmt die Meldung des Leiters der Lehranstalt (DGP-Zentralschule "Karl-Günther-Kaserne") - Oberst Kröber - in Sondershausen am 11. November 1955 ab. ( Privatarchiv d. Verf.)
Die zentrale Offiziershochschule der Grenztruppen der DDR
Ab den 2. Dezember 1963 werden die zukünftigen Berufsoffiziere für Grenzsicherung sowie Politoffiziere an der Offiziersschule der GT in Plauen zentral ausgebildet. Parallel wird am 1. September 1964 an der Militärakademie "Friedrich Engels" in Dresden die Fachrichtung "Kommandeure und Stabsoffiziere der Grenztruppen" eingerichtet. In Erinnerung an Rosa Luxemburg - eine der ersten weiblichen Marxisten in Deutschland – wird der Offiziershochschule der Grenztruppen der DDR am 1. März 1964 der Ehrenname "Rosa Luxemburg" verliehen. Schon am 1. Mai 1964 nehmen Offiziersschüler der OHS erstmals an einer Ehrenparade in Berlin teil. Im Februar wird der OHS der VVO in Gold verliehen. Im Dezember 1984 folgt die Verleihung des Scharnhorst-Ordens. Am 5. September 1984 beginn der Studienbetrieb der OHS im neuem Ausbildungskomplex auf dem Friedberg in Suhl, dieser Standort bleibt bis zur Übergabe der Dienstgeschäfte durch den OHS-Kommandeur an das Auflösungs- und Rekultivierungskommando des Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung (Dienststelle Suhl) am 27. September 1990 erhalten.
Rosa Luxemburg Denkmal mit Bronzebüste von Walter Arnold (1964) in Plauen. Das Denkmal wird beim Umzug (1984) nach Suhl mit einem neuen Sockel vor dem Auditorium Maximum stehen. Rechts, das Großsiegel eines Stabsangehörigen der Offiziershochschule, kurios ist die fehlerhafte Ausschreibung des Ehrennamens "Luxenburg" anstatt "Luxemburg". (Privatarchiv d. Verf.)
Feierliche Marschformation der nach vier Studienjahren frisch ernannten Leutnante an der Ehrentribüne auf der Engelstraße um 1980 (Privatarchiv des Verf.)
Kranzniederlegung zur Ernennung von Fähnrichen an der OHS in Suhl am Ehrenmahl von Rosa Luxemburg nach dem Umzug (1984) der OHS nach Suhl mit einem neuen Sockel vor dem Auditorium Maximum. (Privatarchiv d. Verf.)
Die Offiziere (Diplom) und Fähnriche (Fachschulabschluss) der GBK - abgesehen von den Linieneinheiten (GK der 6. GBK) werden wiederum mit den Schülern der Volksmarine an der Offiziershochschule "Karl Liebknecht" in Stralsund (Schwedenschanze) ausgebildet. Die Ausbildung von militärmedizinischen Berufskader der GT wird im Übrigen analog der anderen Teilstreitkräfte der NVA an den zentralen Einrichtungen des Medizinischen Dienstes der NVA durchgeführt.
Offiziersschüler der OHS der VM "Karl Liebknecht" bei der Ehrenparade anlässlich des 50. Jahrestags der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution in Berlin im November 1967, unter ihnen Angehörige der GBK. (Privatarchiv d. Verf.)
Nach den Beginn der Ausbildung nach dem Hochschulprogramm im September 1970 wird am 25. Februar 1971 der Offiziersschule der Hochschulstatus (Diplomrecht, ab den 10. März 1982 und Beginn der Vierjahresausbildung mit Diplomabschluß ab 1. September 1983) verliehen. Die Offiziersschüler im 1. Ausbildungsjahr sind 18-23 Jahre alt. Das Ausbildungsprogramm in 23 Studienbereiche (Lehrstühle) umfasst:
- Gesellschaftswissenschaften,
- grenztaktische und grenztechnische Ausbildung,
- ingenieurtechnische Grundlagen,
- mathematisch-naturwissenschaftliche und
- fremdsprachliche Ausbildungen
Die Absolventen verlassen ihre Ausbildung in der Regel mit dem Dienstgrad "Leutnant". Jahrgangsbeste (ausgezeichnete Absolventen) verlassen die Lehranstalt im Dienstgrad Leutnant und erhalten einen Offiziersdolch mit Gravur (Ernennung direkt durch den MfNV). Berufsoffiziere der Grenztruppen der Studienrichtung Kommandeure "Grenzsicherung"werden in ihrer ersten Dienststellung als Zugführer in einer Grenzkompanie eingesetzt. Offiziersabsolventen der Studienrichtung "Gesellschaftswissenschaften" werden wiederum nach ihrer Ausbildung als "Politoffizier" in den GK eingesetzt. Nach dem 4. Ausbildungsjahr erhalten die Absolventen - seit dem 15. August 1987 - neben den ersten Offiziersdienstgrad akademische Grade (Diplomingenieurpädagoge oder Diplomgesellschaftswissenschaftler). Haben sich die jungen Offiziere in ihrer ersten Dienststellung Erfahrungen angeeignet und ihre politischen, militärischen und spezialfachlichen Kenntnisse gefestigt, können sie als Stellvertreter des KC oder als KC selbst eingesetzt werden. In der weiteren Entwicklung ist der Einsatz im Stab möglich.
Marschformation zum Appell zur Ernennung von Offizieren in der OHS in Suhl zu Mitte der 1980er Jahre. (Privatarchiv d. Verf.)
Ernennungsurkunde zum Offizier im August 1988. (Privatarchiv d. Verf.)
Darüber hinaus werden schon während des Studiums geeignete Offiziersschüler ausgewählt, die im Verlaufe einer mehrjährigen Tätigkeit in einer Grenzkompanie für den Einsatz als Ausbilder an einer der Lehreinrichtungen bzw. in einem Ausbildungsregiment der Grenztruppen vorbereitet werden. Je Ausbildungsjahrgang unterteilen sich die Ausbildungskompanien (ABK) in 1x Politoffiziers- und in 2x Kommandeurslaufbahn. Die ABK sind in 4 Züge untergliedert, von denen immer der 1. Zug der sogenannte "Berlin-Zug" ist. In den Ausbildungsjahrgängen finden sich übrigens auch immer wieder Angehörige der Paßkontrolleinheit der HA VI des MfS.
Im Lehrjahr 1973/74 erfolgt erstmals die Ausbildung von GT-Offizieren auf Zeit (OaZ). Je Ausbildungsjahrgang gibt es einen Zug Offz. auf Zeit (OaZ), die in einem Jahr das Studium auf der OHS absolvierten und dann als Unterleutnant 3 Jahre im Truppendienst dienten, ab 1982 mindestens vier Jahre. Unterleutnante der NVA sind in der Regel keine Berufsoffiziere, sondern Zeitsoldaten. Im Truppendienst werden die Unterleutnante in der Dienststellung des Zugführers eingesetzt.
Ausbldung von AGT der OHS "Grenzssicherung" im 3. Studienjahr (1988) im Grenzdienstzimmer der 2. GK am Rechner gestütztem Geländemodell in Suhl. (Privatarchiv d. Verf. - Quelle: WPE/Michna)
Die OHS pflegt Patenschaftsverträge mit der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, der Pädagigischen Hochschule in Erfurt, der Technischen Hochschule in Ilmenau und mit dem Patenbetrieb VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk "Ernst Thälmann" in Suhl.
1987 werden afghanische Offiziersschüler für einige Wochen zur Aus- und Weiterbildung auf der OHS/GT untergebracht und von regulären Ausbildern der OHS/GT betreut. Im Bildhintergrund ist das Audi Max und links etwas vom Lehrgebäude zu sehen. Zu den deutschen Offiziersschülern gibt es jedoch nahezu kein Kontakt. Die Unterbringung ist getrennt, die Verpflegung und die Ausgangszeiten zu anderen Zeiten eingeteilt. Beim Ausgang tragen die afghanischen Militärangehörigen immer Zivil. (Privatarchiv d. Verf.)
Am 1. September 1985 erfolgt erstmals bei den Grenztruppen der DDR die Immatrulierung des 1. Studienjahrs für weibliche Offiziere (als zusätzliche ABK mit dem Ausbildungsprofil "Politoffizier"). Zukünftig sollen alle vier Jahre ein weiterer weiblicher Lehrgang folgen. Die ersten Absolventinnen wurden im August 1989 zu Offizieren der GT ernannt. Die Bildung eines zweiten weiblichen Lehrgangs für das Jahr 1990 erübrigte sich durch die politischen Ereignisse im November 1989 in der DDR.
Weibliche Offiziersschüler (1. Studienjahr - August 1985) im Ausbildungskabinett "Nachrichten" (im Hintergrund ist der Ausbildungsplatz "Nachrichtenverbindungen der GK-Führungsstelle" zu erkennen) der OHS "Rosa Luxemburg". Im Jahr 1985 wurden an der OHS der Grenztruppen der DDR erstmals weibliche Offiziersschüler in der Laufbahn "Politoffizier" ausgebildet. Nach den Plänen des KGT sollten alle vier Jahre eine weibliche Ausbildungskompanie gebildet werden. (Privatarchiv d. Verf.)
Vorbeimarsch von weiblichen Offiziersschüler im 1. Studienjahr im Jahre 1985. (Privatarchiv d. Verf.)
Seit dem 2. Ausbildungshalbjahr 1986 erfolgen auf Befehl des Chef der GT kompanieweise Verstärkungen der Grenzssicherung ausserhalb des Schutzstreifens in den GR durch Offiziersschüler. Ab 1987 erfolgen Einsätze zur verstärkten Grenzsicherung im GKM. Vom 15. September bis zum 16. Oktober 1989 werden 110 AGT der Fachrichtung "Fähnrich" der 16. und 18. ABK der OHS zur Verstärkung der Grenzsicherung an der Grenzbrigade zur CSSR eingesetzt. Die OHS-Kräfte (3. und 4. Studienjahr), die bei der Teilnahme an den drei Marschblöcken an der Ehrenparade zum 40. Jahrestag der DDR in der Hauptstadt der DDR teilnehmen verbleiben zur Sicherung der Staatsgrenze zu West-Berlin vom 7. Okober bis 25. November 1989 in und um Berlin (Unterkunft in einem Pionierferienlager in der Nähe von Königswusterhausen).
Urkunde zur Teilnahme an der Ehrenparade der NVA zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. Oktober 1989 in der Hauptstadt der DDR. Der Offiziersschüler verblieb im Umkreis von Berlin und wurde im Oktober und November 1989 mit seinen Ausbildungskameraden bei der verstärkten Grenzsicherung eingesetzt. (Privatarchiv d. Verf.)
Am 13. November 1989 werden diese Kräfte für vorbildliche Sicherung der Grenzöffnung durch den Chef der GT ausgezeichnet. Zeitgleich erfolgt in Suhl die Gründung einer Arbeitsgruppe zur Erwarbeitung einer Konzeption über die zukünftige Aus- und Weiterbildung von Berufskadern des "Grenzschutzes der DDR an der OHS". Die neu aufgestellte Arbeistsstruktur wird ab den 1. März 1990 regulär durchgeführt. Im Juli 1990 erfolgt ein Arbeitsbesuch einer OHS-Delegation an der Grenzschutzschule des BGS in Lübeck. Im August 1990 erfolgt für 244 Teilnehmer ein Einweisungslehrgang "Grenzpolizeiwesen" durch den BGS. Am 3. August 1990 erfolgt letztmalig die feierliche Diplomvergabe mit Offiziersernennung und Exmatrikulation; 122 Absolventen des Studiengangs 1986-1990 erhalten das Abschlussdokument als Diplomingenieurpädagioge und 50 junge Offiziere werden als Diplompolitikwissenschaftler verabschiedet. Am 30. September 1990 endet der Ausbildungsbetrieb an der OHS.
Wissenschaftspreis der GT-OHS in Suhl (Einführung am 1. Juli 1987). Dem Verfasser sind ausschließlich zwei Verleihungen der Ausbildungsjahre 1988 und 198nbekannt. Im Jahre 1988 erhält ein Lehroffizier für Nachrichtensyteme den Preis für seine Arbeit an Lichtwellenleitersensorik. 1989 folgt die zweite Verleihung an einem OHS-Absolventen. (Privatarchiv d. Verf.)
Erstverleihungsurkunde des Wissenschaftspreis der GT-OHS in Suhl mit Verleihung im August 1988 gemäß Befehl Nr. 41/88 des Kommandeur der OHS an einem Lehroffizier für Nachrichtensyteme. (Mit freundlicher Genehmigung des Preisträgers)
Musikkorps der Offiziershochschule der Grenztruppen
Plauen (später Suhl)
Formation des Stabsmusikkorps der Grenztruppen der DDR - im Vordergrund der Dirigent Hans-Jürgen Rohland - auf dem Plattencover der LP "...daß sicher sei, was uns lieb ist" des VEB Deutsche Schallplatten Berlin DDR anlässlich des 40. Jahrestags der Grenztruppen der DDR. Darunter: "Als Zeichen der Anerkennung hervorragender militärischer Verdienste" verleiht der Ministerrat der DDR dem Stabsmusikkorps der Grenztruppen der DDR anlässlich des 26. Jahrestags der Grenztruppen am 01.12.1977 den Kampforden für Verdienste um Volk und Vaterland in Bronze. (Privatarchiv d. Verf.)
Haus der Grenztruppen
6000 Suhl, Friedberg, PF 32157